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Ruanda: Frieden ist die Botschaft

Es fing vor 18 Jahren mit drei Studenten an. Noch während des Studiums schufen sie an ihrer Uni einen sicheren Ort, um über den Völkermord in Ruanda zu sprechen. Aus dieser Initiative ist über die Jahre die Organisation NEVER AGAIN RWANDA gewachsen. Seit 2008 betreibt die Partnerorganisation des ZFD das Friedensbildungsinstitut PBI-RWANDA. Hier werden gemeinsam „Botschafter*innen des Friedens” ausgebildet. Anfang März kamen 19 weitere hinzu.

Die Zielvorstellung von NEVER AGAIN RWANDA (NAR) ist nicht unbedingt bescheiden: Ein globales Netzwerk junger Friedensstifter*innen will die Partnerorganisation des ZFD aufbauen – durch Bildung, Forschung, Wissensaustausch und Vernetzung. Doch selbst der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Und die Geschichte von NAR zeigt, dass eine kleine Initiative Großes bewirken kann.

Als die drei Gründer von NAR mitten im Studium waren, war das Leben an der Uni wie überall im Land stark angespannt. Der Völkermord von 1994 lastete noch extrem auf dem Land und seiner Bevölkerung. 2002 riefen die drei daher an ihrer Uni eine Dialogplattform ins Leben, um über dieses schwierige Thema zu sprechen. 2004 veranstalteten sie einen Schreibwettbewerb für Jugendliche. Die Resonanz war überwältigend – und offenbarte, wie dringlich das Bedürfnis ist, sich mit der traumatischen Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Seitdem ist die Initiative immer weiter gewachsen. 2008 wurde sie als Organisation mit dem Namen NEVER AGAIN RWANDA (NAR) registriert. Mittlerweile hat NAR über 40 Mitarbeitende, darüber hinaus ein lebendiges Netzwerk aus Freiwilligen und Mitarbeitenden anderer Organisationen. Nach eigenen Angaben wurden in den rund zwanzig Jahren ihres Bestehens über 100.000 Menschen auf direktem Wege erreicht. Die Anzahl der von NAR initiierten Jugendclubs im formalen und non-formalen Bildungssektor liegt bei 4.500.

Damit steht außer Frage: NAR hat in den rund zwanzig Jahren ihres Bestehens einen wichtigen Beitrag zur Friedenskonsolidierung in Ruanda geleistet – aber auch darüber hinaus. Denn längst ist die Arbeit der Organisation nicht allein auf Ruanda beschränkt. Schließlich lautet das Ziel, ein globales Netzwerk aufzubauen.

Am von NAR betriebenen „Peace-Building Institute“ (PBI-Rwanda) werden mit Unterstützung des Zivilen Friedensdienstes jährlich zwei Weiterbildungskurse realisiert. Der erste Kurs bringt junge Fachkräfte aus Ruanda zusammen, während der zweite Kurs Studierende von internationalen Universitäten, insbesondere aus den USA, Europa und aus ganz Afrika einbezieht. Beide Kurse zielen darauf ab, jungen Menschen Fähigkeiten zu vermitteln, mit denen sie Gewalt und Stereotype verhindern und überwinden können. Besonderer Wert wird darauf gelegt, ein Bewusstsein für die Ursachen und die Folgen von Völkermord und extremer Gewalt zu schaffen.

Anfang März 2020 endete ein weiterer dieser zweiwöchigen internationalen Weiterbildungskurse. Die 19 Teilnehmenden kamen unter anderem aus Kenia, Somalia, Benin und natürlich Ruanda. Innerhalb der zwei Wochen nahmen sie an Lesungen, gemeinsamen Arbeitsgruppen, Exkursionen, Vorträgen und Gruppendiskussionen teil. Am Ende des Kurses formulierten die Teilnehmenden ihre persönliche Verpflichtung für den Frieden. Abschließend wurden sie offiziell als „globale Friedensbotschafterin / globaler Friedensbotschafter“ („Global Peace Ambassadors“) vereidigt.

Auf diese Weise hat das PBI-Rwanda insgesamt bereits 252 „Global Peace Ambassadors“ trainiert. Sie engagieren sich nun in 26 verschiedenen Ländern und bleiben auch weiterhin untereinander vernetzt. Noch ist das Ziel eines globalen Netzwerks nicht erreicht. Aber wie gesagt: Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt.


Auch Ruanda bleibt von der gegenwärtigen Corona-Pandemie nicht verschont. Derzeit ist die Zahl der Infizierten nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität mit 75 Personen (Stand: 1.4.2020) noch verhältnismäßig gering. Damit das so bleibt, schafft NAR auch öffentliches Bewusstsein für die Gefahren von COVID-19 und die erforderlichen Schutzmaßnahmen. Sehen Sie hier die eindringlichen Botschaften: Stay home, save lives! und Your role in stopping the spread of the #coronavirus is vital.


Mehr über NEVER AGAIN RWANDA lesen Sie in unserem Bericht vom 31.5.2018 zur Veranstaltungsreihe „Public Speaking & Exchange“. Das Format wird in Kooperation mit verschiedenen Partnerorganisationen nicht nur in Ruanda, sondern auch in Burundi, Uganda und der DR Kongo umgesetzt. Noch mehr Infos finden Sie selbstverständlich auf der englischsprachigen NAR-Internetseite. Ein Besuch lohnt sich, denn das Peace-Building Institute ist nur ein Aspekt der vielfältigen Arbeit der Nichtregierungsorganisation.


Fotos: NEVER AGAIN RWANDA.

Auf den oben gezeigten Portraits sind zehn der Absolvent*innen des aktuellen Ausbildungskurses am PBI-Rwanda zu sehen. Auf Tafeln haben sie ihre Selbstverpflichtung notiert, also, welche Ziele sie sich für ihre weitere Friedensarbeit gesteckt haben. Unten finden Sie drei Beispiele. Alle abgebildeten Friedensbotschafter*innen werden auf dem Facebook-Profil von PBI-Rwanda vorgestellt. Hier erfahren Sie auch Näheres über die Inhalte der Ausbildung.

»As peace-building Ambassador I commit to myself to contribute to bring equality, justice and peace in my community.« – Farax Osman, Somalia
[Als Friedens-Botschafterin verpflichte ich mich, einen Beitrag zur Gleichstellung, Gerechtigkeit und zum Frieden in meiner Gemeinde zu leisten.]

»After attending Peace Building Institute training 2020, I commit and pledge to do the following: 1. to be an agent of peace in my community, 2. to be a role model in building peace in my community, 3. to mentor others in peace building by sharing with them what I have learnt.« – Farah Abdimalik, Kenia
[Nach der Teilnahme am Training des Peace Building Institute in 2020 verpflichte ich mich und verspreche, Folgendes zu tun: 1. ein Friedensvertreter in meiner Gemeinde zu sein, 2. ein Vorbild für die Friedenskonsolidierung in meiner Gemeinde zu sein, 3. andere dabei zu unterstützen, Frieden zu mehren, indem ich mit ihnen teile, was ich gelernt habe.]

»I commit myself to promote peace in my community, my country and the world.« – Désirè Houngnibe, Benin
[Ich verpflichte mich, zum Frieden in meiner Gemeinde, in meinem Land und in der Welt beizutragen.]