Projekt
Auf breiter Basis den Frieden bereiten
Land
ZFD-Akteur
Projektland: Kolumbien (Südamerika). Hauptstadt: Bogotá D.C.; Bevölkerung: rund 51,3 Mio. Menschen (46 pro km²). Unabhängigkeit: 1819 (von Spanien). Hintergrund: Ab 1549 befand sich Kolumbien unter spanischer Kolonialherrschaft. Das ab 1740 bestehende Vizekönigreich Neugranada umfasste das heutige Kolumbien, Venezuela, Ecuador und ab 1751 auch Panama. Ab 1810 Unabhängigkeitsbestrebungen, die 1819 zur Unabhängigkeit und 1831 zur Auflösung von Neugranada führten. Von 1946 bis 1958 gipfelte ein innenpolitischer Konflikt in einer Welle der Gewalt („La Violencia“). Nach vier Jahren Militärdiktatur wurde Kolumbien ab 1958 durch einen Zusammenschluss aus liberaler und konservativer Partei regiert. 1964 gründete sich die erste Guerilla-Gruppe und ein bis heute andauernder bewaffneter Konflikt begann. Regierungsform: präsidiale Republik. Parlaments- und Präsidentschaftswahlen fanden zuletzt 2022 statt. Human Development Index 2022: Rang 91 (von 193 Ländern); Global Peace Index 2023: Rang 140 (von 163 Ländern).
Projekt: Das Projekt konzentriert sich auf drei Bereiche: Vergangenheit aufarbeiten, Land-, Umwelt- und Ressourcenkonflikten bearbeiten und eine Friedenskultur befördern. Dazu wird mit einem breiten Spektrum an Partnerorganisationen (PO) zusammengearbeitet. Das Engagement gilt v.a. benachteiligten Bevölkerungsgruppen, insb. afrokolumbianischen, indigenen und bäuerlichen Gemeinden. Sie werden z.B. darin beraten, sich gegen Landnahme für Infrastruktur-und Rohstoffprojekte zu wehren, und dabei unterstützt, Auseinandersetzungen und die Folgen früherer Konflikte konstruktiv anzugehen. Die PO bringen die Konfliktparteien zusammen und bereiten so Dialog und Versöhnung den Weg. Zur Aufarbeitung der Vergangenheit dokumentieren die PO Menschenrechtsverletzungen, machen sie öffentlich und stehen von Gewalt Betroffenen bei, ihre Erlebnisse zu verarbeiten und für ihr Recht, etwa auf Entschädigung, zu kämpfen. Medienpartnerschaften tragen dazu bei, sowohl Missstände, als auch konstruktive Wege publik zu machen.
Praxisbeispiel: Die Sozialpastoral der Diözese Arauca arbeitet daran, das Vertrauen und den Zusammenhalt zwischen Bevölkerungsgruppen zu stärken, die vom bewaffneten Konflikt besonders getroffen und auseinandergetrieben wurden. Mittels konstruktiver Konfliktbearbeitung und gewaltfreier Kommunikation gelingen Annäherung und Aufarbeitung – wesentliche Grundlagen dafür, die Beziehungen neu zu gestalten.
Konfliktfelder: Kolumbien wird seit 60 Jahren von Konflikten zwischen (Para-) Militär und Guerilla erschüttert. Darunter leidet v.a. die Bevölkerung. So waren 80 Prozent der über 450.000 Toten Zivilist*innen. 2016 konnte ein Friedensvertrag mit der größten Guerillagruppe vereinbart werden. Doch nach wie vor kämpfen bewaffnete Gruppen um die Macht über Ressourcen, Drogen oder politischen Einfluss. Auch die Konfliktursachen sind längst nicht behoben. Nach wie vor lasten auf dem Land soziale Ungleichheit, geringe Möglichkeiten der Teilhabe, Straflosigkeit, schwache staatliche Institutionen, die extrem ungleiche Verteilung von Landbesitz und die systematische Verübung von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen. Wer sich für Umwelt und Gerechtigkeit einsetzt, lebt gefährlich. Große Teile der Gesellschaft sind von Armut, viele zudem von Ausgrenzung, Gewalt und Vertreibung betroffen. Derzeit gibt es etwa 5 Mio. Binnenvertriebene. Hinzu kommen 2,5 Mio. Geflüchtete aus Venezuela. All das macht die Lage brisant.