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Studie: Fachkräfte nach ihrer Rückkehr

Jedes Jahr beenden durchschnittlich 300 bis 400 Fachkräfte ihren Zivilen Friedensdienst oder Entwicklungsdienst. Welche Erfahrungen machen Fachkräfte im Zuge der Rückkehr? Welche Perspektiven ergeben sich für sie? Wie bewerten sie ihren Zivilen Friedensdienst bzw. ihren Entwicklungsdienst rückwirkend – für ihre berufliche Laufbahn und auch persönlich?

Diesen Fragen ist die Arbeitsgemeinschaft der Entwicklungsdienste (AGdD) in der Studie „Vor und nach dem Entwicklungsdienst: Eine quantitative Studie unter Rückkehrer*innen 2011-2020“ nachgegangen. Nun wurden die Ergebnisse der Untersuchung publiziert. Sie bescheinigen den ehemaligen Fachkräften eine hohe Bereitschaft zum solidarischen Engagement auch nach ihrer Rückkehr.

Zur AGdD gehören neben den ZFD-Trägern AGIAMONDO, EIRENE, forumZFD, GIZ und Weltfriedensdienst auch die Entsendeorganisationen Dienste in Übersee (Partner von Brot für die Welt) und Coworkers. Das AGdD Förderungswerk begleitet und unterstützt rückkehrende Fachkräfte unter anderem durch Beratung zur beruflichen Orientierung, Vernetzung und Fortbildungen.

Für die Studie wurden rund 600 Fachkräfte befragt, die zwischen 2011 und 2020 mindestens ein Jahr lang nach dem Entwicklungshelfer-Gesetz (EhfG) im Ausland tätig waren. Ihre Befragung erfolgte im Sommer 2021 mithilfe eines standardisierten Online-Fragebogens, der 63 Items umfasste. Die Ergebnisse wurden im Februar 2022 publiziert und kürzlich öffentlich vorgestellt. Hier einige Schlaglichter aus der umfangreichen Untersuchung:

Frage der Motivation

Nach der Motivation für ihren Einsatz befragt, gaben die meisten an, dass ihnen der Einsatz für das Gemeinwohl am wichtigsten war: also beispielsweise einen Beitrag für Frieden und Gerechtigkeit zu leisten oder aus Solidarität mit Menschen im Globalen Süden zu handeln. Am zweitwichtigsten war vielen die persönliche Herausforderung, die mit einem Auslandseinsatz verbunden ist. An dritter Stelle folgte das Thema Karriereorientierung, etwa um Berufserfahrung zu sammeln oder die eigenen Fachkenntnisse zu erweitern. Die Studie belegt: Das solidarische Handeln war die treibende Kraft, um als Fachkraft zu arbeiten.

Jobsuche verunsichert, hat aber gute Aussichten

Welche Bilanz ziehen die Rückkehrerinnen und Rückkehrer beruflich nach ihrem Einsatz? Für rund 70 Prozent bedeutete die Rückkehr zunächst einmal die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz. Durchschnittlich kamen die meisten schnell wieder zurück ins Arbeitsleben: Rund die Hälfte hatte nach einem halben Jahr einen neuen Job, innerhalb eines Jahres waren es sogar 80 Prozent. Zugute kam den Befragten nach eigener Einschätzung, dass sie durch den Einsatz als Fachkraft wichtige Kompetenzen erworben hatten: unter anderem Flexibilität, analytisches Denken, Fähigkeiten im Programmmanagement und interkulturelle Kompetenz.

Ehemalige Fachkräfte, die länger als ein Jahr ohne Arbeit waren, gaben zu 40 Prozent an, sich bewusst Zeit nehmen zu wollen für eine berufliche Neuorientierung. Zwei Jahre nach der Rückkehr hatte sich die berufliche Situation für die Hälfte der Befragten insgesamt verbessert. Bei einem Viertel war sie gleichgeblieben. Ein Viertel gab allerdings an, dass ihre berufliche Situation schlechter war als vor der Ausreise. Als häufigsten Grund für diese Einschätzung vermuteten die meisten eine geringe berufliche Anerkennung des Entwicklungsdienstes bzw. des Zivilen Friedensdienstes.

Was in der ersten Zeit schwer fällt

Mit der Rückkehr waren für die meisten auch persönliche Belastungen verbunden. Die größte Sorge der Befragten in der ersten Zeit nach der Rückkehr waren vor allem die eigene Arbeitssuche oder die der mit zurückgekehrten Partnerin bzw. des Partners. Auch ein Gefühl von Fremdheit und Sehnsucht nach dem Einsatzort machte vielen Rückkehrenden in der Anpassungsphase zu schaffen. Die meisten Unterstützungsangebote der AGdD waren den Rückkehrerinnen und Rückkehrern bekannt und wurden auch von vielen in Anspruch genommen. Jedoch wünschten sich einige Rückkehrende noch mehr psychosoziale Angebote wie Coaching, Mentoring oder Supervision.

Vertieftes Engagement nach der Rückkehr

Schon vor ihrer Ausreise waren über 70 Prozent der Befragten sozial engagiert. Mit 90 Prozent nach der Rückkehr vertiefte sich dieses Engagement noch einmal deutlich. Die Bereiche, in denen sich Rückkehrende freiwillig einsetzten, sind laut der AGdD-Studie sehr unterschiedlich: Von der Unterstützung von Einzelpersonen und Organisationen über ehrenamtliche Aufgaben bis zur entwicklungspolitischen Bildungsarbeit gab es ein breites Spektrum an Engagement-Formen.  

Persönliches Fazit

Die meisten würden es noch einmal tun: Rund drei Viertel der Zurückgekehrten beantworteten die Frage, ob sie noch einmal als Fachkraft arbeiten würden, mit „Ja“. Die meisten, die dies verneinten, gaben persönliche Gründe wie das eigene Alter an.


Download der rund 80-seitigen Studie „Vor und nach dem Entwicklungsdienst: Eine quantitative Studie unter Rückkehrer*innen 2011-2020“: https://www.agdd.de/de/danach/verbleibstudie-2021

Das Foto oben stammt von Martin Magunia / AGdD und zeigt Rückkehrende, die an einem Seminarangebot des Förderwerks der AGdD teilnehmen.