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Uganda: Das Klima ist angespannt

Das 50. Weltwirtschaftsforum Ende Januar in Davos stand im Zeichen des Klimas. Das ist auch der Verdienst der „Fridays for Future“-Aktivistinnen. Ein denkwürdiger Vorfall sorgte im Nachgang für Aufregung: Die ugandische Klimaschutzaktivistin Vanessa Nakate wurde von der Nachrichtenagentur AP aus einem Gruppenfoto geschnitten, bevor das Bild weltweit verbreitet wurde. Der Fauxpas wurde zu Recht kritisiert: Schließlich hat Afrika am meisten unter den Folgen des Klimawandels zu leiden. Auch in Uganda sind die Auswirkungen bereits spürbar.

Die ohnehin schon gravierenden Landkonflikte werden dadurch weiter verschärft. Daher baut der ZFD sein Engagement in der Region weiter aus.

Uganda litt fast vierzig Jahre unter den Diktaturen Idi Amins und Milton Obotes. Mit der Machtübernahme von Yoweri Museveni, der zuletzt 2016 in seinem Amt bestätigt wurde, begann 1986 ein neues Kapitel in der Geschichte des Landes. Die politische, wirtschaftliche und soziale Lage besserte sich. Dennoch leiden viele Menschen bis heute unter extremer Armut, insbesondere die Bevölkerung in ländlichen Regionen und im krisenanfälligen Norden und Nordosten. Der Bürgerkrieg, der über zwei Jahrzehnte in Uganda herrschte, hat tiefe Spuren in der Bevölkerung hinterlassen. Bestehende Konfliktherde schwelen unter der Oberfläche einer scheinbar „befriedeten“ Region weiter.

Das größte Konfliktpotenzial birgt die Verteilung der knappen Ressource Land. Über 80 Prozent der Bevölkerung sind darauf angewiesen sind, ein eigenes Stück Boden zu bewirtschaften, um zu überleben. Inzwischen kommt es zu Landkonflikten auf allen gesellschaftlichen Ebenen: im familiären Kontext, zwischen Gruppen mit unterschiedlicher Lebensweise (Weide- versus Landwirtschaft), innerhalb und zwischen ethnischen Gruppen bis hin zu großflächigem Landgrabbing durch Investoren, von dem ganze Gemeinden betroffen sind. Staatliche und traditionelle Institutionen sind mit den Problemen überfordert, mitunter sind sie selbst involviert. Verschärft werden die Konflikte durch ein hohes Bevölkerungswachstum, die schwach ausgeprägte Infrastruktur in den ländlichen Regionen und zunehmend auch durch die Auswirkungen des Klimawandels. Einer aktuellen Studie zufolge, sind in den vergangenen 35 Jahren Veränderungen im Niederschlagsmuster und ein deutlicher Temperaturanstieg zu beobachten. Auch die Häufung extremer Wetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen ist besorgniserregend. All dies hat negative Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktivität – und heizt die Konflikte um Land weiter an.

Der ZFD arbeitet in Teso und Karamoja, zwei Regionen im Nordosten Ugandas, an einer gewaltfreien Bearbeitung von Landkonflikten. Beide Regionen zählen zu den ärmsten Ugandas. Konflikte um Land und Boden sind hier, auch als Folge vorheriger Konflikte, besonders ausgeprägt. In, aber auch zwischen beiden Regionen münden die Konflikte immer häufiger in Gewalt. Zusammen mit seinen Partnerorganisationen initiiert und begleitet der ZFD daher Dialogprozesse, an denen alle Konfliktparteien der jeweiligen Region teilnehmen – vertreten durch zivilgesellschaftliche Gruppen, Vertreterinnen und Vertreter staatlicher Behörden und Lokalregierungen, traditionelle Autoritäten sowie privatwirtschaftliche und informelle Schlüsselakteure. Ziel ist, dass sich die Teilnehmenden gemeinschaftlich um eine Beilegung der Konflikte bemühen und Lösungen finden, die für alle Seiten akzeptabel und praktikabel sind. Durch tragbare Vereinbarungen, in die alle Betroffenen eingebunden sind, kann einer gewaltsamen Eskalation der Konflikte vorgebeugt werden.

Mit der Unterstützung des ZFD haben sich zu diesem Zweck 2015 dreizehn Interessengruppen gebildet, sechs in Karamoja, sieben in Teso, an denen über 60 Institutionen und Organisationen beteiligt sind. Dadurch, dass alle Konfliktparteien involviert sind, haben die Interessengruppen in der Bevölkerung zunehmend Gewicht. So können sie Trennlinien überwinden und in Konflikten vermitteln. Dies geschieht beispielsweise durch Dialogplattformen, Mediationsprozesse und durch die Aufarbeitung und Verbreitung von Informationen zu Rechten und Pflichten der Bürgerinnen und Bürger, aber auch der Institutionen im Zusammenhang mit Landbesitz oder Landnutzung.

Aktuell arbeiten elf ZFD-Fachkräfte über die beiden Träger GIZ und AGIAMONDO in Uganda. Mittelfristig wird das Engagement des ZFD weiter ausgebaut, um der wachsenden Herausforderung gerecht zu werden: Perspektivisch werden bis zu 17 Fachkräfte im Land arbeiten. Um die dafür erforderliche Infrastruktur zu schaffen, wurde vor kurzem ein neues Büro in der Stadt Moroto in der Region Karamoja eröffnet. An der Eröffnungsfeier nahmen auch der Bezirksvorsitzende Andrew Napaja, sein Chief Administrative Officer Martin Gwokto Jacan sowie die traditionelle Autorität Ichumar Phillip teil. Die Veranstaltung bot ausreichend Gelegenheit für Informationsaustausch, Networking und Unterhaltung: Traditionelle Tänze und ein Theaterstück, das auf humorvolle Weise die Herausforderungen beim Kauf und Verkauf von Land in Karamoja thematisierte.


Die Nachrichtenagentur AP (Associated Press) hat sich nach einer großen Protestwelle inzwischen bei der ugandischen Aktivistin Vanessa Nakate entschuldigt und das Originalfoto in Umlauf gebracht. Auf dem Foto ist Nakate neben den „Fridays for Future“-Aktivistinnen Luisa Neubauer, Greta Thunberg, Isabelle Axelsson und Loukina Tille, allesamt aus Europa, zu sehen. Greta Thunberg nutzte den Anlass, um gemeinsam mit Nakate und anderen afrikanischen Aktivistinnen für mehr Aufmerksamkeit für Afrika, den „vergessenen Kontinent“ zu werben, wie zum Beispiel auf ZEIT Online zu lesen ist. Dort findet sich auch ein Kurz-Portrait von Vanessa Nakate (anlässlich der UN-Klimakonferenz in Madrid im Dezember 2019).

Die oben zitierte Studie über die Auswirkungen des Klimawandels in der ugandischen Region Karamoja hat die vom BMZ geförderte „Globale Forschungspartnerschaft für eine ernährungssichere Zukunft“ (CGIAR) veröffentlicht.

Mehr über das Engagement des Zivilen Friedensdienstes in Uganda findet sich in unserer Projektdatenbank.


Foto: GIZ [Tanzvorführung der sog. Reformed Karimojong Warriors im Rahmen der Eröffnungsfeier des neuen ZFD-Büros in Moroto]