Projekt

Mehr Demokratie wagen: Menschen motivieren und beteiligen

Land

Guinea-Bissau

ZFD-Akteur

Weltfriedensdienst

Projektland: Guinea-Bissau (Westafrika). Hauptstadt: Bissau; Bevölkerung: rund 2 Mio. Menschen (72 pro km²). Unabhängigkeit: 1973 (von Portugal; erst 1974 von Portugal anerkannt). Regierungsform: seit 1984 semipräsidiale Republik, seit 1991 mit Mehrparteiensystem. 1994 fanden erstmals freie Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Allerdings ist das Land durch politische Instabilität geprägt, wie zahlreiche Putsche bzw. Putschversuche und rasch wechselnde Regierungen zeigen. Seit Juni 2022 war eine Übergangsregierung im Amt. Bei den Parlamentswahlen im Juni 2023 erlangte ein Bündnis aus Oppositionsparteien die absolute Mehrheit. Die unterlegene Regierungspartei akzeptierte das Ergebnis. Befürchtete Ausschreitungen blieben aus. Human Development Index 2022: Rang 179 (von 193 Ländern); Global Peace Index 2023: Rang 83 (von 163 Ländern).


Projekt: Die Organisation „Grupo de Teatro do Oprimido“ (GTO) ist ein langjähriger Partner des ZFD. Anfangs lag der Schwerpunkt auf Theaterarbeit, später kamen weitere Methoden der zivilen Konfliktbearbeitung, insbesondere Mediation, hinzu. Seit 2015 haben GTO und ZFD ein Netzwerk lokaler Friedensgruppen mit 500 Freiwilligen in allen Regionen des Landes aufgebaut. Die Mitglieder wurden in Friedensförderung und gewaltfreier Konfliktbearbeitung geschult, um Konflikte vor Ort, wie zum Beispiel Streitigkeiten um Weide- und Ackerland, gewaltfrei zu lösen. So wird verhindert, dass Konflikte eskalieren und im schlimmsten Fall einen Flächenbrand auslösen. Bei den letzten Wahlen waren die elf Friedensgruppen auch als unabhängige Wahlbeobachtende im Einsatz. Aktuell liegt ein besonderer Fokus darauf, den Friedensjournalismus im Land weiter zu stärken. In der Rekordzeit von nur drei Monaten entstand eine moderne Radiostation. Bald kommt ein mobiles Ausbildungsstudio dazu. In einem Land, in dem viele Menschen weder lesen noch schreiben können, ist dieses Medium enorm wichtig.

Praxisbeispiel: Eine sehr erfolgreiche Methode der GTO-Friedensgruppen ist das Legislative Theater. Dabei werden Theaterstücke zu aktuellen Konflikten vor bis zu 60 Gästen aus allen Teilen der Gesellschaft aufgeführt. Mal geht es um Nachbarschaftsstreitigkeiten, mal um Fragen des Landbesitzes oder um die Rechte von Frauen. Im Anschluss an das Stück wird gemeinsam diskutiert. Das Publikum bringt Vorschläge zur Konfliktlösung ein, über die am Ende abgestimmt wird. So werden Problemlösungen entwickelt, die im besten Fall auch umgesetzt werden.


Konfliktfelder: Guinea-Bissau ist eines der ärmsten Länder der Welt. Ein großes Entwicklungshemmnis ist die politische Instabilität. Immer wieder kommt es zu Staatsstreichen, Militärputschen, bewaffneten Aufständen und politischen Morden. 1998 eskalierte die Situation in der Hauptstadt Bissau zu einem Bürgerkrieg, der mehr als ein Drittel der damaligen Bevölkerung zu Vertriebenen im eigenen Land machte. Die ohnehin schwache Wirtschaft und die mangelhafte Infrastruktur wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Bis heute prägen Armut und Perspektivlosigkeit das Leben der meisten Menschen. Die Gesundheits- und Bildungssituation ist katastrophal. Die politische Lage ist weiterhin instabil. Bei den Parlamentswahlen im Juni 2023 gewann eine Koalition aus fünf Parteien mit absoluter Mehrheit. Doch bereits im Dezember 2023 setzte Präsident Sissoco Embaló die neue Regierung wieder ab und löste das Parlament auf. Seitdem wird das Land von einer Übergangsregierung unter seiner Führung gelenkt. Neuwahlen sind für 2024 in Aussicht gestellt.


Projektpartner

Grupo de Teatro do Oprimido (GTO-Bissau)

Projektstandorte

Bissau
Landesweit

Zielgruppen

kommunale Friedensgruppen, mit ihnen verbundene Ensembles für Forum-und Legislativtheater, Verbände/Kommissionen von Lehrer*innen, Jurist*innen, Journalist*innen sowie rund 40 kommunale und zwei national ausgerichtete Radiosender, allgemeine Bevölkerung sowie traditionelle und religiöse Autoritäten und staatliche Verwaltung, v.a. auf lokaler und kommunaler Ebene

ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)

1

Stand

1. Quartal 2024