Projekt

Vergangenheit aufarbeiten, Versöhnung den Weg bereiten

Land

Liberia

ZFD-Akteur

AGIAMONDO

Projektland: Liberia (Westafrika). Hauptstadt: Monrovia. Bevölkerung: rund 5,4 Mio. Menschen (54 pro km²). Unabhängigkeit: 1847 (von den USA). Hintergrund: Die USA begannen in den 1820er-Jahren damit, freigelassene Sklaven auf dem Gebiet des heutigen Liberias anzusiedeln. Es entstanden zunächst mehrere Kolonien, die sich nach und nach zu einem Staat zusammenschlossen. Von Anfang an kam es zu Konflikten zwischen Einheimischen und Zugewanderten, die 1856 in einem ersten Krieg mündeten. Ende des 19. Jh. vereinnahmten Großbritannien und Frankreich Teile des Gebiets. Von 1878 bis 1980 wurde das Land von einer einzigen Partei beherrscht, die die Interessen der Siedler verfolgte, andere Bevölkerungsgruppen hingegen unterdrückte. 1980 kam es zu einem Militärputsch. 1989 brach ein Bürgerkrieg aus, der 14 Jahre andauerte. Seit 2003 befindet sich Liberia in einem Übergangsprozess. Regierungsform: präsidiale Republik. Parlaments- und Präsidentschaftswahlen fanden zuletzt im Oktober 2023 statt. Am 14. November 2023 kam es zur Stichwahl ums Präsidentenamt zwischen Amtsinhaber Weah und Herausforderer Boakai (wie bereits 2017). Diesmal konnte Joseph Boakai die Wahl knapp für sich entscheiden und ist damit neuer Präsident Liberias. Human Development Index 2021: Rang 178 (von 191 Ländern); Global Peace Index 2023: Rang 70 (von 163 Ländern).


Projekt: Die Partnerorganisationen (PO) und Fachkräfte des ZFD widmen sich v.a. der Aufarbeitung der gewaltvollen Vergangenheit. Dabei setzen sie auf unterschiedlichen Ebenen an: im Bildungs- und im Gesundheitssystem, mit ziviler Konfliktbearbeitung (ZKB) in Gemeinden und Schulen sowie in der Menschenrechtsarbeit durch Dokumentation, Beratung und Schulung. Ein Teil der PO arbeitet direkt mit traumatisierten Menschen. Sie unterstützen die Betroffenen dabei, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten, damit sie ihr Leben wieder in die Hand nehmen können. Manche PO leisten juristische Beratung und Aufklärung. Andere PO bieten Ausbildungen in psychosozialer Begleitung, Traumaarbeit und ZKB an. Ein Ziel der Aufarbeitung ist auch, die Spaltung der Gesellschaft zu überwinden, die durch Krieg und Gewalt vertieft wurde. Die PO initiieren Begegnung und Dialog, um Vertrauen aufzubauen und Versöhnung den Weg zu bahnen. Dabei sorgen sie dafür, dass auch benachteiligte Bevölkerungsgruppen einbezogen werden.

Praxisbeispiel: Liberias Gesundheitssystem ist durch Bürgerkrieg und Ebola-Epidemie größtenteils zusammengebrochen. So gibt es bis heute zu wenig geschultes Personal, um den Menschen bei der Verarbeitung ihrer traumatischen Erlebnisse beizustehen. Das Mother Patern College of Health Sciences hat daher einen Masterstudiengang in Sozialarbeit mit Fokus auf psychosoziale Begleitung und Traumaarbeit eingerichtet. Die Studierenden erfahren eine ganzheitliche Ausbildung mit theoretischen und praktischen Inhalten. 


Konfliktfelder: Liberia kämpft nach wie vor mit den Folgen eines verheerenden Bürgerkriegs. Zwischen 1989 bis 2003 starben mehr als 270.000 Menschen. Die Infrastruktur, samt Schulen, Krankenhäusern, Wasser- und Elektrizitätswerken, wurde vielerorts weitgehend zerstört. Die meisten Menschen haben Traumata erlitten, doch die wenigsten wurden juristisch und therapeutisch betreut. Auch in Politik und Gesellschaft wurde die gewaltvolle Vergangenheit kaum aufgearbeitet. Die Lebensbedingungen der Mehrheit der Bevölkerung sind weiterhin schlecht: Über die Hälfte der Menschen lebt in Armut. Vielerorts fehlt es an ausreichender medizinischer Versorgung, Bildungsangeboten und Arbeit. Massive Rückschläge erlebte Liberia durch die Ebola-Epidemie (2014-2016) und zuletzt auch durch Corona. Die akuten Probleme führen in Kombination mit den bedrückenden Altlasten häufig zu sozialen Spannungen, die nicht selten in Gewalt münden. Auch Gewalt gegen Kinder und Frauen ist weit verbreitet. Somit ist die Lage im Land bis heute in vielerlei Hinsicht fragil.


Projektpartner

Archdiocesan Youth Secretariat (AYS, Erzdiözese Monrovia)
Catholic Education Secretariat (Erzdiözese Monrovia)
Foundation for International Dignity (FIND)
Kofi Annan lnstitute for Conflict Transformation (KAICT)
Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Diözese Cape Palmas
Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Diözese Gbarnga
Mother Patern Health College of Health Sciences (MPCHS)
Radio Maria
Youth Crime Watch (YCW)

Projektstandorte

Diözese Cape Palmas
Diözese Gbarnga
Erzdiözese Monrovia
Gbarnga
Monrovia

Zielgruppen

Menschen, die Gewalt erlitten haben, benachteiligte Bevölkerungsgruppen, Lehrkräfte an Schulen und Universitäten, Studierende, Schüler*innen, Jugendliche, Sozialarbeiter*innen, psychosoziale Berater*innen, lokale Entscheidungsträger*innen, traditionelle, kirchliche und staatliche Autoritäten auf lokaler Ebene, allgemeine Bevölkerung, Mitarbeitende der Partnerorganisationen, von Frauen- und Basisorganisationen

ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)

5

Stand

1. Quartal 2024