Projekt

Frieden ist verhandelbar: Friedenskomitees vermitteln in Konflikten

Land

Burundi

ZFD-Akteur

Weltfriedensdienst

Projektland: Burundi (Ostafrika). Hauptstadt: Gitega; Bevölkerung: rund 12,3 Mio. Menschen (477 pro km²). Entstehung: Das Königreich Burundi bestand seit dem 15. Jahrhundert. Ende des 19. Jh. vereinnahmte es Deutschland in der Kolonie Deutsch-Ostafrika. Im 1. Weltkrieg wurde Burundi von Belgien erobert und danach vom Völkerbund Belgien als Teil des Mandatsgebiets Ruanda-Urundi zugesprochen. Unabhängigkeit: 1962 (von Belgien). Regierungsform: präsidiale Republik. Präsidentschafts- und Parlamentswahlen fanden zuletzt 2020 statt. Human Development Index 2022: Rang 187 (von 193 Ländern); Global Peace Index 2023: Rang 128 (von 163 Ländern).


Projekt: Die ZFD-Partnerorganisation MIPAREC hat landesweit über 300 Friedenskomitees aufgebaut und ausgebildet. Die Komitees vermitteln erfolgreich bei Konflikten in Gemeinden und Dörfern und bringen Täter*innen und Opfer der Bürgerkriege in einem gewaltfreien Dialog zusammen, um das Geschehene aufzuarbeiten. Dank der vertrauensvollen Atmosphäre und der aktiven Beteiligung der wichtigsten Akteur*innen können die moderierten Treffen manchmal mehr bewirken als eine Gerichtsverhandlung: Täter*innen bereuen ihre Taten, erklären sich zu einem Vergleich bereit und schaffen so die Grundlage für eine Versöhnung. Mittlerweile bearbeiten sie auch andere existenzielle Konflikte wie geschlechtsspezifische Gewalt oder Landrechte. Das Projekt begleitet auch Jugendliche bei ihrer sozioökonomischen Integration und fördert friedenspädagogische Themen. Die Perspektivlosigkeit der meisten Jugendlichen macht sie anfällig macht für Gewalt und Radikalisierung. Es werden Workshops zu Bürgerrechten, gewaltfreier Konfliktbearbeitung und Einkommen schaffenden Maßnahmen angeboten. 

Praxisbeispiel: Eliane F. aus Kayogoro in Burundi beantragte im April 2022 beim Bauamt eine Baugenehmigung. Die Behörde lehnte dies jedoch ab, da nur ihr verstorbener Ehemann im Grundbuch eingetragen war. Eliane F. wandte sich an die örtliche MIPAREC-Gruppe, welche die Witwe über ihre Rechte aufklärte und den Sachverhalt mit dem Bauamt klärte. Eliane F. wurde nachträglich ins Grundbuch eingetragen und erhielt die Baugenehmigung. Im Februar 2023 begann sie mit dem Bau ihres Hauses, das nun fast fertig ist.


Konfliktfelder: Burundi hat eine gewalttätige Vergangenheit, die bis in die Kolonialzeit zurückreicht. Im Jahr 1993 eskalierte die Situation zu einem Bürgerkrieg mit mehr als 300.000 Toten. Das Friedensabkommen von 2000 wurde nur unzureichend umgesetzt. Eine Aufarbeitung hat kaum stattgefunden. Traumata belasten die Menschen bis heute. Das Misstrauen zwischen politischen und gesellschaftlichen Gruppen hat sich verfestigt. Das Ausmaß an Gewalt ist nach wie vor hoch, die Lage der Menschrechte kritisch. Hinzu kommen große Armut, schwache Institutionen und weit verbreitete Landkonflikte. Zuletzt stürzte Burundi 2015 in eine schwere Krise, ausgelöst durch die umstrittene dritte Amtszeit des damaligen Präsidenten Nkurunziza. Proteste wurden gewaltsam niedergeschlagen, die Wirtschaft brach ein, eine humanitäre Krise folgte. Die Wahlen 2020 gewann Nkurunzizas Parteifreund Ndayishimiye. UN und EU würdigen seine Dialog- und Reformbereitschaft, fordern aber mehr Tempo.


Projektpartner

Ministry for Peace and Reconcilation Under the Cross (MIPAREC)

Projektstandorte

Bujumbura
Gitega
Landesweit

Zielgruppen

Mitglieder der Friedenskomitees und Advocacy-Gruppen, Bevölkerungsgruppen, die besonders von Gewalt und Ausgrenzung betroffen sind (v.a. Frauen und Mädchen); Traumatisierte; Jugendliche und junge Erwachsene; Binnenvertriebene; rückgekehrte Geflüchtete; Mitglieder der der Staatlichen Wahrheits-und Versöhnungskommission; nationale und kommunale Entscheidungsträger*innen; traditionelle Friedensrichter; Mitglieder von zivilgesellschaftlichen Strukturen

ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)

1

Stand

1. Quartal 2024