Projekt

Vergangenheit aufarbeiten, Dialog und Versöhnung anstoßen

Land

Sri Lanka

ZFD-Akteur

AGIAMONDO

Projektland: Sri Lanka (Südasien). Hauptstadt: Colombo; Bevölkerung: rund 22,2 Millionen Menschen (358 pro km²). Unabhängigkeit: 1948 (von Großbritannien; 1972: Umbenennung von Ceylon in Sri Lanka). Als die Portugiesen in Sri Lanka ankamen, gab es mehrere unabhängige Königreiche.  Ab 1517 stand Sri Lanka (weitgehend) unter Kolonialherrschaft, zunächst durch Portugal, ab Mitte des 17. Jahrhunderts durch die Niederlande, ab 1796 durch Großbritannien. Die Kolonialmächte unterdrückten die Einheimischen, teilweise mit brutaler Gewalt. Die tamilische Minderheit wurde von den Briten begünstigt und nach der Unabhängigkeit kehrte sich die Situation um: Die Tamilen und andere Minderheiten wurden von der singhalesischen Mehrheit benachteiligt. Staatsform: Präsidialrepublik seit 1978. Bürgerkrieg 1983 bis 2009 zwischen tamilischen Seperatist*innen und sri-lankischen Regierungstruppen mit 80.000-100.000 Todesopfern. 2022 wählte das Parlament außerplanmäßig Ranil Wickremesinghe zum neuen Präsidenten, nachdem sein Vorgänger vom Amt zurückgetreten war im Zuge einer anhaltenden Wirtschafts- und Politikkrise. 2024 stehen die nächsten regulären Präsidentschaftswahlen an. Human Development Index 2021: Rang 75 (von 191 Ländern); Global Peace Index 2023: Rang 107 (von 163 Ländern).


Projekt: Die Partnerorganisationen (PO) und Fachkräfte des ZFD verfolgen zwei miteinander verknüpfte Ziele, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern: Zum einen werden benachteiligte und ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen gestärkt, damit sie sich aktiver ins gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Leben einbringen können. Hierbei stehen Kriegswitwen, alleinerziehende Frauen, Jugendliche und wirtschaftlich benachteiligte Menschen im Mittelpunkt. Zum anderen wird der Dialog zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen befördert. So bringen die PO z.B. Jugendliche unterschiedlicher Gruppenzugehörigkeit in Workshops zusammen. Dabei wächst Verständnis für die Sicht der anderen und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Die PO setzen sich auch für die Aufarbeitung der gewaltvollen Vergangenheit ein. Menschen unterschiedlicher Herkunft teilen ihre leidvollen Erfahrungen, sodass Brücken gebaut werden, die Versöhnung ermöglichen und dazu beitragen, dass sich die Teilnehmenden gemeinsam für die Bearbeitung aktueller Probleme starkmachen. 

Praxisbeispiel: Mitarbeitende der PO Caritas Valvuthayam führen Gruppenberatungen durch, um vom Bürgerkrieg traumatisierte Frauen zu stärken. Dadurch kann die PO diejenigen identifizieren, die eine persönliche Beratung benötigen und ihnen diese anbieten. An den Gruppenaktivitäten nehmen hinduistische, christliche und muslimische Frauen teil, sodass auch der Dialog über religiöse Grenzen hinweg in Gang gebracht wird.


Konfliktfelder: Sri Lanka ist immer noch von einem 26 Jahre währenden Bürgerkrieg überschattet. Regierung und Militär nahmen schwere Verstöße gegen das Völkerrecht in Kauf, um die tamilischen Rebellengruppen 2009 endgültig zu zerschlagen. Allein in der Endphase des Krieges starben rund 40.000 Zivilist*innen. Der Konflikt wurde daraufhin für beendet erklärt, doch seine Ursachen sind nicht beseitigt. Ungleichheit, Armut und Diskriminierung prägen weiterhin das gesellschaftliche Leben. Die Bevölkerung ist entlang ethnischer, sprachlicher und religiöser Grenzen gespalten. Konflikte flammen immer wieder gewaltsam auf, Anschläge kommen sporadisch vor. Die Wunden von Krieg und Vertreibung sind tief. Eine Aufarbeitung hat kaum stattgefunden. 2022 gipfelte eine Wirtschaftskrise in einem Staatsbankrott mit zunehmender Verknappung von Treibstoff, Lebensmitteln und Medikamenten. Monatelange Massendemonstrationen zwangen den damaligen Präsidenten zum Rücktritt. Doch die Krise ist noch nicht vorbei. Die Proteste gegen die Übergangsregierung unter Präsident Wickremesinghe gehen weiter.


Projektpartner

Caritas Sri Lanka – Social and Economic Development Centre (SEDEC)
Caritas HUDEC Jaffna (Human Development Center)
Caritas Valvuthayam
Eastern Economic and Human Development Organization (EHED)
Eastern Social Development Foundation (ESDF)
National Peace Council of Sri Lanka (NPC)
Oblates of Mary lmmaculate (OMI) – Centre for Society and Religion (CSR)

Projektstandorte

Colombo
Landesweit

Zielgruppen

Mitarbeitende zivilgesellschaftlicher und kirchlicher Organisationen, katholische Ortskirchen, lokale kirchliche und staatliche Autoritäten, lokale interreligiöse Komitees, Lehrkräfte, Bevölkerung aller ethnischen und religiösen Gruppen auf lokaler Ebene, Frauen

ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)

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Weitere Informationen

Dieses Projekt wird mit Mitteln aus der Sonderinitiative „Geflüchtete und Aufnahmeländer“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.

Stand

1. Quartal 2024