Projekt

Mit der jungen Generation aktiv für den Frieden in Kamerun

Land

Kamerun

ZFD-Akteur

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit

Konfliktkontext: Im Vergleich zu seinen Nachbarländern galt Kamerun lange als relativ stabil. Doch seit 2013 wird der Norden von der Boko-Haram-Miliz heimgesucht. Im Westen kommt es seit Ende 2016 zu gewaltsamen Konflikten. Armut, Arbeitslosigkeit, soziale Ungerechtigkeit und Landkonflikte sorgen schon länger für Unzufriedenheit. Vor dem Hintergrund der prekären Lebensbedingungen braucht es nicht viel, damit sich der Frust gewaltsam entlädt. Die Gesellschaft ist außerdem durch eine wachsende Zerklüftung gekennzeichnet. Es wird immer wichtiger welcher Ethnie oder Religion ein Mensch angehört, aus welcher Region dieser stammt und welche Sprache er spricht. Die Grenzen zwischen politischen Lagern werden zunehmend zu Grenzen zwischen ethnischen Gruppen. Auch der Konflikt zwischen den Generationen verschärft sich: Junge Menschen werden in der traditionell geprägten Gesellschaft kaum gehört. Dabei sind allein rund 40 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre alt. Die zunehmende Polarisierung erschwert auch die Zusammenarbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen über gesellschaftliche Grenzen hinweg. Die Zivilgesellschaft ist ohnehin durch jahrelange Macht- und Zugangskämpfe stark geschwächt. Auch staatliche Repressionen, wie etwa Demonstrationsverbote, Internetsperren und Zensur erschweren ihr Engagement. Die Instabilität der Nachbarländer stellt Kamerun vor zusätzliche Herausforderungen. Rund 450.000 Menschen aus den Nachbarländern Nigeria und der Zentralafrikanischen Republik haben im Land Schutz gesucht. Hinzu kommen über eine Million Binnengeflüchtete (UNHCR, Stand: 31.8.21). Es treten vermehrt Verteilungskonflikte zwischen ortsansässiger Bevölkerung und Geflüchteten zutage. Die Wiederwahl des seit 35 Jahren regierenden Präsidenten Paul Biyas Ende 2018 konnte die Stimmung nicht beruhigen, im Gegenteil – die Situation eskalierte weiter. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen militanten anglophonen Gruppen und dem kamerunischen Militär in den englisch geprägten Regionen im Westen wüten unvermindert. Und auch im Norden haben die Angriffe der Boko-Haram-Miliz wieder zugenommen: Bei einem Selbstmordattentat Anfang 2021 kamen 15 Menschen ums Leben.

Projekt: Das Projekt fördert den gewaltfreien Umgang mit bestehenden gewaltsamen Konflikten und die Prävention neuer Gewalt. Es werden dabei drei Handlungsfelder in den Blick genommen, Dialogförderung und Stärkung der Zusammenarbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen, Teilhabe von jungen Menschen, insbesondere jungen Frauen und Resilienz der Partner und deren Zielgruppen durch psychosoziale Begleitung. Der ZFD unterstützt die kooperative Zusammenarbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen. Aufgrund der gewaltsamen Konflikte erfährt die kamerunische Gesellschaft eine immer stärker werdende Polarisierung. Zivilgesellschaftliche Organisationen und Akteure, die sich um Dialog, gewaltfreie Konfliktbearbeitung und einem sozialen Ausgleich in Kamerun bemühen, werden oft in ihrer Arbeit behindert. Auch ist die Kooperation untereinander erschwert. Das Projekt verbessert die Dialog- und Kooperationsfähigkeit der Organisationen und stärkt die Netzwerkbildung zur Gewaltprävention und Friedensförderung über regionale und gesellschaftliche Grenzen hinweg. Das ZFD-Team unterstützt zivilgesellschaftliche Akteure im öffentlichen Raum in ihrer Rolle als Friedensakteure und stärkt ihre Dialogfähigkeit. Dadurch kooperieren sie, schaffen und nutzen gemeinsam Räume für Austausch, Analyse und Entwicklung von Information, Konzepten und Methoden zu friedensrelevanten Themen, um über religiöse und ethnische Zugehörigkeit hinweg ausgleichende Lösungsansätze für den sozialen Zusammenhalt in der kamerunischen Gesellschaft zu entwickeln. Der ZFD fördert die Teilhabe von jungen Menschen, insbesondere jungen Frauen. Die Partner des ZFD begleiten junge Frauen und Männer bei der Artikulation ihres Bürgerengagements und in ihren Forderungen nach Rechenschaftslegung gegenüber staatlichen Institutionen. Dadurch werden die Jugendlichen ermutigt, sich konstruktiv einzubringen, ohne dass es dabei zu einer gewaltsamen Verschärfung der Konflikte kommt. Gleichzeitig wird daran gearbeitet, dass Akteure aus Zivilgesellschaft, lokale staatliche Akteure und traditionelle Autoritäten die politische Teilhabe der jungen Bevölkerung, insbesondere junger Frauen, akzeptieren und fördern. Das Programm stärkt die Dialogfähigkeit junger Menschen in der konstruktiven Mitwirkung bei der Bearbeitung bestehender Konflikten und auch im Umgang mit der älteren Generation. Zudem werden Angebote für die Partnerorganisationen und deren Zielgruppen gemacht, die Dialogfähigkeit mittels kreativer Ausdrucksformen wie Kunst und Theater zu erweitern. Der ZFD unterstützt die Resilienz der Partner und deren Zielgruppen durch psychosoziale Begleitung. Gewaltsame Konflikte führen zu einer hohen psychosozialen Belastung in der gesamten Bevölkerung. Viele Menschen sind durch Gewalt und Vertreibung traumatisiert. Der ZFD entwickelt dazu gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen Angebote der psychosozialen Schulung und Begleitung für die betroffene Bevölkerung in bzw. aus Konfliktgebieten sowie in einigen Stadtvierteln von Yaoundé und Douala. Für zivilgesellschaftliche, journalistische und staatliche Akteure finden Schulungen statt, die für den Umgang mit psychosozialer Belastung sensibilisieren und stärken.  

 

Projektpartner

Center for Human Rights and Democracy in Africa (CHRDA); Nouveaux Droits de I'Homme Cameroun (NDH-Cameroun); Centre de formation des Animateurs Socioculturels (CFAS); Women’s International League for Peace and Freedom– Section Cameroun (WILPF – Kamerun); Association Camerounaise des Femmes Juristes (ACAFEJ);

Projektstandorte

Yaoundé
Douala

Zielgruppen

Akteure und Organisationen der Zivilgesellschaft, die sich für Frieden und Menschenrechte einsetzen, sowie deren Zielgruppen, insbesondere junge Frauen und Männer, Medienschaffende und deren Verbände, Mitarbeitende von staatlichen Institutionen sowie von Gewalt und psychosozialer Belastung betroffene Personen und vertriebene und geflüchtete Menschen.

ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)

4

Stand

1. Quartal 2024