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Ukraine: Im Osten was Neues

Seit 2016 engagiert sich der ZFD in der Ukraine. Die Arbeit nimmt zusehends Fahrt auf. Vor kurzem wurde neben den Standorten Kiew und Odessa ein weiteres Büro in Dnipro eröffnet. Die Zusammenarbeit mit den ukrainischen Partnern trägt erste Früchte. Lesen Sie diese Woche einige Neuigkeiten aus der Ukraine.

 

Eintracht statt Zwietracht

Mit den „Creators of Concord“ (dt. „Gestalter der Eintracht“) hat die Partnerorganisation „Power of Future“ vor kurzem eine Weiterbildungsreihe für Lehrkräfte, Schulpsychologen und soziale Aktivistinnen gestartet. Die Teilnehmenden lernen drei kreative Arbeitsansätze kennen, die sich in der Friedensförderung bewährt haben. Dabei handelt es sich um bildnerische, musische und darstellerische Methoden. Die Trainingsblöcke werden jeweils von externen Trainerinnen und Trainern begleitet. Der Trainer und Theatermacher Roman Kandibur beispielsweise erprobt mit der Gruppe die Technik des „Playback Theaters“, einer Form des interaktiven Theaters, die sich ohne Textvorlage allein im sozialen Dialog entwickelt. Den Ausgangspunkt bildet die persönliche Erfahrung des Publikums. Die Zuschauenden werden eingeladen, aus ihrem Leben zu erzählen. Anschließend wird das Erzählte auf der Bühne in Szene gesetzt. Kandibur bringt den Gruppenmitgliedern bei, ihre Gefühle und Erlebnisse nicht nur zu erzählen, sondern sie im Theaterspiel auszudrücken. Dadurch eröffnen sich den Meisten neue Sichtweisen auf ihr Leben und das der anderen, mitunter gelangen sie erst dadurch zum eigentlichen Knackpunkt des Erlebten. Nach der intensiven Trainingsphase werden die Teilnehmenden im Laufe des Jahres eigene Projekte planen und an Schulen durchführen. Ziel ist es, durch das Theater in den Dialog zu kommen, Konflikte zu erforschen, Ursachen zu erkennen, unterschiedliche Sichtweisen einzunehmen und friedliche Lösungsmöglichkeiten zu entdecken.

 

Konflikttransformation als Challenge

Die Partnerorganisation „EdCamp Ukraine“, ein Zusammenschluss engagierter Lehrerinnen und Lehrer, hat im Dezember 2018 das Programm „Angels in Action“ (dt. „Engel in Aktion“) auf den Weg gebracht. Insgesamt 20 Arbeitsgruppen werden ein Jahr lang mit einer Reihe von Aufgaben beauftragt. Durch deren Bearbeitung erweitern sie gemeinsam ihre Kompetenzen und erproben die Anwendung im Berufsalltag. Diese sogenannten „Challenge Groups“ bestehen jeweils aus Lehrkräften, Kooperationspartnern und externen Expertinnen und Experten. Der ZFD wird gemeinsam mit der Trainerin Veronika Voloshyna die Gruppe „Konflikttransformation“ gestalten und begleiten. Dazu werden unter anderem Onlinemodule erstellt, die den Gruppenmitgliedern Schritt für Schritt so wichtige Themen wie gewaltfreie Kommunikation, Konfliktanalyse und Wege der Konfliktbearbeitung vermitteln. In einem Online-Forum können sich die Teilnehmenden darüber austauschen, wie das Gelernte in der Schulpraxis umgesetzt werden kann. Bald schon wird „EdCamp Ukraine“ mit Sitz in Charkiv, der zweitgrößten Stadt des Landes, von einer eigenen ZFD-Fachkraft unterstützt.

 

Expandieren für den Frieden

Am 7. Dezember 2018 wurde in Dnipro, der viertgrößten Stadt der Ukraine, das neue ZFD-Büro der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit eröffnet. Nach einer Podiumsdiskussion über die Werte und Möglichkeiten gewaltfreier Konflikttransformation präsentierten die ZFD-Partnerorganisationen im Rahmen eines „World Café“ ihre gegenwärtigen und zukünftigen Aktivitäten. Ein Grußwort kam vom deutschen Generalkonsul Dr. Wolfgang Mössinger (Generalkonsulat Donezk, Dienstsitz Dnipro). Er betonte nachdrücklich, wie wichtig Friedensprojekte für die ukrainische Gesellschaft sind. Alle Anwesenden, Kolleginnen und Kooperationspartner, waren sich einig, dass die Eröffnung eines weiteren ZFD-Standorts ein wichtiger Schritt zur Friedensförderung in der Ukraine ist.

 


Der ZFD engagiert sich seit 2016 in der Ukraine. Derzeit sind fünf Fachkräfte von drei Trägern (GIZ, forumZFD, KURVE Wustrow) im Land. Von Beginn an lag neben der Hauptstadt Kiew auch Odessa (vgl. unseren Beitrag vom 24.5.18 zur Eröffnung des ZFD-Büros in Odessa) im Aktionsradius der Arbeit. In beiden Städten wird die Zivilgesellschaft dabei unterstützt, den Dialog zwischen den gesellschaftlichen Kräften zu fördern. Dabei werden die bestehenden Spannungen zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen genauso ins Visier genommen wie die Kommunikation zwischen der Bevölkerung und der kommunalen Verwaltung. Der ZFD ist darüber hinaus seit 2017 auch im Osten der Ukraine vertreten, zum einen in den drei Regionen Kharkiv, Dnipropetrovsk und Zaporizhzhya, die an die umkämpften Regionen Donezk und Luhansk im Donbass grenzen, aber auch in den unter ukrainischer Kontrolle stehenden Gebieten in Donezk und Luhansk. Mit dem neuen Büro in Dnipro, dem administrativen Zentrum des Bereichs Dnipropetrovsk, wird das Engagement im Osten der Ukraine nun weiter ausgebaut.

Mehr über das Engagement des ZFD in der Ukraine erfahren Sie in unserer Projektdatenbank.

Quellen: www.facebook.com/gizzfd, ZFD-Projektdatenbank
Foto: GIZ/ZFD. Einblick ins Playback-Theater bei der offiziellen Eröffnung des GIZ-Büros in Dnipro.