Ukraine
Zivilgesellschaftliche Organisationen in der Ukraine dokumentieren die Menschenrechtsverletzungen von allen Konfliktparteien des Krieges im Osten des Landes. Der ZFD unterstützt die Arbeit, denn nur wer das Ausmaß der Kriegsverbrechen kennt, kann daraus für die Zukunft lernen.
Worum gehts?
Aus den Schlagzeilen der internationalen Medien ist der Krieg in der Ostukraine so gut wie verschwunden. Zur Ruhe gekommen ist er nicht. Fast täglich sterben Menschen im Konfliktgebiet: Soldaten, Kämpfer und Zivilist*innen. Seit 2014 trennt eine 470 Kilometer lange Frontlinie die von prorussischen Separatisten besetzten Gebiete im Donbas vom Rest der Ukraine. Fast zwei Millionen Menschen haben ihr Eigentum verloren, mussten vor Landminen und Granatenbeschuss aus ihren Wohnorten fliehen. Sie sind zu Geflüchteten im eigenen Land geworden. Viele wurden verletzt, sie sind traumatisiert von den erlittenen Gewalterfahrungen. Eine Entschädigung für ihre Verluste haben die meisten bis heute nicht erhalten. Viele Betroffene fühlen sich mit ihren Problemen oft allein gelassen.
Wie weiter?
Dass den Opfern Gerechtigkeit widerfährt, ihre psychischen und physischen Verletzungen dokumentiert und die Folgen des Krieges vorbehaltlos offengelegt werden, dafür setzt sich die „Koalition Gerechtigkeit für Frieden im Donbas“ ein. 17 ukrainische Organisationen haben sich zusammengeschlossen. Sie dokumentieren Menschenrechtsverletzungen, die im Laufe des Krieges von allen Konfliktparteien begangen wurden. Sie wollen eine offene Debatte und das Leid der Menschen aus der Anonymität holen. „Es ist wichtig, den Opfern einen Namen zu geben“, sagt ein Koalitionsmitglied. „Wir brauchen ein vollständiges Verständnis vom Ausmaß der Kriegsverbrechen.“ Dafür dokumentieren die Aktivist*innen systematisch die Schrecken des Krieges, führen Interviews mit Opfern und sammeln unzählige Einzelschicksale. Sie hoffen, dass die Materialien im Falle gerichtlicher Verfolgung helfen, Recht und Gerechtigkeit durchzusetzen.
Was zählt?
Die Dokumentation und gemeinsame Aufarbeitung der Fallgeschichten ist für die vom Konflikt Betroffenen und Überlebenden der Kriegsgewalt ein erster Schritt hin zu einer neuen, ideologiefreien Erinnerungskultur.
Der Zivile Friedensdienst engagiert sich in der Ukraine mit sechs Fachkräften von drei ZFD-Trägern. Das hier vorgestellte Projekt wird von der KURVE Wustrow durchgeführt.
Ziviler Friedensdienst
Der ZFD ist ein Programm für Gewaltprävention, zivile Konfliktbearbeitung und Friedensförderung. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen setzen sich neun deutsche Friedens- und Entwicklungsorganisationen für eine Welt ein, in der Konflikte ohne Gewalt bearbeitet werden. Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen vor Ort langfristig in ihrem Engagement für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Frieden. Der ZFD wird von der Bundesregierung gefördert. 20 Jahre ZFD zeigen, dass zivile Konfliktbearbeitung ein wirksamer Bestandteil deutscher Friedenspolitik ist. Mit mehr Mitteln könnte das Potenzial des ZFD noch besser ausgeschöpft werden. Den ZFD stärken heißt, mehr Verantwortung für eine friedliche Welt übernehmen.
Foto: Moloda Prosvita Prikarpattia