Kambodscha
Einige ZFD-Partnerorganisationen in Kambodscha leisten kreative Erinnerungsarbeit an die Verbrechen der Roten Khmer. Denn Kunst kann Wege in verdrängte Erinnerungen öffnen.
Worum gehts?
Mehr als 1,7 Millionen Menschen fielen in Kambodscha von 1975 bis 1979 der Pol Pot-Diktatur und den Roten Khmer zum Opfer. Dem Genozid an der eigenen Bevölkerung folgten Jahrzehnte des Schweigens und Verdrängens. Die Aufarbeitung der Vergangenheit nach dem Vorbild Internationaler Gerichtshöfe begann 2007 mit dem Rote-Khmer-Tribunal in Phnom Penh, das den Verantwortlichen der Massenmorde den Prozess macht. Unter den Nebenkläger*innen sind auch Hunderte von Frauen, die während der Khmer-Rouge-Diktatur zwangsverheiratet, vergewaltigt und zu Schwangerschaften gezwungen wurden, um Nachwuchs für die Roten Khmer zu gebären. Initiativen der Zivilgesellschaft begleiten die gerichtliche Aufarbeitung der Vergangenheit.
Wie weiter?
„Kunst eröffnet unserer Gesellschaft einen Weg, sich der Vergangenheit zu stellen“, sagt Synan Chhounni von Youth for Peace. Die Jugendorganisation gehört zu den ZFD-Projektpartnern in Kambodscha, die mit kreativen Mitteln die Schreckensherrschaft des Pol Pot-Regimes aufarbeiten. In ihrer Ausstellung „Eyes on Darkness“ zeigt sie mit großformatigen Bildern, Zitat- und Textcollagen von Zeitzeugen und jugendlichen Besucherinnen und Besuchern der Opfer-Gedenkstätten, wie Vergangenheitsbewältigung über Generationen hinweg zu lebendigem Geschichtsunterricht wird. Eine szenische Aufarbeitung vergangener Gewalt versucht das Tanzdrama „Pka Sla“: 2017 brachte es erstmals das tabuisierte Thema Zwangsehen unter den Roten Khmer auf die Bühne. Auch der Kambodschanerin Sokchan Pen ermöglichte letztendlich ein ZFD-geförderter Dokumentarfilm, über ihre traumatischen Gewalterfahrungen von vor 30 Jahren zu sprechen. Auf diese Weise tragen die ZFD-Partnerorganisationen neben der juristischen und psychologischen Unterstützung der Überlebenden auch durch künstlerische Projekte zur Versöhnung bei.
Was zählt?
Zwangsehe wurde als Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Anklage vor den Extraordinary Chambers in the Courts of Cambodia (ECCC) anerkannt. Maßnahmen der Dialog- und Erinnerungsarbeit zur Bewältigung traumatischer Erlebnisse von ZFD-Partnern wurden als Reparationsleistungen angenommen.
Der Zivile Friedensdienst engagiert sich in Kambodscha mit elf Fachkräften von zwei ZFD-Trägern. Das hier vorgestellte Projekt wird von der GIZ durchgeführt (Stand 3/2019).

Ziviler Friedensdienst
Der ZFD ist ein Programm für Gewaltprävention, zivile Konfliktbearbeitung und Friedensförderung. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen setzen sich neun deutsche Friedens- und Entwicklungsorganisationen für eine Welt ein, in der Konflikte ohne Gewalt bearbeitet werden. Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen vor Ort langfristig in ihrem Engagement für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Frieden. Der ZFD wird von der Bundesregierung gefördert. 20 Jahre ZFD zeigen, dass zivile Konfliktbearbeitung ein wirksamer Bestandteil deutscher Friedenspolitik ist. Mit mehr Mitteln könnte das Potenzial des ZFD noch besser ausgeschöpft werden. Den ZFD stärken heißt, mehr Verantwortung für eine friedliche Welt übernehmen.
Fotos: GIZ/ZFD