Projekt

On air und mittendrin: Jugend und Medien setzen auf Frieden

Land

Burundi
Demokratische Republik Kongo
Große Seen
Ruanda

ZFD-Akteur

EIRENE Internationaler Christlicher Friedensdienst

Konfliktkontext: Die Region der afrikanischen Großen Seen wird seit Jahrzehnten von politischer Instabilität, bewaffneten Auseinandersetzungen und Ressourcenkonflikten erschüttert. Die Folgen sind schwerste Menschenrechtsverletzungen und humanitäre Krisen. In den vergangenen Jahrzehnten wurden mehrere Millionen Menschen Opfer von Gewalt und Vertreibung. Ruanda hat seit dem Völkermord von 1994 einige Schritte in Richtung Frieden und Entwicklung gemacht. Gleichwohl bleibt nationale Versöhnung eine wesentliche Aufgabe, die sowohl für die Stabilisierung des Landes als auch der Region wichtig ist. Die Bürgerkriege in der DR Kongo und in Burundi wurden zwar 2003 beziehungsweise in Burundi 2005 offiziell beendet, die Lage in beiden Ländern blieb jedoch weiter angespannt. Die Konfliktursachen sind nicht behoben, die Gräueltaten nicht aufgearbeitet. Viele Menschen sind traumatisiert, gleichzeitig gibt es kaum wirtschaftlichen Aufschwung und berufliche Chancen, viele Teile der Bevölkerung leben am Existenzminimum. Rivalitäten und Spannungen zwischen ethnischen und anderen gesellschaftlichen Gruppen verstärken sich vor diesem Hintergrund schnell oder brechen erneut auf. Bewaffnete Gruppen unterwandern die Friedensbemühungen, genauso wie manche politische oder andere Autoritäten die Situation instrumentalisieren. Burundi befindet sich seit 2015 in einer innenpolitischen Krise, angestachelt durch das umstrittene dritte Mandat von Präsident Pierre Nkurunziza. Nach einer kurzen Phase der Beruhigung ist spürbar, dass im Zuge der nächsten Wahlen 2020 die Spannung wieder steigt. In der DR Kongo spitzte sich die Lage zu, seitdem Ende 2016 eigentlich Parlaments- und Präsidentschaftswahlen anstanden, die aber mehrfach bis Ende 2018 verschoben wurden. Zwar konnte eine verfassungswidrige Amtszeitverlängerung des Ex-Präsidenten Joseph Kabila letztlich verhindert werden, und sein seit 2019 amtierender Nachfolger Felix Tshisekedi gehört der Opposition an. Das Wahlergebnis war jedoch umstritten und es ist nicht sicher, wie stabil die neue Regierung sein wird. Auch in der Projektregion Süd-Kivu bleibt die Lage ernst. Weiterhin sind zahlreiche bewaffnete Gruppen aktiv, die für die lokale Bevölkerung eine ständige Bedrohung darstellen. Außerdem sind hier über 40.000 Geflüchtete aus Burundi gestrandet. Die Konflikte mit der ortsansässigen Bevölkerung um Land und Rohstoffe nehmen zu. Die Beziehungen zwischen allen drei Projektländern sind belastet. In den letzten Jahren kam es vereinzelt zu grenzübergreifenden Gefechten. Ein großes Streitthema dabei sind Fluchtbewegungen infolge von Instabilität, Gewalt und Verfolgung, die zwischen und innerhalb der drei Länder stattfinden. Es besteht die Gefahr eines Flächenbrandes, der die ganze Region erfassen könnte

Projekt: Die Provinz Süd-Kivu liegt im Osten der DR Kongo und grenzt an Burundi und Ruanda. Das Leben in der Region ist seit langem von Gewalt – und damit zwangsläufig von Not, Leid und Flucht geprägt. Die Konflikte sind miteinander verknüpft. Daher ist das Projekt in allen drei Ländern und grenzübergreifend aktiv. Die Region ist reich an Rohstoffen. Genau darum ranken sich viele (bewaffnete) Konflikte. Um hier überhaupt etwas zu bewirken, setzt der ZFD an verschiedenen Punkten an. Die katholische Jugendbewegung CHIRO-Burundi hat mit ihren 80.000 Mitgliedern das Potenzial, wirkungsvoll zu Frieden und Entwicklung beizutragen. Mit Unterstützung von Fachkräften des ZFD werden Aktive und Führungspersonen des Verbands in ziviler Konfliktbearbeitung geschult. Innovative Methoden wie das Forumtheater erleichtern die Debatten und die Aufklärung über Werte wie Gewaltlosigkeit und Menschenrechte. Die Zusammenarbeit mit dem Pressezentrum „Maison de la Presse“ in Burundi baut auf die Kraft der Medien, insbesondere das reichweitenstarke Radio. Konfliktsensible Berichterstattung schafft Verständnis und eröffnet neue Sichtweisen. Interaktive Radiodebatten geben breiten Teilen der Bevölkerung eine Stimme. Der kongolesische Verein SVH hat mit Unterstützung des ZFD lokale Gremien aufgebaut, die zur Streitschlichtung und Mediation kommunaler Konflikte genutzt werden. SVH engagiert sich auch für ein friedliches Zusammenleben von burundischen Geflüchteten und der kongolesischen Bevölkerung. Zusammen mit der kongolesischen NGO OGP setzt sich der ZFD auch für einen fairen und transparenten Abbau der Rohstoffe ein. Dazu werden die Schlüsselakteure im Minensektor, Zivilgesellschaft und staatlicher Verwaltung an einen Tisch gebracht, damit gemeinsam gesellschaftliche und wirtschaftliche Verbesserungen erwirkt werden.

Projektpartner

CHIRO-Burundi
Maison de la Presse
Observatoire Gouvernance et Paix (OGP)
Solidarité des Volontaires pour l’Humanité (SVH)
weitere zivilgesellschaftliche Netzwerke in allen drei Ländern (u. a. CICB in Burundi, GTTM in DR Kongo)

Projektstandorte

Bujumbura
Gitega
Region Süd-Kivu

Zielgruppen

lokale Bevölkerung, zurückgekehrte Vertriebene und Geflüchtete, zivilgesellschaftliche Organisationen, kommunale und lokale Verwaltung, traditionelle, religiöse und politische Autoritäten, Journalistinnen und Journalisten, Anrainerbevölkerung von Bergbaustandorten, Minengesellschaften, Gewerkschaften, Entscheiderinnen und Entscheider auf nationaler und regionaler Ebene (Bergbaukammer, Ministerien)

ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)

4

Weitere Informationen

Ziviler Friedensdienst in der Region der Großen Seen Afrikas (EIRENE-Kurzfilm, 4:40, deutsch).

Staaten, die zur Region der Großen Seen zählen, sind Burundi, DR Kongo, Kenia, Ruanda, Tansania und Uganda. Die Projektregion Süd-Kivu liegt in der DR Kongo und grenzt an Burundi und Ruanda. Weitere Informationen zur Situation in den einzelnen Ländern finden Sie ebenfalls in unserer Projektdatenbank (mit Ausnahme von Tansania, wo derzeit kein ZFD-Projekt verortet ist).

Stand

1. Quartal 2024