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Ruanda: Engagement für ein friedliches Zusammenleben

Schon seit 2002 ist der ZFD-Träger GIZ in Ruanda präsent. Anlässlich des Völkermords an den Tutsi vor 30 Jahren blicken wir auf über 20 Jahre Friedensarbeit zurück. 

Der Völkermord an den Tutsi begann am 7. April 1994. Er gehört zu den schrecklichsten Ereignissen der jüngeren Geschichte: Fast eine Million Menschen, die meisten von ihnen Angehörige der Minderheit der Tutsi, wurden von Hutu-Milizen getötet, die von der Hutu-geführten Regierung angestachelt wurden. Die Brutalität und das Ausmaß des Massakers lösten weltweit Entsetzen aus. Die meisten Opfer wurden von Nachbar*innen, Verwandten und Kolleg*innen mit Macheten und Gewehren getötet, ganze Familien wurden ausgelöscht. Schätzungen zufolge wurden zwischen 150.000 und 250.000 Frauen vergewaltigt.

Nach dem Völkermord lag das Land in Trümmern und musste wiederaufgebaut werden. Friedensfördernde Maßnahmen waren dabei besonders wichtig, und hier kam auch der ZFD ins Spiel. Der Bedarf war immens. In den ersten Jahren konzentrierte sich der ZFD vor allem auf Jugendarbeit, Vergangenheitsbewältigung sowie psychosoziale Unterstützung.

Friedenskompetenz für die Jugend

In Ruanda machen junge Menschen unter 35 Jahren 78 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, davon sind fast die Hälfte jünger als 18 Jahre. Die Arbeit mit der jungen Generation zum Aufbau eines friedlichen Zusammenlebens ist daher für die Stabilität des Landes und der Region von entscheidender Bedeutung.

„Nach 1994 gab es keine Hoffnung für die Jugend, es gab kein Vertrauen, keine Zukunft, die Familien waren gespalten und auseinandergerissen. Also mussten wir von vorne anfangen, indem wir Räume für die Jugend und mit der Jugend geschaffen haben. Wir wollten den Jugendlichen zeigen, dass es Hoffnung gibt und dass es möglich ist, sich zu verändern", sagt Jean Claude Twahirwa, ehemalige Fachkraft bei Vision Jeunesse Nouvelle (VJN), einem langjährigen Partner des ZFD.

Theoneste Ndungutse, Fachkraft des ZFD-Partners Never Again Rwanda (NAR), ergänzt: „Junge Menschen lassen sich leicht manipulieren. Sie brauchen kritisches Denken, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Ihnen Friedenskompetenz zu vermitteln, ist wichtiger denn je.“

Gemeinsam mit der Partnerorganisation Ejo Youth Echo setzt sich der ZFD bereits seit 2014 beim Thema Jugend und Medien an. Junge Reporter*innen berichten beispielsweise aus ihrer Sicht über den Völkermord. Sie machen Radiosendungen und schreiben Beiträge über gestohlene Kindheiten.

Mit zahlreichen anderen ruandischen Partnerorganisationen engagiert sich der ZFD dafür, Jugendliche zu stärken und ihnen Fähigkeiten zum kritischen Denken zu vermitteln: Etwa durch Workshops, Sport, Studienreisen und Räume für Austausch.

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Heilung der Wunden

Das Ausmaß der Grausamkeiten von 1994 hat in der ruandischen Gesellschaft bis heute tiefe Spuren hinterlassen. Jährlich finden im ganzen Land offizielle Gedenkveranstaltungen statt, die am 4. April beginnen und die fast 100 Tage andauern, so lange, wie das Massaker dauerte.

Gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen hat der ZFD in den letzten beiden Jahrzehnten zur Aufarbeitung der psychischen Folgen beitragen können. Denn unbewältigte Traumata können den Versöhnungsprozess behindern und den Kreislauf der Gewalt erneut befördern. Aus diesem Grund wurden Beratungsdienste aufgebaut. Es werden zudem psychosoziale Workshops und Initiativen zur Traumabewältigung angeboten, die auf die Bedürfnisse der Überlebenden und der betroffenen Gemeinschaften zugeschnitten sind.

Wie es weitergeht

Seit 2019 ist der ZFD-Träger GIZ nicht nur in Ruanda, sondern auch Burundi und im Osten der Demokratischen Republik Kongo aktiv. Die Konflikte in der afrikanischen Region der Großen Seen sind komplex. Die Folgen von Konflikten in einem Land betreffen auch die Nachbarländer, etwa durch viele geflüchtete Menschen und bewaffnete Gruppen, die in den Konfliktzonen operieren. Ungleicher Zugang zu Ressourcen, staatliche Willkür und politische Ausgrenzung schaffen ein Umfeld für Konflikte, da soziale und politische Eliten ethnische Spaltungen und vorherrschende Stereotypen ausnutzen, um ihre Interessen durchzusetzen.

Der ZFD unterstützt Dialogprozesse und stärkt die Kapazitäten zur gewaltfreien Konfliktbearbeitung, um eine Kultur des Friedens in der Region zu fördern. Elf Partnerorganisationen aus Ruanda, Burundi und der Demokratischen Republik Kongo arbeiten dafür im Netzwerk zusammen.

Der ZFD stärkt zudem Flüchtlinge in der Region. Kreative und interaktive Methoden wie konfliktsensible Medienproduktion, Forumtheater und Sport fördern konstruktive Wege des Umgangs mit Konflikten und tragen zu gegenseitigem Verständnis bei.

Mit all diesen Maßnahmen trägt der ZFD dazu bei, aktuelle Konflikte zu bearbeiten und Perspektiven für Frieden in der Region zu entwickeln.


Der Text stammt von Celia Haro Ruiz (Kigali).
Fotos: CPS Ruanda
Mehr über die Arbeit des ZFD in Ruanda und der Region der Großen Seen erfahren sie auch in unserer Projektdatenbank.