Kamerun
Das Mediennetzwerk CCMN hat sich einem Journalismus verschrieben, der Konflikte entschärft, statt sie anzuheizen. Dadurch wird Gewaltbereitschaft langfristig durch Dialogbereitschaft ersetzt. Der ZFD-Partner DMJ stemmt sich mit präventiver Jugendarbeit gegen Radikalisierung.
Worum gehts?
Im Vergleich zu seinen Nachbarländern galt Kamerun lange als relativ stabil. Doch seit einigen Jahren wird der Norden von der Boko-Haram-Miliz terrorisiert. In den Nord- und Südwestprovinzen kommt es seit Ende 2016 zu gewaltsamen Zusammenstößen. Vordergründig geht es um einen Konflikt zwischen englisch- und französischsprachiger Bevölkerung. Hinter den Kulissen sorgen Armut, soziale Ungerechtigkeit, fehlende politische Teilhabe und Landkonflikte schon länger für Unzufriedenheit. Die Wiederwahl Paul Biyas im Oktober 2018 konnte die Stimmung nicht beruhigen, im Gegenteil – die Situation eskalierte weiter. Vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben sich Frust und Resignation breitgemacht. Prekäre Lebensbedingungen und Perspektivlosigkeit machen sie für radikale Gruppen zur leichten Beute. Auch die Medien stehen unter Druck. Kritische Journalist*innen werden oft suspendiert, drangsaliert oder verhaftet. Eine ausgewogene Berichterstattung ist kaum möglich. Dabei ist genau sie jetzt wichtig, um zu deeskalieren.
Wie weiter?
Mit seinen Partnern setzt der ZFD auf Friedensjournalismus und präventive Jugendarbeit. Mit der presbyterianischen Kirche Kameruns (PCC) wurde das Cameroon Community Media Network (CCMN) aus der Taufe gehoben. Das Netzwerk fördert einen konfliktsensiblen Journalismus, um den gesellschaftlichen Dialog anzukurbeln und Gewalt zu verhindern. Das ist dringend nötig, weil die Medienlandschaft Kameruns eher durch Parteinahme und Instrumentalisierung gekennzeichnet ist. „Wir können einen Beitrag zur Deeskalation leisten, indem wir friedenspädagogische Gespräche und Berichte über unseren Radiosender übertragen“, sagt PCC-Pastorin Rev. Geraldine Fobang. Der ZFD-Partner Dynamique Mondiale des Jeunes (DMJ) hat erforscht, was Jugendliche und junge Erwachsene in die Hände radikaler Gruppen treibt: Es ist vor allem die Aussicht auf Geld und Zugehörigkeit. Präventive Medien- und Jugendarbeit unterstützt die junge Generation dabei, ihre Lage zu verbessern und sich gegen radikale Gruppen zu wappnen.
Was zählt?
Bereits 75 Medien und Organisationen haben sich dem CCMN angeschlossen. Das Netzwerk bildet damit ein Gegengewicht zur aufwiegelnden Medienlandschaft. Jugendlichen und jungen Erwachsenen gelingt es auf lokaler Ebene immer besser, sich in Politik und Gesellschaft Gehör zu verschaffen und damit ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
Der Zivile Friedensdienst engagiert sich in Kamerun mit 13 Fachkräften von zwei Trägern. Das hier vorgestellte Projekt wird von Brot für die Welt durchgeführt.

Ziviler Friedensdienst
Der ZFD ist ein Programm für Gewaltprävention, zivile Konfliktbearbeitung und Friedensförderung. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen setzen sich neun deutsche Friedens- und Entwicklungsorganisationen für eine Welt ein, in der Konflikte ohne Gewalt bearbeitet werden. Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen vor Ort langfristig in ihrem Engagement für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Frieden. Der ZFD wird von der Bundesregierung gefördert. 20 Jahre ZFD zeigen, dass zivile Konfliktbearbeitung ein wirksamer Bestandteil deutscher Friedenspolitik ist. Mit mehr Mitteln könnte das Potenzial des ZFD noch besser ausgeschöpft werden. Den ZFD stärken heißt, mehr Verantwortung für eine friedliche Welt übernehmen.
Foto: Brot für die Welt