Kolumbien
Trotz des Friedensabkommens von 2016 bleibt die Lage in Kolumbien angespannt. Der ZFD und seine Partner arbeiten daran, dass Konflikte friedlich geregelt werden.
Worum gehts?
Kolumbien wird seit über fünfzig Jahren von bewaffneten Konflikten erschüttert. Die ungerechte Verteilung von Land war und ist neben der sozialen Ungleichheit wesentlicher Auslöser der Konflikte. Etwa 220.000 Todesopfer forderten die Auseinandersetzungen seit den 60er Jahren. Über sieben Millionen Menschen mussten ihre Dörfer verlassen. Auf der großen Bühne der Politik konnten zwar diplomatische Erfolge erzielt werden: 2016 einigten sich kolumbianische Regierung und die größte Guerillagruppe FARC auf ein Friedensabkommen. Doch Frieden herrscht noch lange nicht. Andere Guerillagruppen und Paramilitärs kämpfen weiterhin um Ressourcen, Bodenschätze und Drogen. Verhandlungen zwischen Regierung und der zweitgrößten Guerillabewegung ELN verlaufen schleppend. Bedrohung und Gewalt gehören noch immer zum Alltag der Menschen.
Wie weiter?
Das Departamento del Chocó im Nordwesten ist von den gewaltsam ausgetragenen Konflikten weiterhin betroffen. Auch in der Bevölkerung kommt es in den letzten Jahren vermehrt zu handfesten Streits um Land. Altbewährte Regeln des friedlichen Zusammenlebens greifen nicht mehr. Kein Wunder, wenn das Leben über Jahrzehnte hinweg von Gewalt geprägt ist. Die Diözese Quibdó und der ZFD vermitteln zwischen den Bevölkerungsgruppen. Bereits in den späten 80er Jahren wurde eine interethnische Kommission aus der Taufe gehoben. Sie kam jedoch Anfang 2000 zum Erliegen, da die bewaffneten Konflikte die Arbeit unmöglich machten. Dank der Diözese Quibdó wurde die Kommission Anfang 2016 wiederbelebt. „Ihre Stärke liegt darin, dass ihre Vertreter aus den verschiedenen Bevölkerungsgruppen kommen. Sie bringen eine große Schatztruhe voller Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten mit“, sagt Padre Albeiro, der das Gremium begleitet. Die Kommission kommt regelmäßig zusammen, um Konflikte zu schlichten und die Beziehungen zwischen den Menschen zu verbessern.
Was zählt?
Durch die Wiederbelebung der interethnischen Kommission konnte die Gewalt eingedämmt werden. Konflikte werden immer häufiger friedlich geschlichtet. Die ZFD-Partnerorganisationen des Chocó konnten außerdem auf die Friedensverhandlungen 2014 in Havanna Einfluss nehmen: Anliegen der ethnischen Minderheiten wurden als „Capítulo Étnico“ ins Friedensabkommen aufgenommen.
Der Zivile Friedensdienst engagiert sich in Kolumbien mit 22 Fachkräften von zwei Trägern. Das hier vorgestellte Projekt wird von der AGEH durchgeführt.

Ziviler Friedensdienst
Der Zivile Friedensdienst ist ein Programm für Gewaltprävention und Friedensförderung in Krisen- und Konfliktregionen. Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen vor Ort langfristig in ihrem Engagement für Dialog, Menschenrechte und Frieden. Der ZFD wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert und von neun deutschen Friedens- und Entwicklungsorganisationen durchgeführt. 20 Jahre ZFD zeigen, dass zivile Konfliktbearbeitung ein wirksamer Bestandteil deutscher Friedenspolitik ist. Mit mehr Mitteln könnte das Potenzial des ZFD noch besser ausgeschöpft werden. Den ZFD stärken heißt, mehr Verantwortung für eine friedliche Welt übernehmen.
Foto: Michaela Pfister