Guinea
Schlechte Regierungsführung, Armut, Perspektivlosigkeit. Immer mehr Menschen in Guinea gehen auf die Straße. Oft eskalieren die Proteste. Der ZFD hilft, Gewalt vorzubeugen. Im Fokus steht der Dialog zwischen Sicherheitskräften und Zivilgesellschaft.
Worum gehts?
Autoritäre Regime haben Guinea jahrzehntelang herabgewirtschaftet. Schwere Menschenrechtsverletzungen wurden bis heute kaum aufgearbeitet. Mit dem Übergang von militärischer zu ziviler Regierung Ende 2010 war die Hoffnung auf Rechtsstaatlichkeit, wirtschaftliche Entwicklung und gesellschaftliche Aussöhnung verbunden. Politische Unruhen, staatliche Willkür, Korruption, Gewalt gegen Zivilbevölkerung und Opposition sowie gewaltsame Konflikte sind jedoch weiter an der Tagesordnung. Großes Konfliktpotential liegt aber in der allgemeinen Frustration wegen der schlechten Lebensbedingungen und der damit verbundenen Perspektivlosigkeit. Vor allem Guineas Jugend ist nicht bereit, dies länger tatenlos hinzunehmen. Die Jahrzehnte der Unterdrückung haben ein Klima der Gewalt hinterlassen. Wenn gewaltbereite Demonstrant*innen auf nicht minder gewaltbereite Sicherheitskräfte prallen, eskaliert die Situation schnell.
Wie weiter?
Damit der Unmut nicht in Gewalt umschlägt, braucht es mehr Demokratie, mehr Dialog, mehr wirtschaftliche Entwicklung – und Strategien, die Gewalt vorbeugen. Hier wirkt der Zivile Friedensdienst. Im ZFD-Programm „Demokratie ohne Gewalt“ hat die „Nationale Friedenskoalition“ ein landesweites Netzwerk zur Prävention von Gewalt durch zivile Konfliktbearbeitung aufgebaut. Es vermittelt in kommunalen Konflikten mit ethnischen, religiösen, politisch-militärischen und wirtschaftlichen Hintergründen. Einer der Schwerpunkte ist der Dialog zwischen Sicherheitskräften und militanten Gruppen in Kooperation mit einem Netzwerk ehemaliger Straßenkämpfer, der „Jugend für Demokratie und Entwicklung“. In Workshops lernen junge Protestierende wie sie ihren Frust gewaltfrei und öffentlichkeitswirksam äußern können und wie sie, Konflikte deeskalieren. „Gendarmerie und gewaltbereite Jugendliche standen sich mit Pistolen und Steinschleudern gegenüber. Nun sitzen sie gemeinsam am Tisch und reden miteinander“, sagt ZFD-Fachkraft Susanne Souaré.
Was zählt?
Zusammen mit der Nationalen Friedenskoalition hat der ZFD ein landesweites Netzwerk zur Prävention von Gewalt aufgebaut. 35 ehemals militante Gruppen haben sich in einem Jugendverband zusammengeschlossen, den der ZFD begleitet. In allen Regionen und Städten arbeiten Friedenskomitees, die aus angesehenen Mitgliedern der Gemeinde mit unterschiedlichem sozialen, ethnischen und religiösen Hintergrund bestehen. Sie regeln Konflikte gewaltfrei und verhindern gewaltsame Eskalationen.
Der Zivile Friedensdienst engagiert sich in Guinea mit zwei Fachkräften des Weltfriedensdienst e.V.

Ziviler Friedensdienst
Der ZFD ist ein Programm für Gewaltprävention, zivile Konfliktbearbeitung und Friedensförderung. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen setzen sich neun deutsche Friedens- und Entwicklungsorganisationen für eine Welt ein, in der Konflikte ohne Gewalt bearbeitet werden. Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen vor Ort langfristig in ihrem Engagement für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Frieden. Der ZFD wird von der Bundesregierung gefördert. 20 Jahre ZFD zeigen, dass zivile Konfliktbearbeitung ein wirksamer Bestandteil deutscher Friedenspolitik ist. Mit mehr Mitteln könnte das Potenzial des ZFD noch besser ausgeschöpft werden. Den ZFD stärken heißt, mehr Verantwortung für eine friedliche Welt übernehmen.
Foto: Mamadou Bachir Diallo