Libanon
Der Libanon beherbergt im Verhältnis zur eigenen Bevölkerung die meisten Geflüchteten weltweit. Eine extreme Herausforderung für ein Land, das genug mit sich selbst zu kämpfen hat. Der ZFD und seine Partnerorganisationen arbeiten daran, Spannungen abzubauen.
Worum gehts?
Von 1975 bis 1990 tobte im Libanon ein Bürgerkrieg, der mehr als 150.000 Tote forderte. Die Folgejahre waren von Besatzung, Fremdherrschaft und Unruhen gekennzeichnet. Bis heute ist die politische Lage instabil. Die gewaltsame Vergangenheit hat Spuren im sozialen Gefüge einer ohnehin stark konfessionell gespaltenen Gesellschaft hinterlassen. Es gibt kaum Initiativen, die sich unabhängig von religiöser, politischer, regionaler oder familiärer Färbung engagieren. Die innenpolitische Krise hält an. Die Zukunft ist ungewiss, die wirtschaftliche Lage bleibt schlecht. All das macht die Lage hoch brisant. Konflikte schlagen punktuell in Gewalt um. Seit 2011 belastet zudem der Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien auch den Libanon. Rund eine Million syrische Geflüchtete wurden registriert. In einigen Gemeinden hat sich die Bevölkerungszahl verdoppelt. Die Infrastruktur ist überlastet und der wirtschaftliche Druck verschärft sich. Die anfängliche Hilfsbereitschaft der libanesischen Bevölkerung weicht zunehmend einer ablehnenden Haltung.
Wie weiter?
Der ZFD bietet zivilgesellschaftlichen Akteur*innen und Geflüchteten im Norden und Osten des Libanons Hilfe bei der Bewältigung der schwierigen Situation. Derzeit arbeitet der ZFD mit seinen Partnerorganisationen in fünf Gemeinden mit hohem Anteil syrischer Geflüchteter. Sie schaffen Räume, in denen Geflüchteten und Einheimischen über ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen sprechen und gemeinsam Wege zur Verbesserung finden können. Initiativen wie das Recycling-Projekt „Zeder und Jasmin“ der Organisation Basmeh & Zeitooneh bringen Menschen beider Seiten zusammen, damit sie mit vereinten Kräften etwas für die Gemeinde leisten. „Wir wollen Spannungen in Bar Elias abbauen und beide Bevölkerungsgruppen einander näherbringen“, sagt Alaa Alzaibak. Das Projektteam hat die Bevölkerung mit speziellen Mülltonnen versorgt. Die Familien trennen ihren Abfall und sortieren Blech und Plastik aus, das anschließend verkauft wird. Über die Verwendung der Erlöse entscheiden die Menschen im Viertel.
Was zählt?
„Zeder und Jasmin“ ist ein Beispiel dafür, wie Spannungen zwischen Einheimischen und Geflüchteten abgebaut werden können. Bis jetzt wurden mehr als 20 „Community Activists“ in dem Projekt ausgebildet. Sie analysieren aufkommende Konflikte und planen deeskalierende Maßnahmen.
Der Zivile Friedensdienst engagiert sich im Libanon mit 15 Fachkräften von zwei Trägern. Das hier vorgestellte Projekt wird vom Forum Ziviler Friedensdienst durchgeführt.

Ziviler Friedensdienst
Der ZFD ist ein Programm für Gewaltprävention, zivile Konfliktbearbeitung und Friedensförderung. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen setzen sich neun deutsche Friedens- und Entwicklungsorganisationen für eine Welt ein, in der Konflikte ohne Gewalt bearbeitet werden. Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen vor Ort langfristig in ihrem Engagement für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Frieden. Der ZFD wird von der Bundesregierung gefördert. 20 Jahre ZFD zeigen, dass zivile Konfliktbearbeitung ein wirksamer Bestandteil deutscher Friedenspolitik ist. Mit mehr Mitteln könnte das Potenzial des ZFD noch besser ausgeschöpft werden. Den ZFD stärken heißt, mehr Verantwortung für eine friedliche Welt übernehmen.
Foto: Richard Klasen