Libanon
Zeitleiste
1941
Am 26. November erklärt Frankreich den Libanon für unabhängig, das Land bleibt aber unter französischer Kontrolle.
1943
Nach Wahlen im November wird am 22. des Monats eine Regierung mit libanesischen Amtsträgern eingesetzt. Der Tag gilt fortan als offizieller Unabhängigkeitstag. Die neue Regierung löst das französische Mandat einseitig auf und einigt sich auf den Nationalpakt, der unter anderem die Aufteilung der politischen Macht nach konfessionellen Gesichtspunkten vorsieht.
1949 – 1969
Wegen seiner wirtschaftlichen Stabilität und politischen Neutralität wird der Libanon in den 1950er und 1960er Jahren mitunter als „Schweiz des Orients“ bezeichnet.
1958
„Libanonkrise“ zwischen pro-westlichen Christen und nationalistischen Muslimen mit Militärintervention der USA.
1975 – 1990
Bürgerkrieg, in den Syrien und Israel eingreifen. Über 150.000 Menschen werden getötet, etwa 350.000 verletzt. Rund 800.000 Libanesinnen und Libanesen fliehen ins Ausland.
1989
Michel Aoun, seit 1988 Regierungschef, ruft im März einen Befreiungskrieg gegen Syrien aus, der von syrischen Truppen niedergeschlagen wird.
Das Abkommen von Ta’if leitet im Oktober das Ende des libanesischen Bürgerkriegs ein. Der Nationalpakt von 1943 wird grundsätzlich bestätigt.
1990 – 2005
Im Oktober 1990 enden die letzten Kampfhandlungen des Bürgerkriegs. Das zerfallene Land wird wieder zu einem Staat zusammengeführt. Israelische (bis 2000) und syrische Truppen (bis 2005) bleiben im Libanon stationiert.
2005
Im Frühjahr 2005 kommt es zu Massenprotesten, die innerhalb von sechs Wochen den Abzug der syrischen Armee erwirken („Zedernrevolution“).
2006
Kämpfe zwischen libanesischer Hisbollah-Miliz und Israel (in arabischen Staaten: „Julikrieg“, in Israel: „Zweiter Libanonkrieg“). Vorläufiges Ende mit Waffenstillstand am 14. August.
Massenproteste in Beirut mit zeitweilig bis zu 800.000 Demonstrierenden.
2007
Im palästinensischen Geflüchtetenlager Nahr al-Bared kommt es zu den heftigsten Gefechten auf libanesischem Boden seit 1990. Bei den Kämpfen zwischen Armee und radikal-islamischer Fatah al-Islam werden über 300 Personen getötet.
2008
Im Mai 2008 kämpfen Anhänger der Regierung und der Opposition tagelang. Mehr als hundert Menschen sterben. Mit der Konferenz von Doha kann der Konflikt am 21. Mai vorläufig entschärft werden. Eine „Regierung der Nationalen Einheit“ wird gebildet.
2009
Der ZFD nimmt sein Engagement im Land auf. Schwerpunkte liegen zunächst auf der Aufarbeitung der Bürgerkriegsvergangenheit sowie der Verbreitung von Methoden ziviler Konfliktbearbeitung in der Zivilgesellschaft.
2010
Ausweitung des ZFD-Engagements zur Förderung des gesellschaftlichen Dialogs.
2011
Beginn des Bürgerkriegs im benachbarten Syrien. Schätzungsweise zwei Millionen Menschen flüchten von da an bis heute in den Libanon.
2013
Die libanesische Hisbollah-Miliz beginnt, in das Kriegsgeschehen in Syrien einzugreifen.
Ein Anschlag im September bildet den Auftakt zu mehren Vergeltungs- und Terrorakten auf libanesischem Boden. Die Situation in den Aufnahmegemeinden von Geflüchteten aus Syrien spitzt sich zu. Punktuell kommt es zu Gewaltausbrüchen.
2014
Im Februar wird eine neue „Regierung der nationalen Einheit“ gebildet. Die Regierung vereint Vertreter der beiden großen rivalisierenden Lager sowie Personen anderer Gruppierungen.
Der ZFD startet mit mehreren zivilgesellschaftlichen Organisationen das überregionale Projekt Hayda Lubnan. Das Projekt soll helfen, gesellschaftliche Gräben zu überwinden und eine Vernetzung der Zivilgesellschaft voranzubringen. Ab sofort setzt sich der ZFD in der Bekaa-Ebene für ein gewaltfreies Zusammenleben von Geflüchteten und Einheimischen ein.
2015
Proteste in Beirut mit gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und insbesondere jugendlichen Demonstrierenden („Müll-Krise“). Das Besondere an den Protesten ist die Breite des Bündnisses über alle Grenzen von Parteizugehörigkeit und Religion hinweg.
Am 12.11. Doppelanschlag im schiitisch geprägten Beiruter Stadtteil Burj el-Barajneh mit über 40 Toten. Der „Islamische Staat“ bekennt sich zu der Tat.
2016
Am 31.10. wird Michel Aoun zum neuen Präsidenten gewählt. Über zwei Jahre war der Posten unbesetzt. Aoun war 1990 ins Exil gegangen und 2005 in den Libanon zurückgekehrt (vgl. Eintrag zu 1989). Saad Hariri wird als Ministerpräsident mit der Regierungsbildung beauftragt. In seinem Kabinett sind fast alle wichtigen politischen Parteien des Landes vertreten, darunter auch die Hisbollah.
2017
Die ersten Parlamentswahlen seit 2009 sind vorgesehen. Das Parlament hatte sein Mandat seitdem zweimal selbst verlängert.
Der ZFD baut seine Aktivitäten im Libanon weiter aus. Maßnahmen zur Gewaltprävention sollen die noch immer explosive Stimmung in weiteren Aufnahmegemeinden entschärfen helfen. Insgesamt sind elf Fachkräfte vor Ort.
Foto: Beirut Ende des 19. Jahrhunderts, Maison Bonfils (Wikimedia Commons/Maison Bonfils)