Projekt
Mit Teilhabe und Dialog Spaltung überwinden
Land
ZFD-Akteur
Projektland: Sierra Leone (Westafrika). Hauptstadt: Freetown. Bevölkerung: rund 8,8 Mio. Menschen (123 pro km²). Unabhängigkeit: 1961 (von Großbritannien). Hintergrund: Ende des 18. Jh. begann Großbritannien (GB) freigelassene Sklaven in Teilen des heutigen Staatsgebiets anzusiedeln. 1808 wurde Sierra Leone zur britischen Kronkolonie ernannt. In der Folge kam es mehrfach zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen lokaler Bevölkerung, Angesiedelten und britischen Besatzern. Ab 1951 erfolgte eine zunehmende Loslösung von GB, 1961 die Unabhängigkeit. Doch die bestehenden Konflikte zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen waren damit nicht aus der Welt. Von 1991 bis 2002 tobte ein Bürgerkrieg im Land. Regierungsform: präsidiale Republik. Parlament- und Präsidentschaftswahlen fanden zuletzt im Juni 2023 statt. Der seit 2018 amtierende Präsident Julius Maada Bio konnte die Wahl für sich entscheiden. Auch seine Partei SLPP wurde stärkste Kraft. Die größte Oppositionspartei APC erkannte das Wahlergebnis zunächst nicht an und boykottierte jegliche politische Arbeit – sowohl auf Parlaments-, als auch auf Kommunalebene. Im Oktober 2023 konnte eine Einigung zwischen beiden Parteien erzielt werden, mit der auch der Wahlausgang akzeptiert wird. Human Development Index 2022: Rang 184 (von 193 Ländern); Global Peace Index 2023: Rang 47 (von 163 Ländern).
Projekt: Die Partnerorganisationen (PO) des ZFD setzen sich für die Rechte und Teilhabe benachteiligter Bevölkerungsgruppen ein. Dazu zählen insbesondere (von Gewalt betroffene) Kinder, Jugendliche und Frauen sowie Gemeinden, die Gefahr laufen, bei landwirtschaftlichen oder bergbaulichen Investitionen übervorteilt zu werden. Überlebende aller Art von Gewalt erhalten juristischen und psychosozialen Beistand. In ländlichen Gemeinden begleiten die PO den Dialog zwischen Konfliktparteien, um Konflikte friedlich zu regeln. Jugendliche und junge Erwachsene stärken sie darin, Perspektiven zu entwickeln und sich in die Gemeinschaft einzubringen. Rund 60 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 25 Jahre. PO und ZFD setzen auf das Potenzial dieser jungen Generation und qualifizieren Jugendliche an Schulen, Universitäten und in Gemeinden als „Change und Peace Agents“. Darüber hinaus adressieren die PO durch Medien- und Advocacy-Arbeit auch die breite Bevölkerung, um etwa auf ein Ende der Gewalt an Kindern und Frauen hinzuarbeiten.
Praxisbeispiel: Die ZFD-PO WAVES stärkt die Rolle von Frauen und Mädchen und tritt gegen geschlechtsspezifische und sexualisierte Gewalt ein. Zu diesem Zweck schulen, sensibilisieren und mobilisieren die Mitarbeitenden u.a. Frauen-und Mädchengruppen in Gemeinden, damit sie sich für ihre Anliegen einsetzen und vor Gewalt schützen können. Außerdem arbeitet WAVES mit Eltern, Lehrer* innen, traditionellen und religiösen Autoritäten wie auch mit Beschneiderinnen und vernetzt sich auf nationaler Ebene, um eine Ächtung weiblicher Genitalverstümmelung zu erwirken.
Konfliktfelder: In Sierra Leone wütete von 1991 bis 2002 ein Bürgerkrieg. Hunderttausende starben, wurden vertrieben, verstümmelt, traumatisiert. Die Infrastruktur wurde weitgehend zerstört. Nach dem Kriegsende ging es in vielen Bereichen bergauf: Das politische System stabilisierte sich. Die Wirtschaft wuchs. Aufarbeitung und Versöhnung zeigten Erfolge. Doch die Ebola-Epidemie (2014-2016), Naturkatastrophen (v.a. 2017, 2022) und die Corona-Pandemie haben das Land schwer getroffen. Bis heute gehört Sierra Leone zu den ärmsten Ländern der Erde. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in Armut, viele sind arbeitslos bzw. unterbeschäftigt. Von den vorhandenen Ressourcen profitiert die allgemeine Bevölkerung kaum. Steigende Lebensmittelpreise als Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine verschärfen die Lage. Bei vielen Menschen überwiegt ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Gesellschaftliche Spannungen nehmen wieder zu. Darin liegt ein hohes Konfliktpotential. Der Frieden bleibt fragil.