Gemeinsam aktiv: Zusammensein schafft Zusammenhalt
ZFD-Akteur
Projektland
Projektlaufzeit
2021 bis 2024Konfliktkontext: Im Vergleich zu seinen Nachbarländern galt Kamerun lange als relativ stabil. Doch seit 2013 wird der Norden von der Boko-Haram-Miliz heimgesucht. Im Westen kommt es seit Ende 2016 zu gewaltsamen Konflikten. Die sogenannte anglophone Krise begann zunächst mit Streiks von Lehrkräften und Anwältinnen und Anwälten, die gegen die strukturelle Diskriminierung der anglophonen Regionen durch die mehrheitlich frankophone Zentralregierung demonstrierten. Die Regierung reagierte mit repressiven Maßnahmen; öffentlich negierte sie das Problem. Dies führte zu einer gewaltvollen Eskalation der Situation. Moderate Stimmen, die sich für einen Staatsumbau hin zu einem föderalen System aussprachen, wurden weitgehend mundtot gemacht, entweder, weil sie von der Regierung bereits zu Beginn der Krise inhaftiert wurden oder weil sie von den separatistischen Kräften bedroht werden. Es wird immer wichtiger, welcher Ethnie oder Religion ein Mensch angehört, aus welcher Region er kommt, welche Sprache sie spricht. Die Grenzen zwischen politischen Lagern werden zunehmend zu Grenzen zwischen ethnischen Gruppen. Auch der Konflikt zwischen den Generationen verschärft sich: Junge Menschen werden in der traditionell geprägten Gesellschaft kaum gehört. Dabei sind allein 43 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre alt. Für radikale Gruppen sind sie ein gefundenes Fressen. Die Instabilität der Nachbarländer stellt Kamerun vor zusätzliche Herausforderungen. Rund 350.000 Menschen aus Nigeria und der Zentralafrikanischen Republik haben im Land Schutz gesucht. Hinzu kommen etwa 680.000 Binnengeflüchtete (UNHCR, Stand: 31.12.18). Es treten vermehrt Verteilungskonflikte zwischen ortsansässiger Bevölkerung und Geflüchteten zutage. Die Wiederwahl des seit 35 Jahren regierenden Präsidenten Paul Biyas Ende 2018 konnte die Stimmung nicht beruhigen. Der Wahlkampf war durch sehr ungleiche Voraussetzungen für Regierung und Opposition gekennzeichnet und hat weite Teile der Wahlberechtigten ausgeschlossen, allen voran die Binnenvertriebenen und Geflüchteten der anglophonen Minderheit. Die katholische Bischofskonferenz, der protestantische Kirchenrat wie auch andere kirchliche und nicht-kirchliche Organisationen berichteten über erhebliche Unregelmäßigkeiten am Wahltag. Und dennoch: der Wahlkampf der beiden Überraschungskandidaten Maurice Kamto und Cabral Libii hat eine Dynamik ausgelöst, die so von niemandem erwartet wurde und den großen Wunsch vor allem der jungen Bevölkerung nach politischer Veränderung offenbarte.
Projekt: Der ZFD unterstützt in Kamerun lokale Partner aus Kirche und Zivilgesellschaft, die der zunehmenden Zerklüftung der Gesellschaft entgegenwirken. Dies gelingt am besten durch gemeinsame Aktivitäten: Wenn Menschen unterschiedlicher Religion und ethnischer Herkunft gemeinsam an für sie wichtigen Themen arbeiten, werden gegenseitige Vorbehalte überwunden. Neben kreativen Angeboten wie Theater-, Kunst- und Filmprojekte werden auch Diskussionsforen und Bildungsangebote, beispielsweise in gewaltfreier Konfliktbearbeitung, realisiert. Der Schwerpunkt liegt auf der Arbeit mit Jugendlichen, mit einem besonderen Fokus auf jungen Frauen. Aufgrund traditionell geprägter Geschlechterrollen sind sie in punkto Teilhabe und Mitwirkung besonders benachteiligt. Mit Verschlechterung der Sicherheitslage hat zudem die sexualisierte Gewalt gegen Frauen erheblich zugenommen. Junge Frauen werden dabei unterstützt, ihre Rechte wirksamer gegenüber Öffentlichkeit und Politik einzufordern. Insgesamt soll die Jugend darin gestärkt werden, sich besser Gehör zu verschaffen, um aktiver an der Gestaltung des Landes mitwirken zu können. Ein weiterer Schwerpunkt der ZFD-Partnerorganisationen liegt darauf, sauber recherchierte Informationen und Analysen zu veröffentlichen. Damit wird ein Kontrapunkt gesetzt gegenüber der Allgegenwart von manipulierenden Gerüchten, die nicht selten Auslöser für Gewalt sind. Ein wirkungsvolles Ergebnis dieser Arbeit ist das Cameroon Community Media Network (CCMN), das sich landesweit für einen konfliktsensiblen Journalismus einsetzt, um den gesellschaftlichen Dialog anzuschieben und Gewalt zu verhindern.
Projektpartner
Projektstandorte
Zielgruppen
ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)
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Mehr über die Arbeit des Zivilen Friedensdienstes in Kamerun erfahren Sie in unserem Dossier Gewaltprävention.