Aktuelles

Corona-Pandemie: Versöhnung im virtuellen Raum

Es ist das vielleicht wichtigste Zeichen der Versöhnung in diesem so festgefahrenen Konflikt: die gemeinsame palästinensisch-israelische Gendenkveranstaltung „Memorial Day Ceremony“. Im letzten Jahr kamen über 9.000 Menschen zusammen, um gemeinsam der Opfer des langjährigen Konflikts zu gedenken. Am 27.4.2020 wird der „Memorial Day“ zum 15. Mal begangen. Doch wie kann gemeinsame Begegnung in Zeiten von Corona gelingen? Und warum ist es wichtig, die Gedenkfeier trotz Corona-Pandemie zu veranstalten?

„Die Menschen fragen uns: ‚Warum haltet ihr gerade jetzt an der Zeremonie fest, wo die Welt mit dem Coronavirus konfrontiert ist?‘ Unsere Antwort: Weil Menschenrechte, Gleichheit und Frieden nicht warten können. Das Coronavirus verschärft den Konflikt nur noch weiter, mit einer Zunahme von Gewalt und Feindseligkeit, was zu wachsendem Hass und Spaltung führt“, schreiben die „Combatants for Peace“ über die Herausforderung, die „Joint Israeli-Palestinian Memorial Day Ceremony“ im Schatten der Corona-Pandemie zu veranstalten. „Die Coronavirus-Krise zeigt uns, dass weder Mauern noch Kontrollpunkte, weder Messer noch Steine uns schützen können. Wir alle sind Menschen. Wir werden nicht aufgeben.“

Die Organisation „Combatans for Peace“ (CFP) ist seit vielen Jahren Partner des ZFD. Es ist eine der wenigen verbliebenen binationalen Organisationen in der Region, die allen Vorbehalten und Widrigkeiten zum Trotz an der Überzeugung festhalten, dass ein anderer Weg der israelisch-palästinensischen Begegnung jenseits der Gewalt möglich ist. Die „Memorial Day Ceremony“ veranstalten sie zusammen mit der ebenfalls binationalen Nichtregierungsorganisation „Parents Circle – Families Forum“ (PCFF). Der gemeinsame „Memorial Day“ ist über die Jahre zu einem weit sichtbaren Signal der Trauer, Versöhnung und Hoffnung geworden.

Auch in diesem Jahr wird es eine Gedenkveranstaltung geben – allerdings nur im virtuellen Raum. Zwar wird die Veranstaltung schon seit mehreren Jahren per Livestream übertragen, doch ohne Frage war das Herzstück des alternativen „Memorial Days“ immer die gemeinsame Begegnung vor Ort. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie erfordern nun ein neues Format des Zusammenkommens. Und wenn die „Combatans for Peace“ auch in diesem Jahr „eines der außergewöhnlichsten Ereignisse“ versprechen, können wir ihnen Glauben schenken. Denn nicht zum ersten Mal sind sie kurzfristig mit neuen Herausforderungen konfrontiert. 2017 verweigerte der damalige israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman den Teilnehmenden aus den Palästinensischen Gebieten die Einreiseerlaubnis nach Israel, sodass der alternative Gedenktag zwar räumlich getrennt, aber per Live-Schalte dennoch verbunden begangen werden konnte.

Wir dürfen also auf das neue Format der „Memorial Day Ceremony“ gespannt sein. So viel steht schon fest: Die Veranstaltung wird mit einer einstündigen Live-Übertragung mit Rede- und Musikbeiträgen aus Israel und den Palästinensischen Gebieten beginnen. Musikalische Beiträge kommen unter anderem von Achinoam Nini, besser bekannt unter ihrem Kurznamen Noa, die 2009 zusammen mit Mira Awad beim Eurovision Song Contest vertreten war. Der Titel ihres damaligen Songs steht ganz im Einklang mit dem Motto der CFP: „There Must Be Another Way“. Die Zeremonie endet mit dem traditionellen Auftritt des palästinensisch-israelischen Frauenchors „Rana of Yafo“. Anschließend sind alle Teilnehmenden eingeladen, via Zoom virtuell mit hinterbliebenen israelischen und palästinensischen Familien über deren Sorgen und Hoffnungen zu sprechen. Es werden Übersetzungen ins Englische, Arabische und Hebräische angeboten.

Die diesjährige „Joint Israeli-Palestinian Memorial Day Ceremony“ findet am Montag, 27. April 2020 statt. Sie kann weltweit im Internet verfolgt werden. Der Livestream startet um 19:30 Uhr MESZ (Mitteleuropäische Sommerzeit).


Aktuelle Informationen finden Sie auf dem Facebook-Profil der „Combatants for Peace“ (wahlweise auf Englisch, Hebräisch oder Arabisch)

Das Plakat zum „Memorial Day“ 2020 hat der israelische Künstler Hanoch Piven entworfen. Wie er zu seiner Gestaltung kam, erläutert er in einem Facebook-Post der CFP. Mehr Kunst von Hanoch Piven finden Sie auf seiner Website Pivenworld.