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Burundi: Frieden geht auf Sendung

Burundi gehört laut den Vereinten Nationen zu den fünf ärmsten Ländern der Welt. Seit seiner Unabhängigkeit 1961 wird Burundi immer wieder von blutigen Konflikten heimgesucht. Um dem Frieden eine Stimme zu geben, wurde eine neue Methode entwickelt: Mediations-Radiokonferenzen. Hier kommen verschiedenste Vertreter*innen der Gesellschaft zu Wort.

Die Partnerorganisationen des ZFD-Trägers EIRENE „Maison de la Presse du Burundi“ (MPB ) und „Association Burundaise des Femmes Journalistes“ (AFJO) organisieren die Radiokonferenzen gemeinsam. Hierbei geht es oft um Frauenrechte und die Verhinderung von sexualisierter Gewalt. Es werden aber auch Sendungen produziert, die sich den Themen Landkonflikte und Gewaltfreiheit widmen.

Gäste und Hörer*innen kommen zu Wort

Bei den zweistündigen themenspezifischen Dialogveranstaltungen kann sich jeder und jede der 20 bis 30 eingeladenen Gäste zu Wort melden. Jede Radiokonferenz beginnt mit einer drei- bis fünfminütigen investigativen Reportage aus einer Region, in der das Thema der Sendung besonders präsent ist. Außerdem wird jeweils ein/e Expert*in eingeladen für einen zehnminütigen Fachbeitrag. Zu den partizipativen Dialogveranstaltungen gehört auch, dass jeweils zwei Zentren mit Menschen in entfernten Provinzen zugeschaltet werden. Sie können per Telefon Input geben und auf die Situation in ihrer Region aufmerksam machen. Die Debatten können live im burundischen Radio Isanganiro verfolgt werden.

Seit 2016 arbeitet MPB im Friedensjournalismus mit der Methode der Mediations-Radiokonferenzen. „Ich finde diesen Ansatz genial, da niemand die Veranstaltung manipulieren kann. Unsere Journalist*innen sind geschult worden, diesbezügliche Versuche im Keim zu ersticken", betont Francine Ndihokubwayo, Präsidentin des Journalistinnenverbandes AFJO und Journalistin beim Radio Isanganiro.

Die Gästeliste ergibt sich durch das Thema der Radiokonferenz. In der Regel sind Politiker*innen, Jurist*innen, Polizist*innen, Geistliche, Vertreter*innen zivilgesellschaftlicher Organisationen, Vertreter*innen der Batwa-Minderheit und Mitglieder des Burundischen „Rats der Weisen“ an den Mikrofonen. Empowerment von Frauen ist den Vertreterinnen des Journalistinnen-Verbandes AFJO dabei besonders wichtig. 

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Was ist zu hören und was nicht?

In Burundi ist das Konfliktpotential auf vielen Ebenen der Gesellschaft hoch. Immer wieder kommt es zum Beispiel zu Gewalt zwischen den Jugendverbänden der politischen Parteien. Der Schmuggel an der Grenze zur DR Kongo destabilisiert ganze Gemeinden und aufgrund der zahlreichen gewalttätigen Konflikte in der Region der Großen Seen gibt es viele Geflüchtete im Land.

Die Radiokonferenzen bieten die Möglichkeit, viele dieser brisanten Themen anzugehen. Auch häusliche Gewalt, Benachteiligung von Frauen im Erbrecht und Gewalt gegen die Batwa-Bevölkerungsgruppe werden thematisiert. Es gibt jedoch für die Journalist*innen von MPB und AFJO eine rote Linie: Weder darf es direkte Kritik an der Person des amtierenden Präsidenten geben, noch soll Trennendes zwischen den beiden dominanten Bevölkerungsgruppen der Hutu und der Tutsi verbreitet werden. Diese beiden Themen bergen ein Eskalations- und Gewaltpotential, das die beiden EIRENE-Partnerorganisationen durch Selbstbeschränkung vermeiden. „Nur lebende Journalist*innen können gute Journalist*innen sein“, sagt Anaclet Hakizimana vom MPB. 


Der Text stammt  von Claus Schrowange, der die Radiokonferenzen als ZFD-Fachkraft unterstützt. Der Beitrag ist zuerst erschienen im EIRENE Magazin 1/2024 und wurde für unsere Webseite leicht gekürzt und angepasst.

Fotos: EIRENE

Mehr zum Thema erfahren Sie auch in unserem Factsheet zu Radioprojekten in Burundi und in unserer Projektdatenbank