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Liberia: Mit gewaltbelasteter Vergangenheit umgehen

Bei einem Workshop in Liberia stand der Erfahrungsaustausch zum Umgang mit gewaltbelasteter Vergangenheit und Versöhnung im Mittelpunkt. Dazu eingeladen hatten der ZFD-Träger AGIAMONDO zusammen mit der Deutschen Kommission Justitia et Pax und der katholischen Kirche in Liberia.

Wenn Gewalt über eine lange Zeit das Leben von Gemeinschaften bestimmt, bedeutet dies tiefe Einschnitte und Brüche im Leben der betroffenen Menschen. Die verstörenden Erfahrungen prägen Selbstverständnis, Weltsicht, Kommunikation und Handlungsmuster aller. Individuelle und gesellschaftliche Heilungsprozesse sind notwendig, damit alle gleichermaßen wieder an gesellschaftlichen Prozessen teilhaben und ihr Leben wieder selbst gestalten können.

Aber wie kann Versöhnung vor dem Hintergrund von zerstörten Beziehungen, Misstrauen, Angst und sozialer Spaltung gelingen? Viele Partnerorganisationen des ZFD arbeiten zu diesem Thema – mit dem Ziel, die Gesellschaft neu zu gestalten. Das bedeutet unter anderem, sich auf langwierige Aushandlungsprozesse von Wahrheitsfindung, Herstellung von Gerechtigkeit und den (Wieder-)Aufbau von tragfähigen Beziehungen einzulassen. Sich dabei mit dem Unversöhnten zu konfrontieren und den Verletzungen nicht aus dem Weg zu gehen, ist ein wichtiger Schritt.

Mit den Erfahrungen aus der Praxis solcher Prozesse und dem Austausch darüber befasste sich der internationale Workshop „Umgang mit gewaltbelasteter Vergangenheit und Versöhnung – Lernen durch Erfahrungen in Liberia" im April 2023 in Monrovia, gemeinsam organisiert von der Deutschen Kommission Justitia et Pax und dem ZFD-Träger AGIAMONDO zusammen mit der katholischen Kirche in Liberia. Es nahmen rund 50 Personen daran teil, die zu dem Thema in ihren Herkunftsländern arbeiten, darunter Mitglieder der liberianischen Bischofskonferenz und Vertreterinnen von Partnerorganisationen aus afrikanischen, lateinamerikanischen und asiatischen Ländern.

Raum für gemeinsames Lernen

Der Workshop ist Teil der Arbeit zum Thema „Umgang mit gewaltbelasteter Vergangenheit“ im Zivilen Friedensdienst. Nach ähnlichen Veranstaltungen, zum Beispiel in Uganda, Kolumbien und Deutschland, war dies der achte Workshop dieser Art. In der Workshop-Reihe tauschen sich die beteiligten Vertreterinnen und Vertreter von Partnerorganisationen und ZFD-Fachkräfte über ihre Erfahrungen aus, finden Raum für gemeinsames Lernen, vernetzen sich und stärken ihr Engagement.

Während des 14 Jahre andauernden Bürgerkrieges in Liberia von 1989 bis 2003 wurden rund 250.000 Menschen ermordet. Rund eine Million Menschen flohen ins Ausland. Die Unterscheidung zwischen Opfern, Täterinnen und Tätern sowie Friedensakteurinnen und -akteuren fällt zum Teil schwer. Dies ist eine Herausforderung für die Bemühungen um Friedenskonsolidierung und Versöhnung und bedeutet, dass der Frieden in Liberia auch 20 Jahre nach dem offiziellen Ende des Bürgerkriegs noch immer fragil ist. Die Teilnehmenden in Monrovia trafen mit Menschen zusammen, die Gewalt erlitten und ausgeübt haben sowie mit Vertreterinnen und Vertretern von Initiativen, die sich um Versöhnung und die Gestaltung eines friedlichen Zusammenlebens bemühen.

Mit dem direkten Austausch und der Aufmerksamkeit der internationalen Teilnehmenden setzte der Workshop ein Zeichen der Solidarität mit all jenen, die sich dort für die schwierige Arbeit in Friedens- und Versöhnungsprozessen einsetzen.


Text: Katharina Engels, Dr. Friederike Repnik

Dieser Beitrag stammt vom ZFD-Träger AGIAMONDO und wurde für unsere Webseite leicht gekürzt und überarbeitet. Mehr zur Arbeit des ZFD in Liberia erfahren Sie auch in unserer Projektdatenbank.   

Auf dem Bild sind Teilnehmende des Workshops zu sehen (Foto: AGIAMONDO).