Projekt
Frieden ist verhandelbar: Friedenskomitees vermitteln in Konflikten
Land
ZFD-Akteur
Konfliktkontext: Seit seiner Unabhängigkeit 1962 hat Burundi mehrere Zyklen der Gewalt erlebt, die 1993 in einen blutigen Bürgerkrieg mündeten. Mehr als 300.000 Menschen starben, über 700.000 Menschen flohen. Der 2001 eingeleitete Friedensprozess brachte keinen nachhaltigen Frieden. Die leidvolle Vergangenheit, ein weiterhin hohes Maß an Gewalt und die Zerrissenheit der Gesellschaft lasten nach wie vor auf dem Land. Große Teile der Bevölkerung sind traumatisiert. Eine Aufarbeitung der Vergangenheit hat kaum stattgefunden. Stattdessen hat sich eine Kultur der Straflosigkeit etabliert. Gegenseitiges Misstrauen zwischen politischen und ethnischen Gruppen hat sich verfestigt. Der ohnehin fragile Frieden wird zusätzlich durch große Armut, Jugendarbeitslosigkeit, schwache Institutionen und Landkonflikte belastet. 2015 stürzte Burundi in eine innenpolitische Krise, angestachelt durch das umstrittene dritte Mandat von Präsident Pierre Nkurunziza. Die Lage eskalierte. Im Zuge dessen ist die Wirtschaft eingebrochen und das Land in eine humanitäre Krise geschlittert. Rund 350.000 Menschen sind geflohen, vor allem in die Nachbarländer Ruanda und Tansania. Es gibt erste Hinweise, dass sich erneut bewaffnete Widerstandsgruppen formieren. Die Regierung geht massiv gegen Oppositionelle, Zivilgesellschaft und Medien vor. Eine vom UN-Menschenrechtsrat beauftragte Kommission registrierte zahlreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Gegenüber der internationalen Gemeinschaft setzt Präsident Nkurunziza zunehmend auf Abschottung. Den Spielraum der Zivilgesellschaft und internationaler NGOs hat er weiter eingeschränkt. Angesichts der Präsidentschaftswahlen 2020 ist davon auszugehen, dass die innenpolitischen Spannungen weiter zunehmen.
Projekt: Gemeinsam mit seinem lokalen Partner Mi-PAREC hat der ZFD landesweit über 300 Friedenskomitees aufgebaut und geschult. Diese Komitees vermitteln auf lokaler und kommunaler Ebene erfolgreich in Konflikten. Dabei treten sich auch Gewalttäter und Opfer aus den Bürgerkriegszeiten gegenüber. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mit einem meiner Feinde jemals wieder reden könnte, und jetzt habe ich mir mit ihm sogar meine Matratze und meine Decke geteilt“, berichtet ein Teilnehmer. Aufgrund der vertrauensvollen Atmosphäre und der aktiven Teilnahme aller Beteiligten können moderierte Begegnungen mitunter mehr bewirken als eine Gerichtsverhandlung: Täterinnen und Täter bereuen ihre Taten, erklären sich zum Ausgleich bereit und schaffen dadurch die Grundlage für Versöhnung oder wenigstens eine angstfreie Nachbarschaft. Die Friedenskomitees bearbeiten auch aktuelle Konflikte, zum Beispiel Bodenrechte. Dabei werden oft sehr verwickelte Situationen einvernehmlich geklärt. Das Projekt thematisiert aber auch Konfliktursachen wie die ungleiche Landverteilung. Neben den Friedenskomitees haben Mi-PAREC und ZFD auch den Aufbau von Trauma- und Selbsthilfegruppen und gewaltfreier Jugendclubs initiiert. Den meisten Jugendlichen fehlt es an Perspektiven. Das macht sie besonders anfällig für Gewalt und Radikalisierung, etwa durch Parteimilizen. Workshops zu Bürgerrechten, Konfliktursachen und gewaltfreier Konfliktbearbeitung zeigen andere Rollenmodelle und haben in Wahlzeiten zu kommunalen Gewaltverzichtsabkommen geführt.
Projektpartner
Projektstandorte
Zielgruppen
ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)
Weitere Informationen
Website des Projektpartners Mi-PAREC