Publikation
Dialog zum Völkermord
Schockierende Bilder, Originalschauplätze, Gebeine, Gerüche – ruandische Erinnerungskultur berührt alle Sinne. Mit drastischen Methoden gedenken Ruander des schlimmsten Ereignisses ihrer Geschichte – des Genozids vor elf Jahren, bei dem in weniger als drei Monaten mehr als eine Million Menschen umgebracht wurden. Noch immer ist eine Kluft zwischen Hutu und Tutsi spürbar, obwohl diese Begriffe als ethnische Zuweisungen offiziell abgeschafft wurden. Täter und Opfer müssen miteinander leben, sie begegnen sich unwillkürlich, täglich, sie sind Nachbarn, Geschäftspartner und Mitglieder einer Familie.
Deutsche und Ruander verbindet, dass sie die Verantwortung sowohl für die staatlichen Gewaltverbrechen als auch dafür zu tragen haben, dass die Geschehnisseverarbeitet und gedenkpädagogisch aufgearbeitet werden. Im Dezember 2004 kamen acht junge Ruander nach Deutschland, um die deutsche Erinnerungskultur zu erfahren. Im Austausch mit deutschen Teilnehmern, mit Fachleuten, Zeitzeugen und an Originalschauplätzen möchten sie Gedenkformen kennen lernen, die individualpsychologisch wirksam sind und in die pädagogische Aufarbeitung der blutigen ruandischen Vergangenheit integriert werden können.