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Westlicher Balkan: Geschichten für Versöhnung

Das Centre for Nonviolent Action Sarajevo-Belgrad (CNA) hat eine neue Publikation mit 20 Kurzgeschichten für Versöhnung veröffentlicht. Die Geschichten sind Ergebnis des fünften Literaturwettbewerbs Biber und tragen zur Friedensarbeit in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens bei.

20 Geschichten für Versöhnung, geschrieben auf Albanisch, Mazedonisch, Bosnisch, Kroatisch, Serbisch und Montenegrinisch: Mit der fünften Ausgabe des Kurzgeschichtenwettbewerbs „Biber”, hat der ZFD-Partner Centre for Nonviolent Action Sarajevo-Belgrad (CNA) erneut eine Publikation vorgelegt, die Friedensarbeit auf dem Westlichen Balkan mit literarischen Mitteln fördert.

Knapp 500 Autorinnen und Autoren hatten sich an der fünften Ausschreibungsrunde des Wettbewerbs beteiligt. Sie reichten Geschichten ein, in denen es um die noch immer spürbaren Nachwirkungen der Kriege und der Gewalt in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien in den 1990er-Jahren geht. Auch Geschichten, die Hass und Vorurteile abbauen, die zur Aufarbeitung der Vergangenheit betragen oder die Feindbilder dekonstruieren gehörten dazu. So sammelte das Team erneut Literatur, die „Grenzen verschiebt und den Weg zu einer stabileren, sichereren und freieren Zukunft für alle öffnet”, wie CNA auf seiner Webseite schreibt.

Mit dem ersten Preis wurde „Doba linjanja” (Das Zeitalter des Vergessens) von Ana Kutleša aus Zagreb ausgezeichnet: Aus der Sicht eines Künstlers geht es in der Geschichte um die schwierige Vergangenheit der Region und darum, wie leicht es ist, Identitäten auf dem westlichen Balkan zu verwechseln, auch wenn Nationalisten immer wieder behaupten, dass ihre jeweiligen ethnischen Gruppen besonders sind und sich sehr von den anderen unterscheiden.

Den zweiten Platz gewann „Fertik” von Lidija Deduš aus Kroatien. Die Geschichte beschreibt den Beginn des Krieges aus der Sicht eines jungen Teenagers.

Den dritten Platz teilen sich die Geschichten „Zemlja sreće” (Land des Glücks) von Ante Storić aus Kroatien und „Reči” (Sagen) von Miloš Perišić aus Serbien: Beide handeln von Verbrechen, die von der jeweils eignen Seite begangen wurden.

Drei Autorinnen in der Jury

Die Jury bestand dieses Mal aus drei Frauen: CNA konnte die bekannte Dichterin und Romanautorin Olja Savičević Ivančević aus Kroatien, die queere Autorin Lejla Kalamujić (Bosnien und Herzegowina), deren Kurzgeschichten bereits mehrfach ausgezeichnet wurden, sowie die Autorin und Professorin für englische und amerikanische Literatur Kalina Maleska (Nordmazedonien) für die Mitarbeit in der Jury gewinnen.

Friedensaktivisten aus der Region hatten die Geschichten zunächst gesichtet und diejenigen ausgewählt, die sich tatsächlich mit dem Thema des Wettbewerbs befassen und den Kriterien von Kurzgeschichten entsprechen. Die Jury wählte die Sieger-Geschichten und die Auswahl für den Biber-Band dann nach literarischer Qualität aus.

Die neue Biber-Ausgabe wird in den nächsten Wochen und Monaten mit Lesungen und Diskussionsrunden in mehreren Ländern des Westlichen Balkans öffentlich vorgestellt. Die Überzeugung hinter dem Projekt: Kunst und Literatur können Menschen auf einer emotionalen Ebene erreichen, zum Nachdenken anregen und zum Wandel bewegen. Gleichzeitig möchte CNA den Kreis derer erweitern, die sich für die Friedensförderung engagieren: in diesem Fall Autorinnen und Autoren und ihre Leserschaft.


Die Biber-Geschichtensammlung können Sie auf der Internetseite des Biber-Projekts herunterladen (in mehreren Übersetzungen, allerdings keine englische Übersetzung). Mehr über das Buch und den Wettbewerb finden Sie auch auf den Seiten des Centre for Nonviolent Action (CNA). In der ZFD-Projektdatenbank und beim ZFD-Träger KURVE Wustrow erfahren Sie mehr über das Engagement des Zivilen Friedensdienstes auf dem Westlichen Balkan.

Ende 2023 startet das Biber-Team die nächste Ausschreibungsrunde für Kurzgeschichten.

Auf dem Bild sind die Mitglieder der Jury zu sehen (Foto: CNA).