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Libanon: Starke Frauen in der Friedensarbeit

Sie setzen sich gegen Diskriminierung und Unterdrückung und für eine gerechte Gesellschaft ein: Im Libanon engagieren sich Frauen auf ganz unterschiedliche Weise für den Frieden. Wir stellen vier Persönlichkeiten aus den Bereichen Kultur, Bildung und Gewaltprävention vor.

Gesellschaften sind friedlicher und wohlhabender, wenn alle Menschen am politischen, sozialen und wirtschaftlichen Leben gleichberechtigt teilhaben können. Vor diesem Hintergrund haben das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung die Strategie zur feministischen Entwicklungspolitik und das Auswärtige Amt kürzlich die Leitlinien feministischer Außenpolitik vorgelegt. Beide zielen auf die Stärkung der Rechte, Ressourcen und Repräsentanz von Frauen und marginalisierten Gruppen weltweit ab. Frauen werden dadurch in ihrer wichtigen Rolle als Wissensträgerinnen und Entscheidungsträgerinnen ins Zentrum gerückt.

Der ZFD und seine lokalen Partnerorganisationen setzen sich gegen Diskriminierung von Frauen ein und stärken sie als Akteurinnen in Friedens- und Dialogprozessen. Wir stellen heute vier Frauen vor, die sich im Libanon tagtäglich für eine friedlichere Gesellschaft engagieren. Alle vier sind Partnerinnen des ZFD-Trägers forumZFD. Ihre Geschichten zeigen, wie wichtig Gleichberechtigung für den Frieden ist.

Farah Wardani: Theater ermöglicht neue Blickwinkel

Farah Wardani ist Schauspielerin und Psychologin. Vor 14 Jahren hat sie das Theater-Kollektiv Laban لَبَنْ gegründet. Die Organisation baut Brücken zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen im Libanon. Solche Projekte werden dringend benötigt in einem Land, in dem der Bürgerkrieg tiefe Wunden hinterlassen hat.

Mithilfe von Theatermethoden setzen sich Farah und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter für Veränderungen ein: Ihre Aufführungen halten der Gesellschaft den Spiegel vor und beleuchten bestehende Konflikte. Farah Wardani sieht im Theater „einen alternativen öffentlichen Raum, wo sich Menschen begegnen und Veränderungen anstoßen können“. Sie ist überzeugt, dass diese Methoden großes Potenzial haben, um Aufmerksamkeit für wichtige gesellschaftliche Themen zu schaffen, Versöhnung zu ermöglichen und die Vergangenheit zu bewältigen. Theater habe fast schon eine therapeutische Wirkung, so Farah Wardani. Es ermögliche den Menschen, neue Blickwinkel auf die Wirklichkeit zu gewinnen.

Eines möchte sie den nächsten Generationen von Friedensstifterinnen mitgeben: „Ich sehe es als unsere Verantwortung, starke und friedliche Gemeinschaften aufzubauen. Und die gute Nachricht ist: Wir Frauen haben die Macht, genau das zu tun!“

Hafiza Hawaili: Starke Frauen in Geflüchtetencamps

Häusliche Gewalt ist ein großes Problem im Libanon. Die vielen Krisen, die das Land erlebt, haben auch zur Folge, dass immer mehr Frauen und Mädchen dieser Gefahr ausgesetzt sind. Seit über 30 Jahren schon engagiert sich die Community-Aktivistin Hafiza Hawaili gegen häusliche Gewalt. Sie macht sich insbesondere für Frauen und Mädchen aus benachteiligten Familien stark und ermutigt diese, selbst aktiv zu werden und ihre Stimme zu erheben.

