Aktuelles

DR Kongo: Frauen vermitteln in Konflikten

Gemeinsam mit der neuen Partnerorganisation „Femmes Artisanes de la Paix“ (FAP) unterstützt der ZFD-Träger EIRENE Menschen in der Demokratischen Republik Kongo, lokale Konflikte friedlich zu bearbeiten. Frauen nehmen dabei eine zentrale Rolle ein.

„Wir Frauen werden in Mediationsprozessen häufig schräg angesehen, doch das schreckt uns nicht ab!“ Kiza Fitina weiß, wovon sie spricht. Sie engagiert sich in einem von insgesamt drei Friedenskomitees, die von der ZFD-Partnerorganisation Femmes Artisanes de la Paix (FAP) ins Leben gerufen wurden. Eine leitende Rolle im Mediationsprozess einzunehmen, ist grundsätzlich eine besondere Ehre in Süd-Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Dass sich auch Frauen erfolgreich in Mediationsprozessen einbringen war jedoch bisher eher ungewöhnlich. Doch das ändert sich nun.

Landkonflikt friedlich bearbeitet

Ein Beispiel für einen Konflikt, der von dem lokalen Friedenskomitee erfolgreich bearbeitet werden konnte, war ein Landkonflikt zwischen der Malkia-wa-Ubembe-Kirche und der Islamischen Gemeinschaft Katongo. Das lokale Friedenskomitee (CLP) des Dorfes Katongo wurde hinzugerufen. Es besteht paritätisch besetzt aus vier Männern und vier Frauen, die verschiedene Gruppen der Dorfgemeinschaft repräsentieren. Hier finden sich Fischer neben religiösen Führern und Bäuerinnen neben Vertreterinnen von Jugendgruppen. Ihre Vermittlungen in Konflikten wird geschätzt und verhindert oft weitere Eskalationen.

„Wir hatten einen Konflikt mit der muslimischen Gemeinde wegen eines Grundstücks, auf dem sich ein Friedhof befindet. Das CLP erreichte unter Moderation einer Frau eine gewaltfreie Lösung, die von allen Konfliktparteien begrüßt wurde. Ich kann den Schwung, den Frauen in Friedensprozesse einbringen, nur unterstützen“, sagt Pastor Ramazani Kasavubu von der Kirche Malkia wa Ubembe im Dorf Katongo. Auch sein Amtskollege auf muslimischer Seite pflichtet ihm bei. „Die Suche nach Frieden ist im Koran eine Vorschrift für alle Gläubigen ohne Unterschied des Geschlechts. Ich begrüße es sehr, dass sich heute Frauen ganz offiziell an der Suche nach Frieden in unseren Gemeinden beteiligen“, sagt der Imam Ismail Yaqub von der Islamischen Gemeinde in Katongo. Doch er räumt ein, dass es in der Gemeinde noch Widerstände gibt: „Einige Leute glauben, dass die Einbeziehung der Frau bei der Konfliktlösung eine Verletzung ihres Status darstellt.“

Die herausfordernde Situation ist dem ZFD-Partner FAP durchaus bewusst. Konflikte werden im ländlichen Raum des Süd-Kivu traditionell von Ältestenräten bearbeitet. Bislang verwehren Männer den Frauen die Teilnahme. Doch die positiven Konfliktlösungen der CLPs tragen mehr und mehr dazu bei, dass weiblichem Engagement ein höherer Stellenwert in den Dorfgemeinschaften eingeräumt wird.

Friedenskomitees in Schulen

Auch in Schulen in der Region Uvira wurden Friedenskomitees gegründet, die ähnlich wie die CLPs paritätisch mit Jungen und Mädchen besetzt werden. „Für mich war es das erste Mal, dass mir zugehört wurde, und ich bin sehr froh, dass meine Mitschülerin in die Mediation mit einbezogen wurde. Früher wäre unser Fall vor der Disziplinarleitung der Schule gelandet. Die verhängten Strafen haben oft dazu geführt, dass Konflikte noch schlimmer wurden“, erinnert sich Regina Furaha, die mit einer Mitschülerin in Konflikt geraten war. Dass Mädchen schon in jungen Jahren Konflikte schlichten, lässt bekannte Rollenbilder verblassen und verhilft Frauen, mehr gesellschaftlichen Einfluss zu nehmen.


Dieser Artikel ist zuerst erschienen im Jahresbericht 2022 des ZDF-Trägers EIRENE (S. 14-15). Für unsere Website wurde er leicht überarbeitet.

Mehr zum Engagement des ZFD in der DR Kongo erfahren Sie auch in unserer Projektdatenbank. Die Provinz Süd-Kivu liegt im Osten der DR Kongo und grenzt an Burundi und Ruanda. Das Leben in der Region ist seit langem von Gewalt – und damit zwangsläufig von Not, Leid und Flucht geprägt. Die Konflikte sind miteinander verknüpft. Daher ist das Projekt des ZFD in allen drei Ländern und grenzübergreifend aktiv.