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Corona-Pandemie: Trotz Distanz präsent

Die ZFD-Partnerorganisation PODION unterstützt kolumbianische Gemeinden bei der Durchsetzung ihrer Interessen in Land- und Umweltkonflikten. Oft stehen sie dabei mächtigen Konzernen gegenüber. COVID-19 hat PODION die Arbeit erschwert. Doch davon lassen sich die Mitarbeitenden nicht entmutigen.

„Es ist entscheidend, dass unsere Arbeit weitergeht.“

Die Nichtregierungsorganisation „Corporación PODION“ setzt sich in vielen Teilen Kolumbiens für Artenvielfalt, Umweltschutz und die Wahrung der Menschenrechte ein, so auch in der Region Magdalena Medio im Nordwesten des Landes. Die Gegend ist reich an Bodenschätzen: Erdöl und Kohle, aber auch Kalkstein und andere Mineralien werden abgebaut und verarbeitet – mit erheblichen Auswirkungen auf Wasser und Böden, Biodiversität und Bevölkerung. Viele Tierarten sind bedroht, ebenso wie die Existenz vieler Menschen, die von Landwirtschaft und Fischerei leben.

PODION stärkt Gemeinden in der Region durch Aufklärung, Beratung und Weiterbildung, damit sie sich besser gegen Landraub, Umweltverschmutzung und Ausbeutung wehren können. Dafür sind die Mitarbeitenden von PODION eigentlich viel unterwegs, und stehen im direkten Austausch mit dem Menschen vor Ort. Die Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben die Arbeit von PODION jedoch erheblich erschwert. Die in der Region wütenden bewaffneten Konflikte machen das Reisen ohnehin schwer genug. COVID-19 hat es zeitweise unmöglich gemacht.

Das PODION-Team stand somit vor der Herausforderung: Wie aus der Ferne präsent bleiben, mit den Betroffenen weiterhin Kontakt halten, Missstände bezeugen und über Unrecht aufklären? Eine Antwort auf diese Herausforderung war die Konzeption einer wöchentlichen Radiosendung mit dem Titel „Cuando el río suena“ (Wenn der Fluss rauscht). Von Juli bis September 2020 produzierte PODION zehn Sendungen, die über kommerzielle Rundfunkstationen übertragen wurden. Etwa 8.000 Menschen im Magdalena Medio haben die Radiosendung jede Woche verfolgt Thematisch ging es um die Auswirkungen des Kohleabbaus, lokale Umweltinitiativen, gesetzliche Rahmenbedingungen und andere Umweltaspekte.

Aus der Not geboren, doch zu Erfolg erkoren

Die Resonanz auf die Radiosendung war so groß, dass PODION den Sprung ins Fernsehen gewagt hat. Seit Mitte November läuft „Cuando el río suena“ jeden Donnerstag auf „Enlace Televisión“, einem lokalen Fernsehsender mit Sitz in Barrancabermeja, der größten Metropole im Magdalena Medio. Zu jeder Sendung werden Fachleute eingeladen, die zu relevanten Umweltthemen Rede und Antwort stehen. Dadurch gelingt PODION die „kontaktlose Aufklärung“ von vielen von Land- und Umweltkonflikten Betroffenen in der Region. Doch auch den persönlichen Kontakt halten die Mitarbeitenden von PODION soweit wie möglich aufrecht – und wenn es nur einmal im Monat ist, wenn die Menschen aus den ländlichen Gemeinden für Arzt- oder Bankbesuche in die Stadt kommen.

Wie wichtig es ist, dass PODION und auch der Zivile Friedensdienst ihre Unterstützung aufrechterhalten, kann ZFD-Fachkraft Claudia Hurtado Rivas bestätigen: „Es ist entscheidend, dass unsere Arbeit weitergeht. Gerade jetzt, im Schatten der Pandemie, versuchen Konzerne und die kolumbianische Regierung ihre Interessen weiter durchzusetzen.“ Hurtado Rivas ist stellvertretende Koordinatorin beim ZFD-Träger AGIAMONDO in Kolumbien und begleitet die Aktivitäten von PODION seit 2017.

Ob digital oder analog, PODION bleibt effektiv aktiv

Um dafür Sorge zu tragen, dass die Arbeit weitergeht, hat das Team von PODION in Zeiten der Pandemie auch seine Online-Aktivitäten ausgebaut. So wurden die bewährten Workshops über einheimisches Saatgut, ökologische Anbaumethoden oder Biodiversität in virtuelle Formate gegossen und auf den Social-Media-Plattformen verfügbar gemacht. So können Interessierte das, was bisher in Gesprächen und Schulungen vermittelt wurde, landesweit von zu Hause ansehen, mit anderen teilen und ihre Erfahrungen im Chat austauschen.

Das funktioniert allerdings nur dann, wenn eine passable Internetverbindung verfügbar ist. In der Provinz Tolima am südlichsten Rand des Magdalena Medio ist das nicht immer der Fall. Eine PODION-Kampagne aus Vor-Corona-Zeiten zeigt, dass „kontaktloses Engagement“ nicht unbedingt digital sein muss. In mehreren Dörfern haben Künstlerinnen und Künstler große Wandbilder an Häuserfassaden gemalt, die auf fantasievolle, farbenfrohe Weise den Nebelwald Galilea und seine Tierwelt darstellen. Dort waren im Jahr 2000 Erdölreserven entdeckt worden. Ziel der Kampagne war es, Aufmerksamkeit zu erregen und den Wald im Bewusstsein der Bevölkerung als etwas Schützenswertes präsent zu halten. Das ist gelungen. Im Dezember 2019 wurde der letzte Nebelwald von Tolima auf großen öffentlichen Druck hin und nach langem Ringen mit der Erdöllobby offiziell zu einem Naturpark erklärt.


Quelle: Der Text basiert auf einer Reportage von Bianca Bauer und Claudia Hurtado Rivas, die im Magazin „contacts Nr. 03/20“ des ZFD-Trägers AGIAMONDO erschienen ist. Das Foto der Wandmalerei ist ebenfalls dem Beitrag entnommen. Es stammt von PODION-Mitarbeiter Orlando Cardozo. Der Screenshot zeigt Luis Enrique Ordúz, PODION-Projektkoordinator in Bogotá, bei einer Folge der Sendung „Cuando el río suena“ (Wenn der Fluss rauscht). Wenn Sie die Sendung verfolgen wollen, besuchen Sie das Facebook-Profil von PODION.