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Mutige Frauen geben Frieden ein Gesicht

Rund 150 Menschen besuchten kürzlich in der Oldenburger Forumskirche St. Peter die Eröffnung der Ausstellung „Frauen geben Frieden ein Gesicht“. Sie stellt 20 Frauen mit ihren Lebensgeschichten vor. Die Frauen stammen aus unterschiedlichen Teilen Bosnien und Herzegowinas, wo von 1992 bis 1995 ein blutiger Bürgerkrieg tobte.

Die Ausstellung „Frauen geben Frieden ein Gesicht“ entstand aus einer Zusammenarbeit zwischen der Frauenfriedensbewegung „Mir sa ženskim licem“, dem Historischen Museum von Bosnien und Herzegowina sowie dem ZFD-Träger forumZFD. Auf Initiative des Ökumenischen Zentrum Oldenburgs wird sie noch bis zum 28. Januar 2024 in der Forumskirche St. Peter gezeigt.

Schwere Aufarbeitung dieser Vergangenheit

Viele der portraitierten Frauen in der Ausstellung waren bei Kriegsbeginn berufstätig, einige hatten Kinder oder waren selbst noch Kinder. Sie sind in muslimischen, serbisch-orthodoxen oder katholischen Familie aufgewachsen, auf dem Dorf oder in der Stadt. Eine lernte als Grundschulkind das Lesen und Schreiben in einem Keller, wohin sie mit ihren Eltern vor den Bomben geflüchtet war. Sie alle haben Schreckliches erlebt, viele verloren Familienmitglieder, wurden vergewaltigt, erlitten dauerhafte gesundheitliche Schäden an Leib und Seele, flohen – manche nach Deutschland, wurden vertrieben oder in Lagern interniert.

„Die Gesellschaft in dem Land tut sich schwer mit der Aufarbeitung dieser Vergangenheit. Insbesondere nationalistische Kräfte hofieren nach wie vor auch die in Den Haag verurteilten Kriegsverbrecher“, sagte Boris Mijatovic, Bundestagsabgeordneter aus Kassel, bei der Eröffnung der Ausstellung in Oldenburg. Als stellvertretender Vorsitzender der Deutsch-Südosteuropäischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages ist er ein profunder Kenner der Situation in Bosnien und Herzegowina.

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Kein Frieden ohne Versöhnung

Bürgermeisterin Nicole Piechotta hob in ihrem Grußwort hervor, dass die Frauen der Ausstellung, „die im Krieg besonders schwer gelitten haben, sich nicht haben unterkriegen lassen, sondern solidarisch für einen friedlichen Aufbau der Nachkriegsgesellschaft eintreten. Sie überwinden die gesellschaftlichen Grenzen und ändern die Erzählung des Krieges.“

Dragana Petric, eine der Ausstellungsmacherinnen, aus Bijeljina in Bosnien und Herzegowina zur Eröffnung angereist, erzählte den Hintergrund der Ausstellung. Die Frauen wollten an die Grausamkeiten erinnern, die sie während des Krieges erleben mussten. Nichts solle vergessen werden! Sie wollten jedoch vor allem zeigen, dass Frieden nur durch das gemeinsame Aufarbeiten des Geschehenen möglich ist. Allein darüber könne Versöhnung wirksam werden. „Die Frauen haben ihr Herz nach außen gewendet. Sie haben ihre Geschichte öffentlich gemacht. Sie unterstützen bis heute unzählige Frauen darin, nach dem Krieg neue Perspektiven für ihr Leben zu entwickeln.“

Dragana Petric schloss ihren Vortrag mit Worten des bosnischen Kolumnisten Srđan Puhalo: „Diese Ausstellung und diese Frauen zeigen, dass es Menschen gibt, die sich nicht mit Ungerechtigkeiten abfinden und dass es Werte gibt, die über Nationen, Staaten und Rechte hinausgehen, für die es sich zu kämpfen lohnt.“


Die Ausstellung „Frauen geben Frieden ein Gesicht“ ist bis zum 28. Januar 2024 täglich von 9 bis 18 Uhr in der Forumskirche St. Peter, Peterstraße 20 in Oldenburg zu sehen. Es werden auch Führungen und Veranstaltungen als Rahmenprogramm angeboten. Bei der Abschlussveranstaltung am 28. Januar um 12 Uhr wird Kristen Schubert vom forumZFD über die Arbeit des Zivilen Friedensdienstes im Westlichen Balkan und weltweit berichten.

Weitere Informationen gibt es beim Ökumenischen Zentrum Oldenburg

17 Oldenburger Organisationen tragen die Ausstellung mit, die zudem am Oldenburger Ausstellungsort von Brot für die Welt und die Landessparkasse zu Oldenburg finanziell gefördert wird.

Dieser Beitrag ist zuerst auf der Webseite des forumZFD erschienen. Für unsere Zwecke wurde er leicht gekürzt und überarbeitet.

Fotos: Peter Tobiassen