Burundi
Das Maison de la Presse in Bujumbura schafft Radioformate, die Konfliktparteien an einen Tisch bringen und auch in Krisenzeiten Debatten über kontroverse Themen wagen. Der ZFD unterstützt das Pressezentrum, denn Frieden und freie Meinungsäußerung gehen Hand in Hand.
Worum gehts?
Die Region der Großen Seen wird seit Jahrzehnten von politischer Instabilität, Bürgerkriegen und Ressourcenkonflikten gebeutelt. Die jüngste Krise in Burundi schwelt seit 2015, ausgelöst durch die Ankündigung einer verfassungswidrigen dritten Amtszeit des Präsidenten. Es kam zu Zusammenstößen sowie einem Putschversuch mit Gewalt von beiden Seiten. Zahllose Oppositionelle wurden verhaftet, verschleppt, getötet oder ins Exil getrieben – darunter mehr als 100 Journalist*innen. Wie so oft im Kampf um die Macht richtete sich die Wut der Konfliktparteien gegen die Medien: Ein regierungsnahes Radio wurde zerstört, mehrere kritische und unabhängige Medien wurden zerstört oder verboten. Heute stehen die wiedereröffneten Sender unter strikter Regierungskontrolle. Heikle Themen zu diskutieren ist eine gefährliche Gratwanderung.
Wie weiter?
Das Maison de la Presse nutzt die winzigen verbliebenen Spielräume, um den Dialog zu sensiblen Themen zu fördern. Es schult Journalisten und Journalistinnen in konfliktsensibler Berichterstattung und arbeitet an innovativen Formaten, die Brücken bauen – zwischen Menschen aus unterschiedlichen politischen Lagern und Konfliktparteien. In live übertragenen interaktiven Radio-Debatten diskutieren Gäste aus Zivilgesellschaft, Regierung, Bildungseinrichtungen, Polizei und Militär aktuelle politische Themen. Hörer*innen aus allen Landesteilen werden zugeschaltet und reden mit. Das ist nicht immer einfach: „Von verhafteten Journalist*innen bis zur Sabotage ist in der Vergangenheit vieles passiert. Aber die Resonanz ist positiv“, sagt der Direktor des Pressezentrums, Nestor Ntiranyibagria, „und im Jahr 2018 gab es keine Drohungen, keine Sabotage mehr, auch nicht bei Debatten zu sehr sensiblen Themen, wie der Verfassungsänderung zugunsten der Regierungspartei.“ Dies ist auch die Frucht der Advocacy-Arbeit gegenüber dem Ministerium für Information und Medien.
Was zählt?
Dialogformate haben exilierte und im Land gebliebene Journalist*innen wieder in Kontakt gebracht, die sich oft feindlich gegenüberstehen. Interaktive Radio-Debatten schaffen in der burundischen Konfliktsituation Räume für Dialog, wo zuvor angespannte Sprachlosigkeit herrschte.
Der Zivile Friedensdienst engagiert sich in Burundi mit sieben Fachkräften von drei Trägern. Das hier vorgestellte Projekt wird von EIRENE durchgeführt. (Stand: Januar 2019)
Ziviler Friedensdienst
Der ZFD ist ein Programm für Gewaltprävention, zivile Konfliktbearbeitung und Friedensförderung. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen setzen sich neun deutsche Friedens- und Entwicklungsorganisationen für eine Welt ein, in der Konflikte ohne Gewalt bearbeitet werden. Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen vor Ort langfristig in ihrem Engagement für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Frieden. Der ZFD wird von der Bundesregierung gefördert. 20 Jahre ZFD zeigen, dass zivile Konfliktbearbeitung ein wirksamer Bestandteil deutscher Friedenspolitik ist. Mit mehr Mitteln könnte das Potenzial des ZFD noch besser ausgeschöpft werden. Den ZFD stärken heißt, mehr Verantwortung für eine friedliche Welt übernehmen.
Fotos: Header: EIRENE; Teaser: EIRENE