Projekt

Positiven Frieden gestalten – durch Dialog, Lehrpläne und Medien

Land

Philippinen

ZFD-Akteur

Forum Ziviler Friedensdienst

Konfliktkontext: Die Inselgruppe Mindanao im Süden der Philippinen gilt als strukturschwächste Region des Landes. Seit Jahrzehnten wird sie von gewaltsamen Auseinandersetzungen erschüttert. Neben Konflikten zwischen Militär und verschiedenen Rebellen- und Separatistengruppen, bestimmen Ressourcenkonflikte und Konflikte zwischen ethnischen Gruppen und Clans das Bild. Offiziell beendete 2014 ein Friedensvertrag zwischen philippinischer Regierung und der größten lokalen Rebellengruppe MILF (Moro Islamic Liberation Front) den bewaffneten Konflikt. Erreicht wurde die Gründung einer autonomen Region Bangsamoro („Nation der Moro“). Dennoch kommt es nach wie vor zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Nicht alle Bevölkerungsgruppen fühlen sich im Friedensprozess ausreichend berücksichtigt. Hinzu kommt, dass wesentliche Konfliktursachen fortbestehen: die ungleiche Verteilung von Land und Ressourcen, die Ausgrenzung großer, insbesondere muslimischer und indigener Bevölkerungsgruppen, sowie die weitverbreitete Armut. Der Friedensprozess gerät durch das Aufflammen der Gewalt immer wieder ins Wanken. In den letzten Jahren haben sich neue bewaffnete Gruppen formiert, die zum Teil der Terrororganisation „IS“ nahestehen. Auch die Konflikte mit der kommunistischen „Neuen Volksarmee“ (NPA) dauern an. Im Mai 2017 nahmen IS-nahe Gruppen die Stadt Marawi ein. Präsident Rodrigo Duterte verhängte das Kriegsrecht; es kam zu Gefechten und Luftangriffen, die bis Oktober 2017 andauerten. Über 500.000 Menschen mussten fliehen, weite Teile Marawis wurden zerstört. Das Kriegsrecht wurde mehrfach verlängert, zuletzt bis Ende 2019. Trotz dieser Rückschläge konnte der Friedensprozess vorangebracht werden. Am 22. Februar 2019 übernahm der Vorsitzende der MILF Murad Ebrahim den Vorsitz der Übergangsregierung zur Bildung der Autonomen Region Bangsamoro. Er und sein 80-köpfiges Team stehen vor immensen Herausforderungen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit es ihnen gelingt, Skeptiker und Gegner einzubinden und radikale Kräfte zu mäßigen.

Projekt: Die Jahrzehnte der Gewalt haben Traumata, Misstrauen und Vorurteile hinterlassen. Die Medienberichterstattung über Gewaltübergriffe ist häufig sensationsheischend, reproduziert Vorurteile und schürt so die Konflikte. Vielen Schulen gelingt es nicht, die Geschichte und den Kontext des Konflikts angemessen zu vermitteln, sodass junge Menschen anfällig für Manipulation und Radikalisierung werden. Der ZFD engagiert sich mit seinen Partnern aus Zivilgesellschaft, Medien und staatlichen Institutionen, diese Kultur der Gewalt zu überwinden. Die Verfügbarkeit und Vermittlung von umfassendem und ausgewogenem Wissen kann den Weg ebnen, soziale Spannungen zu entschärfen. Dazu arbeitet der ZFD mit Hochschuleinrichtungen, Lehrkräften und Medienschaffenden. Ergebnisse dieser Kooperation sind Lehrpläne und Materialien für den Unterricht sowie Filme zur öffentlichen Vorführung und Diskussion. Mit dem 2018 erschienenen „Conflict-Sensitive Journalism Teaching Guide“ ist zudem das erste Trainingsmanual zu konfliktsensiblem Journalismus auf den Philippinen erschienen. Es fußt auf der langjährigen Zusammenarbeit mit den Netzwerken PECOJON und MEM sowie dem Regionalbüro der staatlichen „Commission on Higher Education“. Gemeinsam mit dem Netzwerk KuMuNet wird das Radioprogramm „Bangsamoro Jetzt: Stimmen für den Frieden“ betrieben. In der Sendung wird informiert, diskutiert und deeskaliert. Die Bevölkerung beteiligt sich dabei genauso wie Sprecher der Rebellen und Vertreterinnen der Regierung. Darüber hinaus werden Dialogveranstaltungen und Gemeindetreffen organisiert, an denen Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Konfliktparteien teilnehmen. Als „allparteilicher“ Akteur kann der ZFD dazu beitragen, gegenseitiges Verständnis und gemeinsame Lösungen zu fördern. Bestehende Formen der (in)formellen Konfliktbearbeitung werden ebenfalls gestärkt, etwa durch Schulungen der Akteure und Akteurinnen in Mediation, Dialogförderung und Konfliktanalyse. Dazu gehören neben traditionellen Methoden der Konfliktlösung auch progressive Konzepte wie Friedenszonen. In der Caraga-Region unterstützt der ZFD zwei indigene Gemeinschaften dabei, Konflikte innerhalb ihrer Gruppe gewaltfrei zu bearbeiten. Im Mittelpunkt stehen hier Konflikte um die Nutzung beziehungsweise den Verlust angestammter Gebiete im Zusammenhang mit der Ausbeutung natürlicher Ressourcen.

Projektpartner

Al Qalam lnstitute tor lslamic ldentities and Dialogue in Southeast Asia
Father Saturnino Urios
Kutawato Multimedia Network (KuMuNet)
Lokalregierungen und Behörden auf Gemeinde- aber auch auf Provinzebene (Locol Government Units in Caraga, Divisions Davao, Maguindanao und Cotabato City, Department of Education)
MEM (Media Educators of Mindanao Network)
National Union of Journalists in the Philippines
Pambansang Koalisyon ng Kababaihan sa Kanayunan, Inc. (PKKK – National Rural Women Coalition)
Panaghiusa Alang Sa Kaugalingnan Ug Kalingkawasan, Inc. (PASAKK – Unity for Self-Determination and Empowerment)
PeCoJon – the Peace and Conflict Journalism Network
Sibog Katawhan Alang so Paglambo, Inc. (SIKAP)
University Butuan

Projektstandorte

Butuan City
Cotabato City
Davao City
Mindanao

Zielgruppen

Allgemeine Bevölkerung auf lokaler Ebene, Mitarbeitende von zivilgesellschaftlichen Organisationen und staatlichen Institutionen, Medienschaffende, Lehrkräfte, Jugendliche, marginalisierte Gruppen sowie Universitäten und Behörden

ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)

5

Stand

1. Quartal 2024