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Ukraine: Ziviler Friedensdienst im Krieg

Mitten im Krieg in der Ukraine geht die Arbeit für Frieden und Demokratie weiter. Der Zivile Friedensdienst ist bereits seit 2015 in der Ukraine aktiv. Vor dem aktuellen russischen militärischen Angriff auf das Land unterstützten 13 ZFD-Fachkräfte ukrainische Partnerorganisationen und Netzwerke dabei, die gewaltfreie Austragung von Konflikten zu stärken. Die Partner des ZFD haben ihre Aktivitäten an die schwierigen Umstände angepasst. Im Moment geht es ihnen vor allem darum, auf akute Bedürfnisse der Menschen vor Ort zu reagieren. Die ZFD-Fachkräfte sind im permanenten (Online-)Austausch mit ihnen und unterstützen sie tatkräftig. Wir haben drei Beispiele zusammengestellt, wie die Arbeit des Zivilen Friedensdienstes und seiner Partner derzeit aussieht:

  • IT-Babusi („IT-Omas”): Die ältere Generation in der Ukraine hat schon viele schwere Zeiten und Katastrophen erlebt: Einen Weltkrieg, Vertreibung und Zwangsarbeit unter den Nazis, die Sowjetzeit, 1986 den Super-GAU von Tschernobyl, seit 2014 wieder Krieg im Osten, seit 2022 im ganzen Land. Die Organisation IT Babusi holt ältere Frauen mit Unterstützung des ZFD-Trägers forumZFD zurück in ein aktives Leben. Ein wichtiges Anliegen ist es dabei, die Frauen für die Kommunikation über Computer und Handys fit zu machen. Projekte der Erinnerungskultur dienen dazu, schreckliche Erlebnisse zu verarbeiten und aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen. Aktuell vermittelt IT-Babusi humanitäre Hilfe und psychosoziale Begleitung und stellt sicher, dass wichtige Informationen alle erreichen. Außerdem dokumentieren sie die persönlichen Kriegserlebnisse der älteren Frauen.
  • M.ART.IN-Club: Der ZFD-Träger GIZ unterstützt im Gebiet Ivano-Frankivsk im Westen der Ukraine die Partnerorganisation M.ART.IN-Club. Das Team baut dort ein humanitäres Hilfszentrum für geflüchtete Menschen auf. Neben psychosozialen Beratungsangeboten organisieren die Partner auch Austauschmöglichkeiten und gemeinsame Aktivitäten zwischen der ansässigen Bevölkerung mit den vielen hierhin geflüchteten Menschen. Ein weiteres Angebot richtet sich an Menschen, die sexualisierter Gewalt (im Krieg) ausgesetzt waren. Mit diesen Aktivitäten möchte die Organisation den Menschen einen Raum für Begegnung und für die Verarbeitung traumatischer Erlebnisse geben. Darüber hinaus sollen in einer Kooperation mit dem in der Ukraine verbreiten Kindermagazin Poznayko Kinder in kriegsbedingten Notlagen angesprochen werden, um ihnen zu helfen, die schrecklichen Erfahrungen von Gewalt und Zerstörung, Flucht und Vertreibung, Verlust und Tod zu bewältigen.
  • VOSTOK SOS und Foundation for Community Development: Die beiden Partnerorganisationen des ZFD-Trägers KURVE Wustrow mussten ihre Standorte aus der östlichen Ukraine in den Westen des Landes verlegen. Aktuell unterstützen sie Menschen aus militärisch umkämpften Gebieten und helfen beim Transport in sichere Regionen. Dabei stehen vor allem auch vulnerable Personengruppen wie Menschen mit Behinderung im Fokus. Außerdem bieten die Partner den Menschen psychosoziale Hilfe, zum Beispiel zum Umgang mit Gewalterfahrung. Die Partnerorganisationen betreiben Telefon-Hotlines, bei denen Menschen anrufen können, um sich über die aktuelle Lage in den östlichen Regionen zu informieren. So können sie Bedrohungen besser einschätzen oder ihre Flucht vorbereiten. Von vielen werden die Hotlines auch genutzt, um über eigene Erlebnisse reden zu können. Die Fachkräfte sind geschult in psychosozialen Techniken und können den Anruferinnen und Anrufern dabei helfen, sich zu stabilisieren und mit ihrer Angst umzugehen.

Weitere Beispiele für jüngste Aktivitäten des ZFD in der Ukraine lesen Sie auch in unseren Beiträgen Ukraine: Menschenrechtsverstöße dokumentiert und Ukraine: Nachbarschaftshilfe in Hinterhöfen.

Das Foto oben entstand beim „Festival der Langlebenden", das bisher einmal im Jahr in Odessa stattfand: Ein großes, wichtiges Ereignis, für das sich die Frauen in Schale werfen und gemeinsam mit den Jüngeren feiern. Der große Wunsch lautet natürlich: Bald soll ein solches Festival wieder möglich sein.

Foto: IT Babusi