Friedensabkommen
Das Capítulo Étnico
Welche Wirkungen hat die Arbeit der ZFD-Partner auf das nationale Friedensabkommen? Durch die intensive Lobbyarbeit der zivilgesellschaftlichen Organisationen im Chocó gelang es, wichtige Anliegen der ethnischen Minderheiten als "Capítulo Étnico" ins Friedensabkommen zu integrieren. Ein großer Erfolg der lokalen Friedensarbeit.
Das „Capítulo Étnico“ in Punkt 6 des Friedensabkommens
Die gemeinsame Lobbyarbeit der zivilgesellschaftlichen Organisationen im Chocó hat Früchte getragen: Bei den Friedensverhandlungen in Havanna wurde das „Capítulo Étnico“ in das Friedensabkommen aufgenommen.
Das „Capítulo Étnico“ nimmt besonders die Interessen der afrokolumbianischen und indigenen Völker in den Blick. Es definiert beispielsweise Grundsätze zum Umgang mit gemeinschaftlichen Landrechten und zur Wiedergutmachung. Die Inhalte für das „ethnische Kapitel“ wurden im Zuge der interethnischen Arbeit in Quibdó entwickelt. Bei Treffen zwischen afrokolumbianischen und indigenen Organisationen mit FARC und Regierung konnten die Organisationen des Chocó wichtige Anliegen vorbringen. Die Lobbyarbeit war erfolgreich: Einige Vertreterinnen und Vertreter der Organisationen wurden als Teil der nationalen ethnischen Friedenskommission nach Havanna eingeladen. Sie konnten erreichten, dass viele ihrer Anliegen als „Capítulo Étnico“ Teil des Friedensabkommens wurden.
Das „Capítulo Étnico“ bezieht sich übrigens nicht nur auf die Folgen des bewaffneten Konflikts. Es macht auch Schluss mit der historischen Vernachlässigung indigener und afrokolumbianischer Volksgruppen im politischen und gesellschaftlichen Leben Kolumbiens. Das „Capítulo Étnico“ ist eine Zusage des Friedensabkommens an die ethnischen Gruppen, künftig eine aktive Rolle in der Zukunft des Landes zu spielen.
Neue Forderungen der Zivilgesellschaft an die Verhandlungen mit der ELN
Im August hat sich die Zivilgesellschaft des Chocó erneut zusammengetan, um der kolumbianischen Regierung und der Guerilla-Gruppe ELN anlässlich der Friedensverhandlungen in Quito einen Vorschlag für ein humanitäres Abkommen ("acuerdo humanitario") zu unterbreiten. Die Organisationen beschreiben darin die aktuelle Situation im Chocó und fordern einen sofortigen Waffenstillstand und die Einhaltung internationaler humanitärer Völkerrechtsabkommen. Die Diözese Quibdó hat die vielen Stimmen aus den Gemeinden und Organisationen des Chocó gebündelt. Das Papier wird nun von Delegierten nach Quito übermittelt und findet dort hoffentlich Eingang in die Verhandlungen zwischen Regierung und ELN – damit der Anfang September vereinbarte Waffenstillstand länger als die zunächst angekündigten 102 Tage dauert.
Den Vorschlag für den "acuerdo humanitario" finden Sie hier auf Deutsch zum Download (8 Seiten):
Foto: AGEH