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Zentralamerika: Migrant*innen stärken

13 Partnerorganisationen des ZFD in Zentralamerika und Mexiko setzen sich gemeinsam für die Rechte der vielen Millionen Migrant*innen ein, die die Region auf gefährlichen Routen durchqueren. Dabei geht es sowohl um den Schutz der Menschen als auch um politische Impulse.

Seitdem die Grenzen in Zentralamerika und Mexiko nach der Corona-Pandemie wieder geöffnet sind, ist die Zahl der Transitmigrant*innen, also der Menschen, die auf ihrem Weg mehrere Länder durchqueren, stark gestiegen. Geschätzte 300.000 Menschen passierten im letzten Jahr allein den Darien, ein lange für undurchdringbar gehaltenes Urwaldgebiet zwischen Kolumbien und Panama. An der US-Grenze wurden weit über zwei Millionen Mal Migrant*innen aufgegriffen und nach Mexiko zurückgeschickt. Der ZFD setzt sich für den Schutz und die Rechte dieser Menschen ein, die die Region auf immer gefährlicheren Routen durchwandern.

Auf gefährlicher Route

Es fehlt an staatlichen Unterstützungsstrukturen, so dass Organisationen der Zivilgesellschaft Aufgaben übernehmen, die in erster Linie in der Verantwortung des Staates liegen. Dies bedeutet nicht nur eine enorme Arbeitsbelastung für das Personal und die freiwilligen Unterstützenden angesichts der Rekordzahlen von Transitmigrant*innen in der Region. Die Begleitung von Migrant*innen und intern Vertriebenen wird auch zur reellen Gefahr. Erpressung und Ausbeutung haben massiv zugenommen. Dies gilt für die Verkäuferin oder den Busfahrer, die ein Vielfaches des eigentlichen Preises verlangen, und für Polizist*innen oder anderen Staatsbeamte, die Bestechungsgelder einfordern. In diesem Kontext Aufklärungsarbeit zu leisten und Migrant*innen zu begleiten, birgt Bedrohungen durch Drogenkartelle, die Migrationsrouten kontrollieren, aber auch durch staatliche Sicherheitskräfte.

ZFD-Partnerorganisationen vernetzen sich

Vom 13. bis 15. Juni 2023 kamen in Antigua in Guatemala Vertreterinnen und Vertreter von 13 Partnerorganisationen des ZFD-Trägers Brot für die Welt aus Guatemala, El Salvador, Honduras und Costa Rica zusammen, um regionale Tendenzen in Migrationspolitiken und -dynamiken zu analysieren. Die US-Politik deklariert Migration immer mehr zum Sicherheitsproblem und setzt vor allem auf Abschreckung. Mittlerweile ist es praktisch unmöglich geworden, direkt an der US-Grenze zu Mexiko Asyl zu beantragen.

Migrantinnen und Migranten werden stattdessen an Zentren für sichere Mobilität mit Pilotprojekten in Guatemala und Kolumbien verwiesen. Das klingt zunächst einmal vielversprechend. Hier sollen die Betroffenen ihren Antrag auf Asyl in den USA prüfen lassen. Jedoch sind die Zentren Teil der Strategie, Grenzen und Migrationskontrollen nach außen zu verlagern.  Das ZFD-Programm von Brot für die Welt in Zentralamerika setzt stattdessen auf Aufklärung über stattliche Schutzpflichten und die Stärkung der Rechte von Migrantinnen und Migranten sowie vertriebenen Menschen.

Lokale Ansätze stärken

Um die Rechte von Migrantinnen und Vertriebenen zu stärken, wurde auf dem dreitägigen Treffen vereinbart, gemeinsame Strategien zur politischen Einflussnahme zu entwickeln. In Bezug auf interne Vertreibung ist dies besonders relevant. Erschwert wird dies dadurch, dass die Regierungen in El Salvador, Honduras und Guatemala die Problematik lange Zeit nicht offiziell anerkannt haben. Klimabedingte Vertreibung nimmt ebenso zu wie der Abbau demokratischer Strukturen in der Region. Oft gehören auch staatliche Akteure zum Täterkreis. Für vertriebene Menschen fehlen klare und effektive Schutzstandards.

Auf lokaler Ebene mangelt es an Aufnahmestrukturen für Transitmigrantinnen und -migranten sowie insbesondere an psychosozialer Begleitung für Rückkehrende und intern Vertriebene. Die Partnerorganisationen des ZFD setzen sich deshalb dafür ein, Strukturen in den Gemeinden gezielt zu stärken. Dazu zählt die Koordination von humanitärer Hilfe, psychologische Ersthilfe sowie Selbsthilfegruppen zur gegenseitigen emotionalen Unterstützung. Den Austausch und die Koordinierung der Organisationen der Zivilgesellschaft zu fördern ist ebenfalls besonders wichtig. Mit dem Vernetzungstreffen in Antigua setzen die Partnerorganisationen ein wichtiges Signal, um an diesen Themen gemeinsam weiterzuarbeiten.


Der Text basiert auf einem Blogbeitrag von Anna Brunner, der auf den Seiten des ZFD-Trägers Brot für die Welt erschienen ist. Für unsere Webseite wurde er leicht gekürzt und angepasst.

Das Foto zeigt Menschen bei der Überquerung der Grenze zwischen Mexiko und Guatemala.

Bildquelle: https://www.voanoticias.com/a/migrantes-cruzan-el-r%C3%ADo-suchiate-en-la-frontera-entre-m%C3%A9xico-y-guatemal-video-tv-azteca-/4634152.html

Mehr über das Engagement des ZFD für Migrantinnen und Migranten in Zentralamerika erfahren Sie auch in unserer Projektdatenbank.