Guatemala
Indigene Frauen in Guatemala brechen das Schweigen über sexuelle Kriegsgewalt. Sie sprechen öffentlich über ihre Erfahrungen. Einige erheben gemeinsam mit der Menschenrechtsorganisation ECAP Anklage. Der ZFD unterstützt sie, denn die Aufarbeitung von Unrecht ist der erste Schritt zur Versöhnung.
Worum gehts?
36 Jahre Bürgerkrieg zwischen Armee und Guerilla in Guatemala haben eine traumatisierte Gesellschaft hinterlassen. Hunderttausende wurden ermordet und vertrieben. Die Gewalt richtete sich in erster Linie gegen die indigene Bevölkerung. Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt, gefoltert und in Militärlagern sexuell versklavt. Die meisten dieser Verbrechen blieben straflos, die Verantwortlichen unbekannt. Gerechtigkeit haben die Wenigsten erlangt. Stattdessen hat sich eine Kultur des Schweigens im Land etabliert. Straflosigkeit ist weit verbreitet, besonders wenn es um sexuelle Gewalt geht. Dieses Thema blieb in Guatemala über Jahrzehnte ein Tabu.
Wie weiter?
Seit vielen Jahren kämpft ECAP um Gerechtigkeit für die Überlebenden von Menschenrechtsverletzungen und sexueller Gewalt. ECAP setzt sich besonders für Frauen indigener Bevölkerungsgruppen ein. Sie bietet ihnen psychosoziale Begleitung bei der Aufarbeitung ihrer traumatischen Erfahrungen und berät sie in juristischen Prozessen. Engagiert ermutigt ECAP Überlebende sexueller Kriegsgewalt, das Tabuthema in die Öffentlichkeit zu tragen. In einem symbolischen Gerichtsverfahren legten Maya-Frauen 2010 erstmals vor Publikum Zeugnis ab über ihre schmerzhaften Erfahrungen. Wenig später erstatteten sie offiziell Anzeige wegen sexueller Gewalt und Versklavung. „Wir wollen verhindern, dass andere Frauen unter den gleichen brutalen Taten leiden wie wir“, sagen sie. Ihr mutiger Schritt führte 2016 zur Verhaftung und Verurteilung von zwei hochrangigen Militärs. Dabei geht es nicht um Vergeltung, sondern um Aufklärung und Prävention.
Was zählt?
Aus der kleinen Gruppe indigener Frauen, die vor Jahren ihre Stimme erhoben, ist ein Unterstützernetzwerk für Überlebende sexueller Gewalt erwachsen. Ihr Engagement bewirkte ein Urteil, das sexuelle Versklavung in bewaffneten Konflikten als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkennt.
Der Zivile Friedensdienst engagiert sich in Guatemala mit 13 Fachkräften von drei Trägern. Das hier vorgestellte Projekt wird von der GIZ durchgeführt. (Stand: Januar 2019)
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Ziviler Friedensdienst
Der ZFD ist ein Programm für Gewaltprävention, zivile Konfliktbearbeitung und Friedensförderung. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen setzen sich neun deutsche Friedens- und Entwicklungsorganisationen für eine Welt ein, in der Konflikte ohne Gewalt bearbeitet werden. Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen vor Ort langfristig in ihrem Engagement für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Frieden. Der ZFD wird von der Bundesregierung gefördert. 20 Jahre ZFD zeigen, dass zivile Konfliktbearbeitung ein wirksamer Bestandteil deutscher Friedenspolitik ist. Mit mehr Mitteln könnte das Potenzial des ZFD noch besser ausgeschöpft werden. Den ZFD stärken heißt, mehr Verantwortung für eine friedliche Welt übernehmen.
Foto: GIZ/ZFD