Philippinen
Auf den Philippinen setzen die ZFD-Partner auf konfliktsensiblen Journalismus, um den stockenden Friedensprozess auf Mindanao friedlich voranzubringen. Durch ihre Arbeit werden Spannungen ab- und Gesprächsbereitschaft aufgebaut.
Worum gehts?
Seit mehr als 40 Jahren kämpfen auf Mindanao, der zweitgrößten Insel der Philippinen, verschiedene Rebellengruppen gegen Regierungstruppen für Unabhängigkeit, Gerechtigkeit und Teilhabe. Die muslimischen Moro, aber auch indigene Bevölkerungsgruppen fühlen sich gegenüber der katholischen Mehrheit benachteiligt. Viele Menschen leben in Armut. Dennoch schien Mindanao auf einem guten Weg. Verhandlungen zwischen der größten Rebellengruppe MILF (Moro Islamic Liberation Front) und der Regierung mündeten 2014 in einem Friedensabkommen. Doch dann geriet der Friedensprozess ins Stocken. So blieben auch die Konfliktursachen bestehen. Im Mai 2017 eskalierte die Gewalt erneut. Rebellen, die der Terrororganisation „Islamischer Staat“ nahestehen, nahmen die Stadt Marawi ein. 500.000 Menschen flohen. Präsident Duterte verhängte das Kriegsrecht, aktuell bis Ende 2019.
Wie weiter?
Verschärft wird die Situation durch eine oft sensationsheischende Berichterstattung. Sie verstärkt Feindbilder, schürt Ängste und heizt Konflikte an. Dem setzen zivilgesellschaftliche Organisationen etwas entgegen. Der ZFD-Partner Kutawato Multimedia Network (KuMuNet) fördert einen konfliktsensiblen Journalismus. „Journalisten sind Agenten der Konfliktbearbeitung,“ sagt Ed Karlon Rama von PECOJON (Peace and Conflict Journalism), einem weiteren ZFD-Partner auf Mindanao. KuMuNet und PECOJON bieten Ausbildungen in Friedensjournalismus an. Medien bauen Spannungen ab statt auf, wenn sie umsichtig über die Konflikte berichten. Das beste Beispiel dafür ist Radio „Bangsamoro Jetzt: Stimmen für den Frieden“. Jeden Donnerstag werden Nachrichten zum Friedensprozess in die gesamte Bangsamoro-Region gefunkt. Die Bevölkerung diskutiert dabei genauso mit wie Sprecher*innen der Rebellen und Vertreter*innen der Regierung. Selbst aus entlegenen Regionen schalten sich Bürger*innen ein.
Was zählt?
Die deeskalierende Wirkung des Radios hat sich bewiesen. So rief beispielsweise der Sprecher einer Rebellengruppe in der Sendung an, um seine Sicht auf einen gewaltsamen Zusammenstoß mit dem Militär zu schildern. Durch die Aussprache „on air“ konnten Missverständnisse ausgeräumt und Wogen der Gewaltbereitschaft geglättet werden.
Der Zivile Friedensdienst engagiert sich auf Mindanao mit 13 Fachkräften von zwei Trägern. Das hier vorgestellte Projekt wird vom forumZFD durchgeführt.
Mehr erfahren:
www.conflictsensitivejournalism.info
Weitere Beispiele aus der Arbeit des ZFD

Ziviler Friedensdienst
Der ZFD ist ein Programm für Gewaltprävention, zivile Konfliktbearbeitung und Friedensförderung. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen setzen sich neun deutsche Friedens- und Entwicklungsorganisationen für eine Welt ein, in der Konflikte ohne Gewalt bearbeitet werden. Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen vor Ort langfristig in ihrem Engagement für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Frieden. Der ZFD wird von der Bundesregierung gefördert. 20 Jahre ZFD zeigen, dass zivile Konfliktbearbeitung ein wirksamer Bestandteil deutscher Friedenspolitik ist. Mit mehr Mitteln könnte das Potenzial des ZFD noch besser ausgeschöpft werden. Den ZFD stärken heißt, mehr Verantwortung für eine friedliche Welt übernehmen.
Foto: picture alliance