Hafiza Hawaili leitet die Arbeit von neun Programmen speziell für Frauen (Women Programmes Associations) in Camps für palästinensische Geflüchtete im Libanon. Im Mittelpunkt steht dabei, den sozialen Zusammenhalt in den Camps zu stärken: Die Aktivistinnen verbessern zum Beispiel die Infrastruktur vor Ort und stellen Sport- und Kulturangebote auf die Beine. Solche Projekte stärken das Vertrauen zwischen den Menschen und verbessern das Zusammenleben. Hafiza Hawaili betont, dass es besonders darauf ankomme, die Frauen zu bestärken, für ihre Rechte und Bedürfnisse einzustehen. Dies senke das Risiko von Konflikten aufgrund geschlechterbasierter Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung. Ihre Botschaft an andere Frauen: „Deine Stimme und Deine Taten machen den Unterschied!“

Raghida Hamieh: Trainings für Geschlechtergerechtigkeit

Die Trainerin Raghida Hamieh setzt sich für mehr Gleichberechtigung in der Friedens- und Entwicklungszusammenarbeit und in der humanitären Hilfe ein. Für sie ist es von zentraler Bedeutung, Geschlechter-Normen und Machtgefälle zu hinterfragen und zu durchbrechen – ohne Geschlechtergerechtigkeit könne es keine friedlichere Zukunft geben, ist sie überzeugt. In ihren Fortbildungen beleuchtet Raghida die Zusammenhänge zwischen Gender, Frieden und Konflikten, und thematisiert die unterschiedlichen Formen von Diskriminierung, mit denen Frauen tagtäglich konfrontiert sind: etwa ungleiche Bezahlung, ungleiche Karrierechancen und Geschlechter-Klischees, die sich im Bildungssystem hartnäckig halten.

Raghida Hamieh betont, dass Gleichberechtigung nicht als Kampf zwischen Männern und Frauen dargestellt werden sollte. Vielmehr gehe es dabei um die Rechte und Chancen aller Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht oder anderen Merkmalen. Raghidas Botschaft: „Ihr alle tragt große Schätze in Euch – und das ist genug, um den Kampf gegen das Patriarchat zu gewinnen.“

Rita Ayoub: Gewaltfreie Kommunikation

Im Libanon gibt es bis heute viele unterschiedliche Perspektiven auf den Bürgerkrieg. Das Land ist nach wie vor tief gespalten, was sich auf die Politik und das tägliche Zusammenleben auswirkt. Damit es trotz allem Räume für offenen Dialog geben kann, braucht es Expertinnen und Experten in gewaltfreier Kommunikation –wie Rita Ayoub. Rita Ayoub setzt sich für die Versöhnung zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften ein und wendet dabei die Methoden und die Philosophie der gewaltfreien Kommunikation an.

Sie ist überzeugt, dass uns Veränderungen in unserer Sprache dem Frieden näherbringen können: „Ich denke, dass wir zu einer friedlicheren Welt beitragen, wenn wir Kindern, Eltern und Lehrkräften gewaltfreie Kommunikation näherbringen und diese Methoden in der Gesellschaft insgesamt verbreiten. So ermöglichen wir es den Menschen, ihre eigenen Gefühle besser zu verstehen und Strategien zu entwickeln, damit umzugehen. Wenn ich mir darüber klar werde, was ich selbst brauche, dann nehme ich auch mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer.“

Bereits seit über zehn Jahren setzt sich Rita Ayoub dafür ein, gewaltfreie Kommunikation im Libanon, in Syrien und in der arabischen Welt zu verbreiten. Um Kreisläufe von Gewalt zu durchbrechen, empfiehlt Ayoub, die eigenen Gefühle zu erforschen und wertfrei zu kommunizieren. Von dort sei es nur noch ein kleiner Schritt, um sowohl auf die eigenen Bedürfnisse als auch auf die Bedürfnisse unserer Mitmenschen mehr Rücksicht zu nehmen. Ihr Rat: „Nimm Deine Gefühle an – sie sind ein Teil von Dir. Das hilft dir dabei zu erkennen, was Du wirklich brauchst.“


Der Text stammt von Nour Khalil und Africa de Robert und ist zuerst auf den Seiten des forumZFD erschienen. Für unsere Webseite wurde er leicht überarbeitet und gekürzt.

Mehr zur Arbeit der ZFD-Träger forumZFD und GIZ im Libanon erfahren Sie in unserer Projektdatenbank.

Wenn Sie noch mehr Beispiele und Berichte zur Bedeutung von Frauen in der Friedensarbeit lesen möchten, empfehlen wir Ihnen diese Beitrage: Starke Frauen in Bolivien, Landrechte für Frauen in Uganda und Frauen für Menschenrechte in Nepal.

Foto: forumZFD