Kamerun
Bevor es entgleist
In Kamerun bleibt die Lage auch nach den Wahlen angespannt. Ein Ausweg aus dem Konflikt zwischen englisch- und französischsprachigen Bevölkerungsgruppen ist nicht in Sicht. Derweil nimmt die Gewalt zu. Hinter der Krise steckt mehr als ein Streit der Sprachen und Kulturen. Die Partner des ZFD setzen sich unermüdlich für Frieden ein.
Prävention stellt Weichen
„Gerade in der jetzt aufgeheizten Situation in den anglophonen Gebieten ist es wichtig, Informationen zu prüfen und sich bewusst zu sein, wie Medien die Stimmung in der Bevölkerung durch ihre Berichterstattung positiv oder negativ beeinflussen können.“ Joseph Obi, Voice of Manyu Community Radio
Wie ist die Lage?
Kamerun galt lange als relativ stabiles Land. Doch seit einigen Jahren wird der Norden von der Miliz Boko Haram terrorisiert. Seit Ende 2016 kommt es zudem im Westen des Landes zu gewaltsamen Konflikten. Nachdem separatistische Gruppen im Oktober 2017 die Republik „Ambazonien“ ausriefen, nehmen Gewalt und Repressionen in Kamerun zu. Vordergründig geht es hierbei um einen Sprachen- und Kulturenstreit zwischen den englisch- und französischsprachigen Teilen des Landes. Die englischsprachige Minderheit fühlt sich benachteiligt. Hinter den Kulissen sorgen Armut, soziale Ungerechtigkeit, Landkonflikte und Arbeitslosigkeit schon länger für Unzufriedenheit in der kamerunischen Bevölkerung. Das betrifft vor allem die Jugend. Die Wiederwahl Paul Biyas im Oktober 2018 konnte die aufgeheizte Stimmung im Land nicht beruhigen, im Gegenteil – die Situation eskaliert weiter.
Wo brennt's?
Die Fronten zwischen den Bevölkerungsgruppen sind verhärtet. Die Regierung geht mit harter Hand gegen Aufständische vor. Es bilden sich vermehrt bewaffnete Gruppen, die ihre Interessen mit Gewalt durchsetzen wollen. Schätzungsweise 30.000 Menschen sind bereits außer Landes geflohen, etwa 400.000 suchen in anderen Landesteilen Kameruns Schutz. Dabei gilt es bereits, die rund 340.000 Geflüchteten aus Nigeria und der Zentralafrikanischen Republik zu versorgen. Jugendliche resignieren und geraten vermehrt in die Fänge von Extremisten. Auch die Medien stehen unter Druck. Kritische Journalistinnen und Journalisten werden oft suspendiert oder verhaftet. Eine ausgewogene Berichterstattung ist kaum möglich. Dabei ist genau sie jetzt wichtig, um Konflikte zu deeskalieren und weiterer Gewalt vorzubeugen.
Was wirkt?
Vor allem zivilgesellschaftliche Organisationen bemühen sich um Frieden. Die presbyterianische Kirche Kameruns (PCC) hat gemeinsam mit dem ZFD das Cameroon Community Media Network (CCMN) aus der Taufe gehoben. Das Netzwerk fördert einen konfliktsensiblen Journalismus, um den gesellschaftlichen Dialog wieder anzuschieben und Gewalt zu verhindern. Es schafft ein Gegengewicht zum verbreiteten „Gombo-Journalismus“, durch den man sich die Gunst der Medien erkauft und Gegner diffamiert. Bereits 75 Medien und Organisationen haben sich dem CCMN angeschlossen. Sie arbeiten für Demokratie und Meinungsfreiheit und stemmen sich gegen die Instrumentalisierung der Medien.
Mit dem Projekt #elections2018 haben das CCMN, Prof. Steven Youngblood aus den USA und ZFD-Fachkraft Alexander Vojvoda mehr als 120 Journalistinnen und Journalisten auf die Wahlberichterstattung vorbereitet. Wie der Friedensjournalismus konkret wirkt, beschreibt Rose Akweba Obah, Leiterin von CBS Radio Bamenda an Beispielen aus der Arbeit des Senders. Und auch die Jugend steht im Fokus der Friedensarbeit. Warum sich frustrierte Jugendliche bewaffneten Gruppen anschließen und wie das verhindert werden kann, erläutert Dupleix Kuenzob vom ZFD-Partner Dynamique Mondiale des Jeunes (DMJ).
Wie geht es weiter?
Lesen Sie im Interview mit Reverend Geraldine Fobang, Präsidentin des CCMN Südwest, wie die Situation in Kamerun nach den Wahlen aussieht, welche Rolle die Zivilgesellschaft und die Unterstützung des ZFD bei der Gewaltprävention spielen und welchen Ausweg sie aus den Konflikten sieht.
Der Zivile Friedensdienst engagiert sich in Kamerun mit 14 Fachkräften von zwei Trägern. Das hier vorgestellte Projekt wird von Brot für die Welt durchgeführt.