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Corona-Pandemie: Fakten statt „Infodemie“
17.12.2020Die Medieninitiative „Kakuma News Reflector – KANERE“ informiert mit Unterstützung des ZFD und KCOMNET Geflüchtete im Nordwesten Kenias über COVID-19 – über die sozialen Medien, den Radiosender REF FM und ein Infomobil. Vor kurzem ist ihr neues Online-Magazin erschienen. Die enthaltenen Beiträge geben aufschlussreiche Einblicke in das Leben vor Ort.
Im Nordwesten Kenias, nur unweit der Grenzen zum Südsudan und Uganda, haben rund 200.000 Geflüchtete und Asylsuchende aus mehr als 20 Ländern Zuflucht gefunden. Das sind 40 Prozent aller in Kenia untergekommenen Geflüchteten. Hier im Nordwesten leben sie im Geflüchtetencamp Kakuma und in der „integrierten Siedlung“ Kalobeyei. Beide Zufluchtsorte werden vom UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR unterhalten. Auch der Zivile Friedensdienst ist hier zugegen. Gemeinsam mit seiner Partnerorganisation KCOMNET (Kenya Community Media Network) unterstützt er Journalistinnen, Journalisten und Medieninitiativen, die den Menschen vor Ort verlässliche Informationen liefern
Eine dieser Initiativen ist der „Kakuma News Reflector – KANERE“, der von einer Gruppe geflüchteter Journalistinnen und Journalisten betrieben wird. Seit 2008 widmet sich KANERE Themen, die für die Menschen im Camp Kakuma von Belang sind. Sie werden via Social Media, einer eigenen Radiostation und dem KANERE News-Blog verbreitet. In Zeiten von COVID-19 sind Initiativen wie KANERE wichtiger denn je. „Während die Bewohnerinnen und Bewohner des Camps Zugang zu den Märkten haben, ist ihr Zugang zu Informationen begrenzt“, schreibt ZFD-Fachkraft Shirley Owenga im neuen KANERE-Magazin, das am 30. November 2020 veröffentlicht wurde. „Viele sind gezwungen, unzuverlässige Quellen zu Rate zu ziehen, etwa Infos aus den sozialen Medien wie Facebook und Twitter.“
Wissen lebt nicht von Fülle, sondern von Fakten
Schon kurz, nachdem die WHO die weltweite Ausbreitung von COVID-19 zur Pandemie erklärte, warnte deren Generaldirektor vor der Gefahr einer „Infodemie“, eines Überangebots an Informationen, von denen manche irreführend, schlimmstenfalls sogar schädlich sein könnten. Wie sehr die Corona-Pandemie tatsächlich Falschinformationen und Verschwörungstheorien befruchtet, können wir auch in Europa beobachten. Allerdings haben wir den großen Vorteil, jederzeit auf vertrauenswürdige und verlässliche Quellen zugreifen zu können. Um dies auch den Menschen in Kakuma und Kalobeyei zu ermöglichen, haben KANERE, KCOMNET und der ZFD ihre Anstrengungen vor Ort seit Beginn der Pandemie verstärkt. Sie informieren über die sozialen Medien und den Radiosender REF FM (REF für Refugee = Geflüchtete/-r).
Außerdem betreiben sie ein „Infomobil“, ein Auto das mit einem Lautsprecher ausgestattet ist und seit April 2020 durch die Straßen von Kakuma und Kalobeyei fährt. Auf diesem Wege werden Empfehlungen zur Vorsorge, faktengeprüfte Nachrichten und gesetzliche Regelungen in mehreren Sprachen direkt unter die Leute gebracht. „Old-school, aber effektiv“, so Shirley Owenga. Neben Englisch, Somali und Suaheli werden die Informationen auch in Nuer und Dinka, zwei Sprachen, die im Südsudan verbreitet sind, übersetzt. Die Mehrzahl der Geflüchteten hat dort ihre Wurzeln. Anfangs wurde das Infomobil vor allem dazu genutzt, über COVID-19 aufzuklären. Bald wurde das Programm um Aspekte der psycho-sozialen Gesundheit ergänzt, damit die Menschen in jeglicher Hinsicht möglichst unbeschadet durch die Pandemie kommen.
Blog bringt News vom und fürs Leben im Camp
Mehr über diesen und andere Wege, die Menschen in Kakuma und Kalobeyei über die Gefahren und Auswirkungen von COVID-19 zu informieren, und was die Menschen dort bewegt, lesen Sie im aktuellen englischsprachigen KANERE-News-Blog. Die einzelnen Artikel können Sie über die folgenden Links direkt abrufen. Aktuelle Informationen finden Sie auf dem KANERE-Twitter-Account.
- Q. Boru, T. Asrat und G. Ibrahim: Letter from the Editors
[Brief der Herausgeber] - Santos Madhiu: GIZ Supports Refugees-Led Community Radios
[GIZ ZFD unterstützt von Geflüchteten geleitete Community-Radios] - KANERE News Desk: Eritrean asylum seeker committed suicide at Camp 3
[Ein eritreischer Asylbewerber beging in Lager 3 Selbstmord] - Lizala Alfonze: Gender-Based Violence and COVID-19
[Geschlechtsspezifische Gewalt und COVID-19] - Tolossa Asrat: Kakuma refugees predict improved resettlement if Biden wins
[Kakuma-Geflüchtete sagen eine verbesserte Neuansiedlung voraus, wenn Biden gewinnt] - Qaabata Boru: One dead, another seriously wounded in robbery gone wrong
[Einer tot, ein anderer schwer verwundet bei einem schiefgegangenen Raubüberfall] - Tolossa Asrat: Kakuma refugees reluctant to wear masks, unable to maintain social distance
[Kakuma-Geflüchtete, die nur ungern Masken tragen und keine soziale Distanz aufrechterhalten können] - Shirley Owenga: A Virus. A Car-mounted Loudspeaker. A Story.
[Ein Virus. Ein Autolautsprecher. Eine Geschichte.]
Die ZFD-Partnerorganisation „Kenya Community Media Network“ (KCOMNET) ist ein Dachverband kommunaler Radiosender (Community-Radios). Mehr als 40 Community-Radios aus ganz Kenia sind Mitglied im KCOMNET-Netzwerk. Ihr Anliegen ist es, konfliktsensibel über Themen zu berichten, die die Bevölkerung bewegen und sie in Diskussionen einzubinden. Das gemeinsame „UMOJA – Radio for Peace“-Programm von ZFD und KCOMNET unterstützt Radiosender auf Gemeindeebene dabei, das Radio als offene Dialogplattform zu nutzen und Programme zu konzipieren und Berichte zu erstellen, die versöhnen statt zu spalten. Mehr über die Zusammenarbeit mit KCOMNET in Zeiten von COVID-19 lesen Sie in unserem Beitrag vom 9.4.2020.