Projekt
Im Dialog einen Umgang mit der Vergangenheit finden
Land
ZFD-Akteur
Projektland: Bosnien und Herzegowina (Osteuropa). Hauptstadt: Sarajevo; Bevölkerung: rund 3,2 Mio. Menschen (64 pro km²). Unabhängigkeit: 1992 (von Jugoslawien), in der heutigen Form seit 1995 (nach dem Abkommen von Dayton); Regierungsform: demokratischer Staat mit zwei weitgehend autonomen Entitäten: Föderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska. Human Development Index 2022: Rang 80 (von 193 Ländern); Global Peace Index 2023: Rang 61 (von 163 Ländern).
Projekt: Das Projekt befindet sich in der Aufbauphase, es ist angedacht, dass sich ZFD-Partner und Fachkräfte in zwei Bereichen engagieren: 1. Arbeiten sie daran, einen konstruktiven Umgang mit der gewaltvollen Vergangenheit zu entwickeln, der das Leid der Überlebenden anerkennt und sich mit Wahrheit und Gerechtigkeit auseinandersetzt. 2. Fördern sie Dialog und Zusammenarbeit mit und zwischen ethnisch und religiös gemischten Gruppen. Derzeit ist bereits eine ZFD-Fachkraft als Koordinatorin in Bosnien und Herzegowina aktiv. Gemeinsam mit den Partnerorganisationen vor Ort erarbeitet sie Ansatzpunkte für zwei weitere Fachkräfte. Durch die Zusammenarbeit können die Partnerorganisationen ihre bestehenden Aktivitäten ausbauen.
Praxisbeispiel: Im interreligiösen Masterprogramm kommen Studierende der katholischen theologischen und der islamwissenschaftlichen Fakultät der Universität Sarajevo zusammen mit Studierenden der orthodoxen theologischen Fakultät der Universität Ost-Sarajevo. Im Studium beschäftigen sie sich mit der gemeinsamen Basis und dem Potenzial interreligiöser Kooperation zur Konfliktbearbeitung und Friedensförderung. Das Programm bietet eine wichtige Plattform, um die interreligiöse Zusammenarbeit im Land voranzubringen.
Konfliktfelder: Das Friedensabkommen von Dayton hat den Krieg in Bosnien und Herzegowina 1995 offiziell beendet. Doch Politik und Gesellschaft sind nach wie vor stark zerrissen, eine Aussöhnung ist nicht erfolgt. Die Idee eines multi-ethnischen Staats (im Land sind offiziell 20 Ethnien anerkannt) wird von weiten Teilen der Bevölkerung und Politik abgelehnt. Die Vergangenheit wirkt bis heute nach. Vielfach wird sie instrumentalisiert und legitimiert dann „ethnozentrische“ Ansprüche, wie zum Beispiel die territoriale Aufteilung von Gemeinden und die Trennung von Schulen nach Ethnien. In der Folge halten sich alte Opfer- und Feindbilder. Viele Medien tragen ebenfalls dazu bei, dass sich Vorurteile und ethnozentrische Narrative festigen. Die Politik blockiert sich in vielen Fragen gegenseitig. Die wirtschaftliche Entwicklung wird durch Korruption ausgebremst. All das steht einem stabilen Frieden sowie einem gemeinsamen Umgang mit der Vergangenheit im Weg.