Schauplatz Gao
Umkämpfte Metropole
Gao = Treffpunkt der Kulturen
Gao ist bekannt für die rote Düne von Koyma. Steil erhebt sie sich am Flusse Niger empor. Direkt dahinter beginnt die Sahara. Seit dem 9. Jahrhundert ist Gao bedeutsames Handelszentrum und Knotenpunkt nomadischer Wanderrouten. Die Region wird traditionell von verschiedenen nomadisch wie auch sesshaft lebenden Menschen besiedelt. Gao war Hauptstadt wechselnder Reiche und Mächte. Seit dem 10. Jahrhundert ist die Region muslimisch geprägt. Heute ist Gao Hauptstadt der gleichnamigen Region im Norden Malis.
Der Name Gao stammt aus der Sprache der Songhai, der größten sesshaften Bevölkerungsgruppe der Region, und bedeutet so viel wie „der große Platz“. Auf Arabisch heißt Gao Kaw Kaw. In der Sprache der Tuareg, der größten nomadischen Bevölkerungsgruppe der Region, wird Gao ⴳⴰⵡ (Yag Ya Yaw) oder umgangssprachlich auch Gaw Gaw genannt.
Gao, die umkämpfte Stadt
Konflikte zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen in der Region sind nicht neu. Doch seit der Kolonialzeit hat sich die Lage zugespitzt. Es formierten sich gewaltbereite Fraktionen, die nach Gleichberechtigung oder Unabhängigkeit streben. Auch Al-Qaida-nahe Gruppen und kriminelle Banden tummeln sich in der Region. Für sie alle ist Gao eine strategisch wichtige Metropole.
2012 brachten Rebellen die Region unter ihre Kontrolle und riefen einen eigenen Staat aus. Gao wurde zur Hauptstadt Azawads erklärt. Es entbrannten heftige Gefechte. Eine halbe Million Menschen musste fliehen. Im Januar 2013 wurde Gao von französischen und malischen Truppen zurückerobert. Im Frühjahr 2013 installierte die UN die Stabilisierungsmission MINUSMA mit über 15.000 Blauhelmen im Land. Für sie ist Gao ein zentraler Stützpunkt.
Risse, die heilen müssen
2015 konnte ein Friedensabkommen vereinbart werden. Doch die Umsetzung stockt. Zwar konnten viele Geflüchtete nach Gao zurückkehren. Anschläge und gewaltsame Auseinandersetzungen sind aber weiter auf der Tagesordnung. Die Risse in der Gesellschaft sind tiefer denn je. Die Entwicklung der Region kommt nicht voran. Solange die Konfliktursachen bestehen bleiben, bleibt Gao eine umkämpfte Metropole.
Fotos (von oben): Collage: Wikimedia Commons / Jemal Ould Mohamed Oumar; Wikimedia Commons / Jonathon Hicks; Text: UN-Photo / Marco Dormino (2x)