Jugendarbeit in Mali

Frieden lernen

Die Risse in der malischen Gesellschaft reichen bis in die junge Generation. Auch zwischen Kindern und Jugendlichen hat die Krise von 2012 bestehendes Misstrauen verschärft. Damit von Kindesbeinen an klar ist, dass es andere Wege als Gewalt gibt, braucht es in der Kinder- und Jugendarbeit zivile Konfliktbearbeitung.

Aufwachsen in einem Klima der Gewalt

Viele malische Kinder und Jugendliche wachsen in einem Klima der Gewalt auf. Da ist die politische Gewalt, die während der Krise von 2012 eskalierte und viele traumatisierte. Aber da ist auch die Gewalt in den Familien und die zum Teil noch praktizierte körperliche Züchtigung in Schulen. Gewalt erscheint vielen jungen Menschen als legitimes Mittel, die eigenen Interessen durchzusetzen. Hinzu kommt, dass Feindbilder gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen oft von klein auf präsent sind.

Den meisten Jugendlichen fehlt es zudem an Jobs und Perspektiven, die eine sichere Zukunft in Aussicht stellen. Sie sind daher eine leicht zu beeinflussende Zielgruppe für kriminelle Banden und radikale Gruppen.

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Zur Kultur des Friedens

Der ZFD arbeitet in Mali mit Schulen und Universitäten zusammen. Kurse in konstruktiver Konfliktbearbeitung helfen dabei, den Frust in friedliche Bahnen zu lenken und Radikalisierung vorzubeugen. Es gibt Angebote für Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte. Auch in den Unterricht fließt das Gelernte ein. An den Projektschulen haben sich Lehrerinnen und Lehrern zu sogenannten „Brigades de Veille“ („Wachdienste“) zusammengetan. Sie vermitteln in brenzligen Konflikten, führen Workshops zur Gewaltprävention durch und veranstalten Friedensfeste.

Das Netzwerk „Künstler für Gewaltfreiheit“ (RESART) arbeitet gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern an Kunstprojekten und bindet friedliche Wege der Konfliktlösung in das kreative Schaffen ein. Das fördert den Zusammenhalt. Durch die Angebote weicht das Klima der Gewalt einer friedlichen und konstruktiven Atmosphäre. „Die Fortbildungen in ziviler Konfliktbearbeitung haben wir zum Anlass genommen, das Thema auch im Unterricht aufzugreifen“, sagt Moussa Aguissa Maïga, Rektor der Schule „Sony Ali Ber“ in Gao, „seitdem gehen die Schüler verschiedener Bevölkerungsgruppen wieder vermehrt aufeinander zu. Sie spielen und reden wieder miteinander. Das Misstrauen hat abgenommen.“

Zum Frieden angestiftet

Der Frust der Jugendlichen äußert sich auch außerhalb der Schule, etwa bei Demonstrationen und bei Auseinandersetzungen zwischen Jugendgruppen. Dabei schwingt immer die Gefahr der Eskalation mit. Erst im Juli 2017 gab es Tote und Verletzte. Der ZFD arbeitet daher auch mit Sportvereinen, Jugendgruppen und -verbänden zusammen. Ein wichtiger Partner in Gao ist der CRJ (Conseil Régional de la Jeunesse de Gao), der größte Dachverband der Region mit rund 30 Jugendgruppen. Das Team in Gao setzt alles daran, dass der berechtigte Protest friedlich verläuft. Es sucht das Gespräch mit den Verantwortlichen, schwört die eigenen Mitglieder auf Gewaltfreiheit ein und nutzt die Kommunalradios zur positiven Stimmungsmache. Mit Erfolg.

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Wie Jugend Gewalt verhindert

Als der ehemalige Rebellenführer Mahamadou Djéri Maïga zurück nach Gao kommt, brodelt es in der ganzen Stadt. Es kursiert das Gerücht, er wolle Schläferzellen der Rebellen aktivieren. Die Bevölkerung ist außer sich. Sie hat unter der Besatzung der Rebellen 2012 besonders gelitten. Der aus GAO stammende Maïga war daran maßgeblich beteiligt. Es formiert sich ein bewaffneter Lynchmob. Dabei will Maïga um Verzeihung bitten. Bevor die Situation eskaliert, greift der CRJ ein. Mit Beharrlichkeit und Feingefühl können die Mitglieder des Jugendverbandes die Gemüter beruhigen. „Um die Situation zu entschärfen, hat der CRJ eine Dringlichkeitssitzung bei den Honoratioren von Gao einberufen, an der die Führer der gewaltbereiten Jugendlichen teilnahmen“, erinnert sich Boubacar Hama, damals Öffentlichkeitsreferent des CRJ: „Die Verhandlungen zogen sich über fünf Stunden hin. Wir bestanden darauf, den Konflikt gewaltfrei zu lösen. Mit unserer Beharrlichkeit hatten wir Erfolg.“ Mit Unterstützung der lokalen Radiostationen konnten auch die erhitzten Gemüter in der Bevölkerung abgekühlt werden.

Fotos (von oben): UN-Photo / Marco Dormino (2x), EIRENE