Projekt
Auch mitten im Krieg: auf gute Nachbarschaft
Land
ZFD-Akteur
Projektland: Ukraine (Osteuropa). Hauptstadt: Kiew; Bevölkerung: rund 42 Mio. Menschen (76 pro km²). Unabhängigkeit: 1991 (von der Sowjetunion); Regierungsform: parlamentarisch-präsidiale Republik. Human Development Index 2022: Rang 100 (von 193 Ländern); Global Peace Index 2023: Rang 157 (von 163 Ländern).
Projekt: Mitten im Krieg arbeiten lokale ZFD-Partner und Fachkräfte daran, den Menschen in der Ukraine weiter beizustehen. Neben der akuten Nothilfe geht es darum, die Widerstandsfähigkeit und den sozialen Zusammenhalt aufrechtzuerhalten. Die Partnerorganisationen des ZFD haben ihre Aktivitäten an die neuen Herausforderungen angepasst, um der Bevölkerung bestmöglich behilflich zu sein, die akuten Krisen zu bestehen, ohne die bisherigen Projektziele aus den Augen zu verlieren. In der derzeitigen Situation konzentriert sich die Arbeit auf drei Bereiche: 1. aktive Nachbarschaftshilfe, u.a. durch Nothilfe und psychosoziale Begleitung. 2. Dokumentation von Kriegserlebnissen der Zivilbevölkerung (Stichwort „Oral History“), um sie dabei zu unterstützen, die Krisen und Verluste zu verarbeiten. 3. die psychologische Unterstützung der Teams, der Partnerorganisationen und ihrer Zielgruppen, etwa durch Coaching, Beratung und kunst- und theatertherapeutische Arbeit.
Praxisbeispiel: Die „Culture of Neighbourhood“-Initiative in Odessa öffnet sichere Räume für Dialog und nachbarschaftlichen Zusammenhalt. Ihre Aktivitäten umfassen Kulturveranstaltungen, Nothilfe, psychosoziale Unterstützung, Schulungen und kreative Projekte. Das Zentrum bilden städtische Innenhöfe. Alle Nachbar*innen sind gleichberechtigt, engagieren sich nach ihren Möglichkeiten und akzeptieren ihre vielfältigen Meinungen. Die Menschen werden durch die Initiative widerstandsfähiger, bewältigen Herausforderungen gemeinsam und zeigen sich eher bereit, auftretende Konflikte zu lösen.
Konfliktfelder: Seit Februar 2022 wird die Ukraine von russischen Streitkräften angegriffen. Vielerorts ist die Versorgung kritisch. Zwischenzeitlich hatten sich mehr als zehn Millionen Menschen außer Landes geflüchtet. Über fünf Millionen sind innerhalb der Ukraine auf der Flucht. Der Konflikt hat sich seit 2014 zugespitzt. Nachdem Russland im März 2014 die Halbinsel Krim völkerrechtswidrig annektiert hatte, riefen prorussische Separatisten kurz darauf die Unabhängigkeit von Teilen der Regionen Luhansk und Donezk im Osten des Landes aus. Seitdem gibt es dort kriegerische Auseinandersetzungen. Das gesellschaftliche Klima war bereits vor 2014 angespannt: Differenzen zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, aber auch zwischen Bevölkerung und staatlichen Institutionen gingen mit hohem Konfliktpotenzial einher. Viele hatten das Vertrauen in die staatliche Ordnung verloren, verstärkt dadurch, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse schlecht und die Möglichkeiten der Mitbestimmung gering waren.