Bosnien-Herzegowina
In Bosnien-Herzegowina engagieren sich Kriegsveteranen der ehemaligen Konfliktparteien in gemeinsamer Friedensarbeit. Der ZFD unterstützt sie, denn Versöhnung kennt keine Grenzen.
Worum gehts?
Die Gräueltaten während der Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren haben in den Ländern des westlichen Balkans bleibende Wunden hinterlassen – auch in Bosnien-Herzegowina. Die bewaffneten Konflikte mit Tausenden von Toten und Vermissten, mit Vertreibungen und Kriegsverbrechen haben die Gesellschaft tief gespalten. Ehemalige Konfliktparteien blicken noch immer mit Hass und Bitterkeit auf die Vergangenheit zurück, eine Annäherung der verschiedenen vom Konflikt betroffenen Gruppen ist schwierig. Vielerorts wurde die Vergangenheit nicht konstruktiv aufgearbeitet. Die Folge: Ethnische und nationale Feindseligkeiten schwelen unter der Oberfläche weiter, alte Feindbilder blieben unbearbeitet und vererben sich auf die nächsten Generationen. Das bietet Nährboden für Radikalisierung und neue Konflikte.
Wie weiter?
Wie können alte Feindbilder überwunden werden und die Täter Verantwortung für ihr Tun übernehmen? – Diese Frage stellte sich Nenad Vukosavljević , Gründungsmitglied des Centre for Nonviolent Action (CNA). Seit 1997 engagiert sich das Zentrum in Bosnien-Herzegowina in der Friedensarbeit – seit vielen Jahren gemeinsam mit Kriegsveteranen. „Uns war bewusst, dass es gewagt ist mit Ex-Kämpfern zu arbeiten, dass uns aus allen Volksgruppen enorme Feindbilder über die gegnerischen Soldaten entgegenschlagen würden“, so Nenad Vukosavljević. CNA wagte das Experiment und bereitete ehemalige Kämpfer auf ihre Rolle in der Friedensarbeit vor. Unzählige Treffen zwischen Opferverbänden und Veteranengruppen waren nötig, bevor erstmals verschiedene Betroffene gemeinsam eine Gedenkstätte für Kriegsverbrechen besuchen konnten. Seitdem wurden viele Besuchsprogramme an Gedenkstätten organisiert. Gemischt ethnische Teams aus Ex- Kombattanten und Friedensaktivist*innen veranstalten Workshops zur Konfliktbearbeitung und engagieren sich in der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit für Frieden und Versöhnung.
Was zählt?
Serb*innen, Muslim*innen, Kroat*innen und Bosniak*innen besuchen heute gemeinsam Gedenkstätten und nähern sich wieder an. Durch Gespräche über ihre Kriegserlebnisse verändern die Ex-Kombattanten die Einstellung junger Leute zu Krieg und Gewalt und tragen dazu bei, dass sich die Gräueltaten der Vergangenheit nicht wiederholen.
Der Zivile Friedensdienst engagiert sich in Bosnien-Herzegowina mit sechs Fachkräften von zwei Trägern. Das hier vorgestellte Projekt wird von der KURVE Wustrow durchgeführt.
Mehr erfahren:

Ziviler Friedensdienst
Der ZFD ist ein Programm für Gewaltprävention, zivile Konfliktbearbeitung und Friedensförderung. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen setzen sich neun deutsche Friedens- und Entwicklungsorganisationen für eine Welt ein, in der Konflikte ohne Gewalt bearbeitet werden. Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen vor Ort langfristig in ihrem Engagement für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Frieden. Der ZFD wird von der Bundesregierung gefördert. 20 Jahre ZFD zeigen, dass zivile Konfliktbearbeitung ein wirksamer Bestandteil deutscher Friedenspolitik ist. Mit mehr Mitteln könnte das Potenzial des ZFD noch besser ausgeschöpft werden. Den ZFD stärken heißt, mehr Verantwortung für eine friedliche Welt übernehmen.
Foto: KURVE Wustrow/CNA