Projekt
Den Weg bereiten: Vergangenheitsarbeit ebnet Neuanfang
Land
ZFD-Akteur
Projektland: Irak (Naher Osten). Hauptstadt: Bagdad; Bevölkerung: rund 41,2 Mio. Menschen (95 pro km²). Unabhängigkeit: 1932 (von Großbritannien). Hintergrund: 1534 fiel Irak an das Osmanische Reich. Im ersten Weltkrieg eroberten britische Truppen weite Teile des Irak. Der Völkerbund übertrug Großbritannien 1922 rückwirkend das Mandat über den Irak. 1932 folgten Unabhängigkeit und Aufnahme des Königreichs Irak in den Völkerbund. 1958 wurde die Monarchie abgeschafft und die Republik Irak ausgerufen. Regierungsform: Parlamentarische Republik. Parlamentswahlen fanden zuletzt 2021 statt. Eine Regierung konnte jedoch erst im Oktober 2022 gebildet werden. Regierungschef Mohammed al-Sudani hat baldige Neuwahlen zugesagt. Human Development Index 2022: Rang 128 (von 193 Ländern); Global Peace Index 2023: Rang 154 (von 163 Ländern).
Projekt: Der ZFD arbeitet mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und staatlichen Institutionen zusammen, die sich im Nordirak für eine Aufarbeitung der ISIS-Verbrechen und für Gerechtigkeit und Versöhnung einsetzen. Dies umfasst zum einen die juristische Aufarbeitung der Verbrechen nach internationalen Standards. Dazu sichern die Partnerorganisationen u.a. Beweise durch Befragungen betroffener Personen oder die Aushebung von Massengräbern. Ein Netzwerk nichtstaatlicher Organisationen setzt sich außerdem für die Wiedergutmachung für Überlebende und Angehörige von vermissten Personen ein. Zum anderen wird die psychosoziale Aufarbeitung vorangebracht, indem Fachpersonal ausgebildet und therapeutische Angebote für Traumatisierte weiterentwickelt werden. Darüber hinaus wird mit Organisationen kooperiert, die Jugendliche aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zusammenbringen. Dazu setzen sie u.a. gemeinsame Trainings zu Vielfalt und Lebenskompetenzen sowie Dialog- und Austauschformate um.
Praxisbeispiel: Studien zeigen, dass posttraumatische Belastungsstörungen im Irak weit verbreitet sind. Die Versorgungslage ist jedoch desolat. So kommt etwa ein*e Psychiater*in auf fast 300.000 Menschen. Am Institut für Psychotherapie und Psychotraumatologie der Uni Duhok werden Therapeut*innen und Traumatolog*innen für die Behandlung von Überlebenden verschiedener Formen von Gewalt, einschließlich sexueller Gewalt, ausgebildet. Konzepte und Methoden der Traumabehandlung werden stetig weiterentwickelt.
Konfliktfelder:
Die Diktatur von Saddam Hussein, drei Golfkriege und die gewaltsamen Konflikte mit der ISIS-Miliz haben der Bevölkerung unsägliches Leid zugefügt. ISIS hatte 2014 große Teile des Landes erobert und tausende Menschen getötet. Nach erbitterten Kämpfen gelang es Ende 2017, alle Gebiete zurückzuerobern. Seitdem kehrten knapp fünf Millionen Binnenvertriebene in ihre Heimatregion zurück. Doch rund 1,2 Millionen bleiben Geflüchtete im eigenen Land. Hinzu kommen rund 250.000 Geflüchtete aus Syrien. Die Versorgungslage ist kritisch. Über vier Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Durch die Kämpfe wurde die Infrastruktur vielerorts zerstört. Der Wiederaufbau kommt nur schleppend voran. Die massive Gewalt hat viele Menschen traumatisiert. Das Misstrauen gegenüber Staat und anderen Bevölkerungsgruppen sitzt tief. Die Gesellschaft ist stark gespalten. Konflikte können sich jederzeit zuspitzen. Die juristische, politische, gesellschaftliche und psychosoziale Aufarbeitung steht erst am Anfang.
Projektpartner
Projektstandorte
Zielgruppen
ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)
Weitere Informationen
Dieses Projekt wird mit Mitteln aus der Sonderinitiative „Geflüchtete und Aufnahmeländer“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.