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Kolumbien: Erfahrungsaustausch zu Erinnerungsarbeit

Das Thema Erinnerungsarbeit stand kürzlich im Fokus eines internationalen Erfahrungsaustauschs in Kolumbien. Organisiert wurde das Treffen vom ZFD-Träger AGIAMONDO im Rahmen des Schwerpunktthemas Umgang mit gewaltbelasteter Vergangenheit und Versöhnung. Die Teilnehmer*innen kamen aus Mexiko, Guatemala, El Salvador, Kolumbien und Deutschland. Auch ein Mitarbeiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen, einer ehemaligen Haftanstalt für politische Gefangene in der DDR, sowie die Lateinamerika-Referentin des Beauftragten für Religions- und Weltanschauungsfreiheit der Bundesregierung nahmen teil.

Ziel war der Erfahrungsaustausch anhand des Beispiels Kolumbien. Wie dort mit gewaltbelasteter Vergangenheit umgegangen wird, erlebten die Teilnehmer*innen bei den Besuchen verschiedener Orte und Gedenkstätten. Der Workshop sollte auch dazu beitragen, ein Netzwerk aufzubauen, das eine Vertiefung des Themenfeldes ermöglicht und die breit aufgestellte Arbeit des ZFD sichtbarer macht.

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Kolumbianische Partnerorganisationen geben Einblicke in ihre Arbeit

Kolumbien erlebte über 60 Jahre Bürgerkrieg. Auch nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens 2016 kommt es immer wieder zu neuer Gewalt. Wie kolumbianische Partnerorganisationen damit umgehen, erfuhren die Teilnehmer*innen als sie das Projekt "Centro Integral de Escucha (CIE)" (Integrales Zentrum des Zuhörens) besuchten. Das CIE ist ein Ort der Begegnung, des Zuhörens, der Selbstfürsorge und des Miteinanders für Menschen aus der Region. Das CIE arbeitet gemeinsam mit Freiwilligen aus der Bevölkerung, den sogenannten "Agentes Voluntarios de Escucha" (Freiwillige des Zuhörens) daran, Vertrauen und gesellschaftlichen Zusammenhalt aufzubauen sowie Versöhnung zu ermöglichen.

Eindrücke von Teilnehmer*innen

Die kolumbianische Teilnehmerin Catalina Quiroga Pardo, Friedenspädagogin der Partnerorganisation Corporación Otra Escuela, hofft, dass die Beschäftigung mit der Vergangenheit helfe, künftige Gewalt zu verhindern. Jugendliche, die den Krieg nicht miterlebt hätten, könnten dessen Folgen verstehen und dies fördere den Willen zur Versöhnung. Wichtig sei es, explizit den Zusammenhang zwischen Erinnerungsarbeit und Friedensarbeit vor Ort sichtbar zu machen. 

Die guatemaltekische Historikerin und Dozentin Miriam Pixtun von der Organisation Resistencia Pacifica la Puya y Alcaldía indígena Nak’awil empfand die unterschiedlichen Arten der Gedenkstättenarbeit in Kolumbien sehr bereichernd. In Guatemala sei sie in den letzten Jahren immer wieder enttäuscht worden. Hohe Erwartungen an die Friedensprozesse seien durch unerfüllte Versprechungen und fortbestehende Diskriminierung zunichtegemacht worden. 

Stefan Pleisnitzer, ZFD-Koordinator von AGIAMONDO in Kolumbien, sagte: „Die Erinnerungsarbeit in den Museen, die Opferbetreuung, die viele unserer Partner leisten, und die Zeugnisse der Opfer, die wir getroffen haben, haben uns sehr bewegt. Dies ist eine gute Grundlage für einen weiteren produktiven Austausch über die Landesgrenzen hinweg.“


Der Text stammt von Ursula Radermacher und Dr. Friederike Repnik und ist zuerst auf der Webseite von AGIAMONDO erschienen. Für unsere Seite wurde er gekürzt und angepasst. Fotos: Bianca Bauer

Mehr über die Arbeit in Kolumbien erfahren Sie auch in unserer Projektdatenbank