Bolivien
Konstruktive Verhandlungsführung will gelernt sein. Deshalb unterstützt der ZFD die Lehrgänge der Bolivianischen Dialogschule für gewaltfreie Kommunikation. Denn nur im demokratischen Dialog können Konflikte gelöst werden.
Worum gehts?
In Bolivien wurde nach Jahren politischer Instabilität 2005 erstmals ein Vertreter der indigenen Bevölkerungsmehrheit zum Staatspräsidenten gewählt. Seitdem regiert Evo Morales das Andenland. Unter ihm erhielt Bolivien 2009 eine neue Verfassung. Sie sollte den Staatsumbau zu einer „plurinationalen“ Demokratie mit starker Bürgerbeteiligung und der Anerkennung kultureller Diversität garantieren. Es galt Mechanismen zu finden, die in der Lage sind, Interessengegensätze zwischen Regierung, indigenen und anderen gesellschaftlichen Gruppen auszugleichen. Ressourcenkonflikte zwischen Besitzenden und Benachteiligten wollten moderiert und gewaltfrei beigelegt werden. Mehr Demokratie sollte her, auch auf kommunaler Ebene. Vielerorts wurde über neue, gemeinschaftlich entwickelte Gemeindeverfassungen diskutiert. Doch dafür mussten erst einmal Prinzipien des demokratischen Dialogs erarbeitet werden.
Wie weiter?
Seit 2012 fördert die Escuela Boliviana de Diálogo gewaltfreie Kommunikation und interkulturellen Dialog im bolivianischen Tiefland. In mehrtägigen Modulen bietet die Dialogschule Mitarbeitenden der bolivianischen Partnerorganisationen des ZFD Raum für die Reflexion eigener Kommunikationsmuster, Einstellungen und Werte. In praktischen Übungen setzen die Teilnehmenden Prinzipien des demokratischen Dialogs wie Inklusion, aktives Zuhören, Empathie und Kompromissbereitschaft in konstruktive Gesprächstechniken um. All dies geschieht mit dem Ziel, die Moderationskompetenzen der ZFD-Partner in Verhandlungen um die politische Teilhabe von benachteiligten Gruppen, von Indigenen und Frauen zu stärken.
Was zählt?
Nach einem langwierigen Prozess, der auch außerhalb der Dialogschule von ZFD-Fachkräften unterstützt wurde, gelang es dem Landkreis San Ignacio de Velasco, eine neue Gemeindeverfassung auszuhandeln. Alle Bevölkerungsgruppen waren daran beteiligt, einige ihrer Mitglieder hatten zuvor an der Dialogschule teilgenommen.
Der Zivile Friedensdienst engagiert sich in Bolivien mit 14 Fachkräften von 3 Trägern. Das hier vorgestellte Projekt wird von der GIZ durchgeführt.

Ziviler Friedensdienst
Der ZFD ist ein Programm für Gewaltprävention, zivile Konfliktbearbeitung und Friedensförderung. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen setzen sich neun deutsche Friedens- und Entwicklungsorganisationen für eine Welt ein, in der Konflikte ohne Gewalt bearbeitet werden. Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen vor Ort langfristig in ihrem Engagement für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Frieden. Der ZFD wird von der Bundesregierung gefördert. 20 Jahre ZFD zeigen, dass zivile Konfliktbearbeitung ein wirksamer Bestandteil deutscher Friedenspolitik ist. Mit mehr Mitteln könnte das Potenzial des ZFD noch besser ausgeschöpft werden. Den ZFD stärken heißt, mehr Verantwortung für eine friedliche Welt übernehmen.
Foto: GIZ/ZFD