Impuls Kamerun
„Eine weitere Eskalation kann verhindert werden,
wenn der Dialog aufrechterhalten und von einer vermittelnden Instanz begleitet wird. Es bedarf einer Mediation, um den Fortgang der Krise einzudämmen“, sagt Rev. Njwie Geraldine Fobang, Präsidentin der ZFD-Partnerorganisation Cameroon Community Media Network (CCMN).
Reverend Njwie Geraldine Fobang ist Pastorin in der presbyterianischen Kirche in Kamerun (PCC). Sie ist Präsidentin des Cameroon Community Media Network (CCMN) und leitet das Christian Broadcasting Service Radio Buea, FM 95.3. Das Netzwerk CCMN fördert die Kompetenzen und Rechte von Journalistinnen und Journalisten der Community-Medien in Kamerun. Es unterstützt Medienhäuser dabei, die Kommunikationsbedürfnisse der Gemeinden zu bedienen und Friedensjournalismus zu etablieren. Als Präsidentin des CCMN organisiert und moderiert Geraldine Fobang Workshops zu konfliktsensiblem und Friedensjournalismus. Derzeit unterrichtet sie Reporterinnen und Reporter der Gemeindemedien in ausgewogener Wahlberichterstattung.
Welche Rolle nehmen zivilgesellschaftliche Organisationen in Kamerun bei der Gewaltprävention ein?
Zivilgesellschaftliche Organisationen können Friedensgespräche voranbringen, indem sie allen Seiten eine Stimme geben. Das hilft, Vertrauen aufzubauen und Verhandlungen positiv zu gestalten. Die Friedensbotschaften, die wir über unseren Sender CBS Radio Buea verbreiten, tragen seit Oktober 2017 dazu bei, in Buea und den umliegenden Gemeinden Verständnis für Friedensthemen zu schaffen. Dies führte dazu, dass die Menschen in Buea in keine größeren Konflikte oder gewalttätigen Aktivitäten im Zusammenhang mit der anglophonen Krise in der Südwest-Region verwickelt waren. Auch Konflikte um Land, die früher im Bezirk Fako verbreitet waren, sind heute passé. Derzeit arbeiten wir daran, den Empfangsbereich auch auf Meme auszudehnen, wo es viele Konflikte gibt. Zum anderen hat CCMN durch Trainings dazu beigetragen, Friedensjournalismus als Alternative zum konventionellen Journalismus zu etablieren. Wir arbeiten daran, den üblichen Hassreden friedensjournalistisch aufbereitete Inhalte gegenüberzustellen. All dies hat den gegenwärtigen Konflikt deutlich entschärft.
Wie haben Sie die Themen Frieden und Gewaltprävention in Ihre Arbeit integriert?
Wir haben Frieden zum Querschnittsthema gemacht, das in all unseren Programmen rund um die Uhr aufgegriffen wird. Indem wir Alternativen zur Gewalt aufzeigen, wirken wir deeskalierend und fördern friedliche Formen der Auseinandersetzung. Zurzeit erarbeiten wir ein Programm mit dem Titel „Quater Talk“ (etwa: „Talk aus dem Viertel“): Eine Radiocrew geht mit ihrem Equipment in die Gemeinden, auch direkt in die Konfliktgebiete. Von dort senden wir und lassen die Menschen zu Wort kommen. Dadurch werden die Gemeinden auch von politisch Verantwortlichen gehört, was Konflikte positiv beeinflussen kann.
Was sind die wichtigsten Aufgaben des CCMN?
Im Rahmen des Netzwerks CCMN untersuchen wir die Konflikte in Kamerun, insbesondere in den Regionen Südwest und Nordwest. Unsere vordringliche Aufgabe ist es, Konflikte zu bearbeiten und Friedensjournalismus zu etablieren. Dies gelingt uns durch die Art und Weise, wie wir über Ereignisse berichten, die mit dem Konflikt zusammenhängen. Wir sorgen dafür, dass keine aufstachelnden Wörter verwendet werden, und bemühen uns um eine ausgewogene Berichterstattung. Wir berichten aus einer unabhängigen Perspektive, damit die beteiligten Akteure den Konflikt aus einer neuen Perspektive betrachten können.
Der Konflikt in Kamerun wird immer gewaltvoller. Welchen Ausweg sehen Sie?
Eine weitere Eskalation kann verhindert werden, wenn der Dialog aufrechterhalten und von einer vermittelnden Instanz begleitet wird. Es bedarf einer Mediation, um den Fortgang der Krise einzudämmen. CBS Radio und CCMN bieten allen Beteiligten und Betroffenen ein Forum, ihre Beschwerden und Ansichten zu äußern, so dass die Mächtigen ihre Belange und Forderungen kennenlernen. Wir können einen weiteren Beitrag zur Deeskalation leisten, indem wir friedenspädagogische Gespräche und Berichte über unseren Radiosender übertragen. Es besteht die Notwendigkeit, den „nationalen Kuchen“ gerechter zu verteilen und mehr Anglophone in die Entscheidungsfindung einzubeziehen.
Wie könnte Sie der ZFD noch stärker unterstützen?
Mit mehr Unterstützung durch den Zivilen Friedensdienst könnten wir landesweite Fortbildungen für Journalistinnen und Journalisten anbieten. Mit Blick auf die anstehenden Regionalwahlen bleibt die adäquate Wahlberichterstattung ein Schwerpunktthema. Darüber hinaus könnte das CCMN seine Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen ausbauen und die in der Nach-Wahlphase erforderliche Friedensarbeit intensivieren. Wir könnten außerdem ein landesweites Netzwerk aufbauen, das Friedensjournalismus als dauerhafte Alternative in der Medienlandschaft Kameruns etabliert.
Wie wirken sich die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl im Oktober 2018 auf den Friedensprozess aus?
Die Bekanntgabe von Paul Biya als Sieger der Präsidentschaftswahl hat in der Gesellschaft viele Stimmen verstärkt, die zu gewalttätigen Demonstrationen aufrufen, welche landesweit eskalieren könnten. Das Wahlergebnis verstärkt die Kluft zwischen den Bevölkerungsgruppen in Kamerun und bringt einen positiven Wandel unserer Gesellschaft zum Erliegen. Insbesondere separatistische Gruppen in den anglophonen Regionen hatten gehofft, dass ein neuer Präsident offener für einen Dialog und eine friedliche Lösung im andauernden Konflikt sein würde. Das erklärte Wahlergebnis hat diese Hoffnung gedämpft und zu einer Zunahme der Gewalt geführt.