Nordmazedonien
Die nordmazedonische Gesellschaft ist zerrissen. Viele Menschen unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit haben kaum Kontakt – dafür jede Menge Vorbehalte. Aus dem Neben- könnte wieder ein Gegeneinander werden, wenn keine präventive Friedensarbeit stattfindet. Für mehr Miteinander setzt der ZFD-Partner LOJA auf Dialog und Bildung.
Worum gehts?
Seit seiner Unabhängigkeit 1991 ringt Nordmazedonien um inneren Frieden und Entwicklung. Im Land leben rund zwei Millionen Menschen, davon sind etwa 64 Prozent ethnische Mazedonier*innen. Die größte unter den verschiedenen Minderheiten bilden Albaner*innen mit rund einem Viertel der Bevölkerung. Im Alltag haben Menschen unterschiedlicher Abstammung kaum Kontakt. Gegenseitige Ressentiments haben seit 1991 genauso zugenommen wie der Verdruss der Minderheiten über ihre Benachteiligung. Schon 1991 führte dies zu Zwist, der sich während des Kosovo-Kriegs 1998/99 verschärfte. 2001 entbrannten im (Nord-) Westen Nordmazedoniens Gefechte zwischen albanischen Rebellen und nordmazedonischen Sicherheitskräften. In anderen Landesteilen kam es zu Übergriffen auf die albanische Minderheit. Mit dem Rahmenabkommen von Ohrid wurde der bewaffnete Konflikt beendet. Doch die Gräuel von damals haben die gesellschaftlichen Beziehungen stark beschädigt und die Gefahr einer erneuten Eskalation ist nicht gebannt.
Wie weiter?
Damit sich die blutige Vergangenheit nicht wiederholt, muss die nordmazedonische Gesellschaft zusammenwachsen. Angebote der Zivilgesellschaft leisten dazu einen Beitrag. Das „Center for Balkan Cooperation LOJA“ bringt junge Menschen unterschiedlicher Ethnien mit kulturellen und Bildungsangeboten in Kontakt. Sie erkennen eigene Vorurteile und erleben die Perspektive der anderen. Um ein Land zu verändern, reicht es aber nicht aus, wenn sich nur einzelne ändern. Der Wandel in der Gesellschaft muss auch von ihren Institutionen getragen werden. Daher richtet sich LOJA an Schulen und Universitäten. Kinder und Jugendliche sollen von klein auf lernen, dass eine friedliche Gesellschaft den Zusammenhalt aller braucht.
Was zählt?
LOJA gelang es innerhalb von zehn Jahren, die mazedonische Bildungslandschaft zu revolutionieren. Multiethnische Bildung ist heute fester Bestandteil des Lehramtstudiums an den meisten Universitäten. „Durch unsere Aktivitäten ist eine Kultur der aktiven Zivilgesellschaft gewachsen. Immer mehr Menschen werden zu Stimmen der Veränderung. Unsere Kooperation mit den Universitäten hat zudem ein nachhaltiges Instrument zur Gewaltprävention hervorgebracht“, sagt Bujar Luma, Geschäftsführer von LOJA.
Der Zivile Friedensdienst engagiert sich in Nordmazedonien mit fünf Fachkräften von zwei Trägern. Das hier vorgestellte Projekt wird von KURVE Wustrow durchgeführt. (Stand: März 2019)
Ziviler Friedensdienst
Der ZFD ist ein Programm für Gewaltprävention, zivile Konfliktbearbeitung und Friedensförderung. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen setzen sich neun deutsche Friedens- und Entwicklungsorganisationen für eine Welt ein, in der Konflikte ohne Gewalt bearbeitet werden. Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen vor Ort langfristig in ihrem Engagement für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Frieden. Der ZFD wird von der Bundesregierung gefördert. 20 Jahre ZFD zeigen, dass zivile Konfliktbearbeitung ein wirksamer Bestandteil deutscher Friedenspolitik ist. Mit mehr Mitteln könnte das Potenzial des ZFD noch besser ausgeschöpft werden. Den ZFD stärken heißt, mehr Verantwortung für eine friedliche Welt übernehmen.
Fotos: Header: KURVE Wustrow; Teaser: LOJA / KURVE Wustrow