Frieden spinnen
Netzwerk für Gewaltprävention
Zusammen mit der guineischen Menschenrechtsorganisation OGDH hat der Zivile Friedensdienst ein "Spinnennetz des Friedens" aufgebaut. Dabei handelt es sich um ein landesweites Netzwerk von Friedenskomitees, das nah an der Basis arbeitet und dem Ausbruch von Gewalt wirksam vorbeugt.
In allen Regionen und Städten Guineas gibt es mittlerweile fest installierte Friedenskomitees. Jedes Komitee besteht aus angesehenen Mitgliedern der Gemeinde mit unterschiedlichem sozialen, ethnischen und religiösen Hintergrund. Sie setzen sich dafür ein, bestehende oder aufkommende Konflikte gewaltfrei zu regeln. Sie bringen die Konfliktparteien an einen Tisch und vermitteln. Wenn Stimmungen hochkochen – mitunter kann bereits ein Gerücht zu Ausschreitungen führen – bemühen sie sich um Klarstellung und Deeskalation. Die Tatsache, dass die Mitglieder alle gesellschaftlichen Gruppen repräsentieren und zudem ehrenamtlich und unentgeltlich agieren, macht sie besonders vertrauenswürdig.
Ein starker Motor: die Nationale Friedenskoalition Guineas
Die Nationale Friedenskoalition Guineas (CNPG) fungiert als Dachverband sämtlicher Friedenskomitees – und ist zugleich der Motor des Netzwerks. Aboubacar Souaré, seit 2008 ZFD-Fachkraft in Guinea und maßgeblich am Aufbau des Friedensnetzes beteiligt, erinnert sich noch gut an die Geburtsstunde der CNPG: „Die Gründung der Nationalen Friedenskoalition Guinea am 28. April 2010 in Labé war für uns alle ein großer Erfolg und ein feierliches Ereignis. Die Arbeitsatmosphäre und das Niveau der Diskussionen haben uns alle beflügelt. Es war beeindruckend, die Zusammenarbeit der Akteure verschiedener Ethnien aus unterschiedlichen Regionen des Landes zu sehen. Abschließend haben Frauen aus verschiedenen Volksgruppen spontan einen gemeinsamen Sketch zum Schadenspotential der guineischen Gerüchteküche gestaltet. Die Aufführung hat die Teilnehmenden so sehr berührt, dass manche geweint haben.“
„Dyokkere Endhan“ - traditionelle Kräfte für das Spinnennetz des Friedens
Seitdem wurde das Netzwerk weiter ausgebaut, so dass seine Fäden heute das ganze Land umspannen. Friedenskomitees sind sowohl auf regionaler, kommunaler und lokaler Ebene installiert. Allein 160 lokale Gruppen sind über ganz Guinea verteilt aktiv. Gerade an der Basis der Gesellschaft haben sie großes Gewicht. Weil sie nah dran sind, an den Menschen und ihren Belangen, aber auch weil die Bevölkerung im Wunsch nach Frieden vereint ist. "Das soziale Netz „Dyokkere Endhan“, übersetzt etwa: „der nährende Saft, der durch die Adern der Gemeinschaft fließt“, funktioniert zum Glück doch noch ganz gut. Es hilft nicht nur dabei, schwierige Situationen gemeinsam zu bewältigen, sondern es gelingt, über diese Beziehungen einen regen Informationsaustausch fließen zu lassen. Dieses traditionelle Potenzial der sozialen Vernetzung haben wir für unser ZFD-Projekt genutzt und das „Spinnennetz des Friedens“ geschaffen“, weiß Susanne Souaré, ebenfalls Fachkraft des ZFD in Guinea.
Foto: WFD/Susanne Souaré